Drogenabhängige nur unzureichend aufgeklärt

Dr. Barbara Kreutzkamp; Foto: fotolia, Artem Furman

Infektionskrankheiten bedrohen i.v.-Drogenabhängige in besonderem Maße. Wie eine aktuelle Studie zeigt, wissen die Betroffenen aber zu wenig darüber.

Was wissen die i.v.-Drogenabhängigen über den unsicheren Gebrauch von Injektionszubehör und über Schutzmaßnahmen? Das wollte die DRUCK-Studie* des RKI klären. Die jetzt präsentierten Zahlen stammen aus den Jahren 2011 bis 2015 und basieren auf fragebogengestützten Interviews sowie Serumuntersuchungen. 2077 Personen mit überwiegend langjährigem Drogen­abusus und einem medianen Alter zwischen 29 und 41 Jahren nahmen an der Studie teil.

Nicht nur Infusionsbesteck verbreitet Infektionen

Die User schweben vor allem aufgrund gemeinsam benutzter Spritzen in erhöhter Gefahr für Infektionen mit Hepatitis B, C (HBV bzw. HCV) und HIV. Letzteres und HBV droht auch verstärkt durch ungeschützten Sex. Das relativ stabile HCV gelangt sogar durch Auskochen und Weitergeben von Filtern, gemeinsames Benutzen von Wassergefäßen, Löffeln, kontaminierten Stauschläuchen oder Sniefröhrchen in die Blutbahn. Alle diese Verhaltensweisen werden unter dem Begriff „Unsafe Use“ zusammengefasst, berichtet Dr. Ruth Zimmermann vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.

Von den Interviewten, die in den letzten 30 Tagen Drogen injiziert hatten, berichteten je nach Region 5 bis 22 %, Spritzen und/oder Nadeln mit anderen geteilt zu haben, für andere Utensilien traf dies für 32 bis 44 % zu. Zwischen 36 und 48 % der Befragten hatten sich in den letzten 30 Tagen „unsafe“ verhalten.

Hepatitis-Prävalenz erreicht bis zu 54 %

Regionale Schwankungen zeigten sich auch bei den Infektionsprävalenzen. Sie lagen für HIV zwischen 0 bis 9 %, HCV-Antikörper fanden sich zu 37 bis 73 % und HCV-RNA als Marker für eine akute und damit virulente Hepatitis C zu 23 bis 54 %. Die HBV-Prävalenz bewegte sich zwischen 5 und 33 %, 15 bis 52 % waren HBV-geimpft.

Bei Fragen nach dem Wissensstand zu Präventionsmaßnahmen taten sich bei den Drogenabhängigen Lücken auf – obwohl praktisch jeder von ihnen bereits eine Suchttherapie erhalten hatte. Vor allem die Infektionsgefahr durch gemeinsame Benutzung von Sniefröhrchen, Filtern und Wasser war den wenigsten geläufig. Auch von der Möglichkeit, sich gegen HBV impfen zu lassen, hatten viele noch nie etwas gehört.

Fachleute fordern mehr Aufklärung und Prävention

Dr. Zimmermanns Fazit: Die meisten Drogenabhängigen haben Kontakt zum medizinischen System. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten zur Testung, Impfung und Aufklärung. Diese Möglichkeiten werden aber noch nicht voll ausgeschöpft.

*Drogen und chron. Infektionskrankheiten Ruth Zimmermann et al., Epidemiologisches Bulletin 2015; Nr. 22: 191-197

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