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Durchfall und Colitis mit fremdem Kot und Würmern heilen?
Sie fühlen sich als „Bürgerwissenschaftler“ und sind fest davon überzeugt, dass Parasiten ihr überschießendes Immunsystem in Schach halten können – bei Allergien ebenso wie bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. In ihrem Eifer bebrüten sie Wurmeier zu Hause in einer Mixtur aus warmem Wasser und dem Stuhlgang des Nachbarn.
Kaum zappeln die kleinen Helminthen in der Eihülle, werden gleich 500 Stück auf einmal verschluckt. Andere Patienten fliegen bis nach Thailand, um sich dort die nötigen Peitschenwurmeier zu besorgen, und hinterher veröffentlichen sie ihre Erfolgsgeschichte im Internet, was noch mehr Menschen auf den Würmertrip bringt.
Wissenschaftler lassen diese eigenmächtigen Heilversuche keineswegs kalt, einige wenden sich scharf gegen jede Wurmtherapie, während sich andere sehr wohl eine wissenschaftliche Prüfung in Studien vorstellen könnten. Einen Forscher aus New York überzeugten wiederholte Koloskopien bei einem Kolitispatienten. Überall dort, wo sich Würmer in dessen Kolon tummelten, war die Entzündung auf dem Rückzug oder verschwunden.
Wer testet Wurmspender auf Hepatitis und HIV?
Allerdings gibt es für Studien einige Hindernisse: Schließlich können Würmer auch als Heilmittel schwere Krankheiten auslösen. Außerdem eignet sich nicht jeder Wurm als Hilfsmediziner. Bestimmte Arten verschlimmern sogar Immunerkrankungen und Allergien, berichtet ein Kollege aus Edinburgh im „New Scientist“.1
Dennoch gibt es sehr wohl kleinere Untersuchungen: So testete Joel Weinstock von der Tufts University in Summerville bereits 2005 in einer kontrollierten Studie die Helminthentherapie bei 52 Freiwilligen mit Colitis ulcerosa. Sie schluckten über den Zeitraum von einem Vierteljahr alle zwei Wochen 2500 Eier des Schweinepeitschenwurms oder Placebo. 45 % der Eierkonsumenten erzielten eine Besserung, in der Placebogruppe betrug diese Rate 17 %. Im gleichen Jahr wurde einer australischen Studie zufolge mit Helminthen bei fünf von neun Crohn-Patienten eine Remission erzielt.
Zurzeit plant eine dänisch-amerikanische Gruppe eine Helminthenstudie bei Multipler Sklerose. Aber viele Menschen wollen nicht auf wissenschaftliche Ergebnisse warten und gehen unkalkulierbare Gesundheitsrisiken ein. Denn keiner kann garantieren, dass die Spender von kommerziell angebotenen Würmern tatsächlich gegen HIV, Hepatitis etc. getestet wurden.
Durchfall beseitigt dank Nachbars Fäzes
Eine weitere Behandlungsform ist die Transplantation von Spenderstuhl bei Patienten mit Clostridium-difficile-Infektionen, wenn die Durchfälle anderweitig nicht beherrschbar sind. Gleich zwei Arbeiten im „Journal of Clinical Gastroenterology“ widmeten sich 2010 dieser Therapiemethode.
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Gesunde Bakterienbesiedlung im kranken Darm wiederherstellen
Die Wirkung der Methode beruht darauf, dass die gesunde Bakterienflora aus dem Spenderfäzes den Darm des Patienten kolonisiert und dabei die natürliche Resistenz gegen C. difficile wiederherstellt. Selbstverständlich werden alle Fäzes-Spender vorher auf Krankheitserreger wie Clostridien, HIV und Hepatitis-Viren getestet.
Obwohl die Transplantation relativ einfach durchführbar ist, kommt sie erst infrage, wenn mehrere Vortherapien gescheitert sind. Und sie hält auch nicht lebenslang vor: Interkurrente Antibiotikagaben können – wie in der Studie – den Erfolg jederzeit wieder zunichtemachen. In Zukunft hofft man das gleiche Resultat viel einfacher mit einer Transplantation einzelner Bakterienstämme zu erlangen.
1. New Scientist 2011; 211, No. 2824: 6-7,
2. Sonya S. Yoon et al., J Clin Gastroenterol 2010; 44: 562-566,
3. Faith Rohlke et al., J Clin Gastroenterol 2010; 44: 567-570
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