Einfacher Test entlarvt Dysphagie

Schluckstörungen bedeuten gerade für geriatrische Patienten ein immenses Risiko für eine Aspirationspneumonie. Ein einfacher Test kann helfen, die Dysphagie frühzeitig aufzudecken.

Klinische Zeichen einer Dysphagie sind gurgelnde, feuchte Stimme (z.B. beim Probeschluck), schwacher willkürlicher Husten und ausbleibende oder verzögerte Larynxelevation beim Schlucken. Zur gängigen Diagnostik gehören die orofaziale Untersuchung und einfache Schlucktests. Dabei trinkt der Kranke z.B. ein festgelegtes Flüssigkeitsvolumen (10 ml in 5 ml-Portionen), und der Beobachter achtet auf Schluckgeschwindigkeit, Husten, Würgen und Veränderung der Stimme. Mancherorts wird empfohlen, diesen Test mit dem Pulsoximeter zu kontrollieren: Fällt die Sauerstoffsättigung um mehr als 2 %, besteht ein hohes Aspirationsrisiko.

Auf dem 108. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin wurde nun ein neuer, sehr einfach durchführbarer, prädiktiver Dysphagie-Test vorgestellt, die Stereognosie. Dabei legt man den Kranken mit fraglicher Schluckstörung in willkürlicher Reihenfolge zehn unterschiedliche Testkörper (Kugel, Würfel, Pyramide, Zylinder...) auf den vorderen Zungenabschnitt. Damit diese nicht aspiriert werden, sind sie durch ein Band aus Zahnseide abgesichert. Der Patient soll dann anhand seines "Zungen-Tastbefundes" auf einem Foto, auf dem alle Testkörper vergrößert abgebildet sind, den richtigen herausdeuten. Werden fünf der zehn Gegenstände richtig zugeordnet, gilt der Test als bestanden. Sind es weniger, besteht Aspirationsgefahr. Professor Dr. Dr. Gerald Kolb vom St. Bonifatius-Hospital Lingen und Matthias Bröker, Zahnarzt in Lingen testeten den sog. R.F.-Tests (recognition of forms) bei 50 Patienten mit frischem Insult (mittleres Alter 78,4 Jahre) und fanden einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen Aspirationsgefahr und nicht möglicher Identifizierung der Testkörper. Von insgesamt sieben Patienten des Studienkollektivs, die eine Aspirationspneumonie entwickelten, hatten fünf die Testkörper zuvor nicht ausreichend erkannt. Die Referenten sehen im R.F.-Test deshalb ein einfaches und sicheres Screeningverfahren, um Patienten mit Aspirationsrisiko zu identifizieren.

Häufigste Ursache von Schluckstörungen ist ein Schlaganfall, erklärte Dr. Hansjörg Werner vom Evangelischen Krankenhaus Elisabethenstift Darmstadt. Zwar geht die Dysphagie meist in den ersten drei Wochen wieder zurück, in elf bis 50 % persistiert sie jedoch sechs Monate und länger. Bei etwa jedem zweiten Patienten mit Dysphagie nach Insult kommt es zur Aspiration. Ist es nicht mehr möglich, diese Patienten oral zu ernähern, sollte man lieber gleich eine PEG anlegen, statt zur Nasensonde zu greifen. Denn letztere wird meist sehr schlecht toleriert, betonte Dr. Werner. Bei Insultpatienten mit Hochdruck empfiehlt er ACE-Hemmer in der antihypertensiven Therapie, da diese eine Dysphagie günstig beeinflussen.

Auch Parkinsonkranke berichten in 50 bis 70 % über Schluckstörungen, ergänzte Dr. Thomas Stamm von den Westküstenkliniken Heide. "Bei Schluckstörungen, besonders beim klassischen Parkinson, lohnt sich immer ein Therapieversuch mit Dopamin", so Dr. Stamm. Zusätzlich sind zudem Amantadin-Infusionen zu erwägen. Dadurch verbessern sich Wachheit plus Antrieb und die Rate von Aspirationspneumonien sinkt.

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