Ein Funken Hoffnung für Nierenkrebspatient:innen

ESMO 2023 Josef Gulden

Belzutifan inhibiert einen Transkriptionsfaktor und könnte zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms eingesetzt werden. Belzutifan inhibiert einen Transkriptionsfaktor und könnte zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms eingesetzt werden. © SciePro – stock.adobe.com

Belzutifan verbesserte gegenüber Everolimus Ansprechen und PFS vorbehandelter Patient:innen mit Nierenzellkarzinom. In Kombination mit Cabozantinib war der Inhibitor sowohl in der Erstlinie als auch bei Personen mit Vortherapien effektiv.

Der Transkriptionsfaktor HIF-2α ist an der Regulierung von Genen beteiligt, die Zellproliferation, Angiogenese und Tumorwachstum begünstigen. Bei Hypoxie oder Beeinträchtigung der Funktion des von-Hippel-Lindau-Proteins (VHL) können diese Prozesse außer Kontrolle geraten. Forschende prüfen Belzutifan, den ersten oralen Inhibitor von HIF-2α, im ­LITESPARK-Studienprogramm für die Behandlung des klarzelligen Nierenzellkarzinoms. 

Prof. Dr. ­Laurence ­Albiges, Gustave Roussy, Villejuif, präsentierte zwei Interimsanalysen der Phase-3-Studie ­LITESPARK-005: Darin hatten 746 Personen mit fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinomen nach Versagen anti-angiogener Medikamente und CPI randomisiert Belzutifan oder Everolimus erhalten.1 Ko-primäre Endpunkte waren progressionsfreies und Gesamtüberleben, sekundäre Ziele Ansprechen, Sicherheit und die Zeit bis zur symptomatischen Verschlechterung.

Schon die erste Interimsanalyse nach 18,4 Monaten ergab einen PFS-Vorteil für Belzutifan: Zwar betrug der Medianwert in beiden Armen 5,6 Monate, aber der Benefit fiel für den HIF-2α-Inhibitor dennoch signifikant aus (HR 0,75; p < 0,001). Die PFS-Raten nach 12 Monaten beliefen sich in Prüfarm vs. Kontrolle auf 33,7 % vs. 17,6 %. Belzutifan erzielte mit 21,0 Monaten vs. 17,2 Monate einen numerischen OS-Benefit, der aber noch nicht signifikant ausfiel (HR 0,87; p = 0,096). Ganz ähnlich sahen die Ergebnisse der zweiten Analyse nach median 25,7 Monaten aus. 

Als deutlich überlegen erwies sich die Substanz in Bezug auf das Ansprechen mit Raten von 21,9 % vs. 3,5 % (p < 0,00001) sowie bei der Zeit bis zur Verschlechterung der Symptomatik (Median nicht erreicht vs. 12,0 Monate; HR 0,53; p < 0,0001). Nebenwirkungen von Grad 3–5 traten in beiden Armen ähnlich häufig auf.

Prof. Dr. ­Toni ­Choueiri, Dana-Farber Cancer Institute, Boston, sprach über die Phase-2-Studie ­LITESPARK-003.2 Darin hatten zwei Kohorten aus 50 therapienaiven bzw. 52 vorbehandelten Personen mit fortgeschrittenem klarzelligem Nierenzellkarzinom Belzutifan in Kombination mit Cabozantinib erhalten. Primärer Endpunkt war die Ansprechrate, die bei Erstlinientherapie 70 % und in der vorbehandelten Patient:innengruppe 31 % betrug. Erkrankte mit günstigem Risikoprofil (nach IMDC) schnitten in der Erstlinie, nicht aber bei Folgetherapien besser ab als solche mit intermediärem oder hohem Risiko.

Zulassungsstatus

In den USA ist Belzutifan bereits zugelassen für Patient:innen mit VHL-assoziiertem Nierenzellkarzinom, pankreatischen neuroendokrinen Tumoren (pNET) und zentralnervösen Hämangioblastomen.

Die mediane Dauer des Ansprechens war mit 28,6 Monaten bzw. 31,5 Monaten ähnlich und 57 % vs. 51 % der Responder sind mehr als zwei Jahre nach Behandlungsbeginn noch in Remission. Nach der Erstlinientherapie mit Belzutifan dauert das PFS mit median 30,3 Monaten jedoch bereits mehr als doppelt so lange an wie in der vorbehandelten Gruppe mit 13,8 Monaten. 

Die Ergebnisse, so Prof. ­Choueiri, sprechen für die Anwendung von Belzutifan in Kombination mit einem Angiogenese-Inhibitor sowohl in der Erstlinie als auch in nachfolgenden Linien.

Über die optimale Dosierung der Substanz herrscht noch Unklarheit: In ­LITESPARK-001 hatten Kolleg:innen durch Auswertung von Pharmakodynamik, Pharmakokinetik und Sicherheitsdaten für die weiteren Studien eine empfohlene Dosierung von 120 mg/d definiert, obwohl die maximal tolerierte Dosis auch bei 240 mg/d noch nicht erreicht war. Prof. Dr. ­Neeraj ­Agarwal, Huntsman Cancer Institute, Salt Lake City, berichtete über die Phase-2-Studie LITESPARK-013, in der 154 Patient:innen mit vorbehandeltem fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom auf entweder 120 mg/d oder 200 mg/d Belzutifan randomisiert worden waren.3

Die Teilnehmenden in den beiden Gruppen vertrugen die Behandlung ähnlich gut. Hinsichtlich des primären Endpunkts, der Ansprechrate, gab es mit 23,7 % vs. 23,1 % keinen signifikanten Unterschied zwischen den Dosierungen, Gleiches galt für PFS und OS. Damit wird es bei 120 mg/d als Standarddosis für die weitere Entwicklung der Substanz bleiben, schloss Prof. ­Agarwal.    

* Hypoxie-induzierender Faktor 2α

Quelle: Kongressbericht ESMO congress 2023
1. Albiges L. ESMO Congress 2023; Abstract LBA88
2. Choueiri T. ESMO Congress 2023; Abstract LBA87
3. Agarwal N. ESMO Congress 2023; Abstract 1881O

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