
Endometriose nicht nur operieren!
Den Stellenwert der 3-Phasen-Therapie (Laparoskopie, GnRH-Agonist, Second-Look-Operation) untersuchte Professor Dr. Lieselotte Mettler von der Universitäts-Frauenklinik Kiel in einer prospektiv randomisierten Studie. An der Studie nahmen 410 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren teil. Alle Frauen litten unter Endometriose-assoziierten Beschwerden wie Dysmenorrhoe, Dyspareunie und chronischen Unterleibsschmerzen, so Prof. Mettler auf dem 5. Deutschen Endometriose-Kongress.
Nach Op. GNRH-Agonist
Die Frauen wurden in drei Gruppen aufgeteilt:
- Gruppe 1 erhielt nach der diagnostischen Laparoskopie den GnRH-Agonisten Leuprorelinacetat-Depot* für sechs Monate.
- In Gruppe 2 wurde eine laparoskopische Endometriose-Sanierung durchgeführt, anschließend ebenfalls für sechs Monate mit Leuprorelinacetat-Depot behandelt.
- Patientinnen in Gruppe 3 wurden nur laparoskopisch saniert.
Die Second-Look-Laparoskopie ergab, dass die höchste Heilungsrate mit 60 % bei den Patientinnen erzielt wurde, die laparoskopisch saniert und endokrin behandelt worden waren. In der Gruppe mit alleiniger operativer Endometriose-Sanierung betrug die Heilungsrate 55 %, unter rein hormoneller Therapie 50 %.
Alle Patientinnen wurden jährlich über einen Zeitraum von zwei Jahren kontrolliert. Dabei zeigte sich, dass Frauen nach operativer Endometriose-Sanierung plus GnRH-Therapie mit 41 % die niedrigste Rezidivrate aufwiesen. Im Vergleich dazu lag die Rezidivrate nach rein hormoneller Behandlung bei 76 %, nach alleiniger chirurgischer Sanierung bei 58 %. "Eine postoperative Therapie mit GnRH-Agonisten über drei bis sechs Monate unterstützt den Abheilungsprozess der Endometriose", sagte Prof. Mettler, und: "Wir wenden daher primär GnRH-Agonisten zur medikamentösen Therapie an."
Mehr Schwangerschaften durch Kombi
Verglichen wurde auch die Schwangerschaftsrate. Diese betrug nach rein operativer Behandlung 55 %, nach kombinierter oder alleiniger hormoneller Therapie je 60 %.
In eine zweite Studie wurden 54 Patientinnen mit Verdacht auf rektovaginale Endometriose aufgenommen. Mittels rektovaginaler Sonographie wurde bei 40 Patientinnen ein positiver Befund erhoben, bei den 14 Frauen mit negativem Befund erfolgte sofort eine Pelviskopie.
Die meisten Patientinnen mit infiltrierender Endometriose schreckten vor der Operation zurück. Lediglich elf Frauen willigten in eine tiefe Rektumresektion ein, bei acht Patientinnen wurde eine laparoskopische Resektion der Endometrioseherde durchgeführt.
Von den 21 Patientinnen, die eine Operation zunächst ablehnten, ließen sich drei Frauen später doch noch operieren. Die anderen Patientinnen behandelte Prof. Mettler mit Leuprorelinacetat-Depot und einer add-back-Therapie mit Tibolon, um Östrogenmangel-Erscheinungen zu minimieren. Durch die Kombination mit einer niedrig dosierten Hormonersatztherapie lässt sich zudem der Skelett-Demineralisierung gegensteuern.
Nach drei Jahren waren 15 Patientinnen schmerzfrei und beendeten die Behandlung, drei Patientinnen setzten die Therapie fort. Nach Worten von Prof. Mettler ist bei Frauen, die eine Operation ablehnen, die Gabe eines GnRH-Agonisten in Kombination mit add-back-Therapie auch als Langzeitbehandlung möglich und sinnvoll. Und generell gilt, unterstrich sie, dass eine kontinuierliche add-back-Therapie einer zyklischen vorzuziehen ist.
Seit kurzem steht Leuprorelinacetat als 3-Monats-Depotform** zur Verfügung. Die dreimonatliche Applikation, so Prof. Mettler, "lässt sich insbesondere für die Langzeittherapie sehr gut empfehlen".
Wann Second-Look-Op.?
Schmerz und Rezidivhäufigkeit hängen auch vom Stadium der Endometriose ab, wie eine Untersuchung mit 108 Patientinnen in der Frauenklinik Ammerland in Westerstede ergab. Alle Patientinnen hatten eine 3-Phasen-Therapie erhalten, bei der Second-Look-Operation wurden Restherde entfernt. Die Patientinnen wurden halbjährlich über einen Zeitraum von fünf Jahren nachbeobachtet, berichtete Dr. Michael Hippach. Nach fünf Jahren waren von den Patientinnen im Stadium I/II noch 70 % rezidivfrei, von den Patientinnen im Stadium III 65 %. Hart traf es die Patientinnen im Stadium IV. In dieser Gruppe erlitten nur 10 % kein Rezidiv. Nur wenn die Endometriose im Frühstadium erkannt und therapiert wird, lässt sich eine lange Schmerz- und Rezidivfreiheit erreichen, betonte Dr. Hippach. Die Therapie mit GnRH-Agonisten maskiert wahrscheinlich die Endometrioseherde, weil sie eingeschmolzen sind. Von daher kann man dann bei der Second-Look-Operation makroskopisch nichts mehr sehen. Die Konsequenz: Eine Second-Look-Operation sollte erst dann durchgeführt werden, wenn die Patientin nach Absetzen des GnRH-Agonisten wieder menstruierte, so Dr. Hippach. bg |
*Enantone®-Gyn-Depot
**Trenantone®Gyn
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