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Cartoon Gesundheitspolitik
Engpässe bei Hanf: europaweite Ausschreibung für 6600 Kilo Cannabis

Cannabis ist der wissenschaftliche Name der Gattung Hanf, bekannt als Marihuana (Blüten der weiblichen Pflanze) und Haschisch (Harz). Verschrieben werden dürfen neben Rezeptur- und Fertigarzneimitteln seit Änderung des Betäubungsmittelgesetzes 2017 auch Cannabisextrakte und -blüten. Letztere können Patienten zur Inhalation nach Verdampfung oder auch zur Teezubereitung nutzen.
Kritische Stimmen aus der Ärzteschaft warnen vor der Suchtgefahr. Im Gesetz seien nicht ausschließlich Reinsubstanzen favorisiert, sondern auch das giftige Cannabiskraut mit all seinen schädlichen Nebeneffekten, so Erik Bodendieck, Allgemeinarzt und Präsident der Sächsischen Landesärztekammer. Skepsis äußert auch die Verbraucherzentrale wegen fehlender Studien. Der Phyto-Spezialist Bionorica lehnt die Verschreibung von Cannabisblüten ausdrücklich ab, „da deren Dosierung für den Patienten nicht reproduzierbar möglich und für den Arzt nicht steuerbar ist“.
Schwerkranke Patienten tangieren diese Befürchtungen eher nicht, wie der Zuspruch zeigt. Aufgrund der neuen gesetzlichen Regelungen wurden nach Angaben der Apothekerverbände bereits im ersten Halbjahr 2017 auf ärztliche Verordnung und zulasten der gesetzlichen Krankenkassen rund 10 600 cannabishaltige Zubereitungen oder unverarbeiteten Cannabisblüten an schwerkranke Patienten abgegeben (neuere Zahlen sind noch nicht veröffentlicht). Tausende weitere Anträge von Versicherten liegen bereits bei den Krankenkassen (MT berichtete).
Zurückhaltende Ärzte
Für Selbstzahler kann es teuer werden
Die Cannabisagentur beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll sich um die Beschaffung des Medizinhanfs im notwendigen Maß kümmern. Dazu hat das BfArM im April vergangenen Jahres eine europaweite Ausschreibung zu „Anbau, Weiterverarbeitung, Lagerung, Verpackung und Lieferung von Cannabis zu medizinischen Zwecken“ gestartet. Ziel ist von 2019 bis 2022 die Bereitstellung von insgesamt 6600 Kilo Cannabis. Bisher wird der Bedarf über Importe gedeckt. Wer die ausgeschriebenen Lieferlizenzen erhalten wird, ist trotz Ausschreibungsende im Juli 2017 nicht entschieden. Das Problem sind die vom BfArM hoch gesetzten Hürden, die für deutsche unerfahrene Interessenten das erhoffte Millionengeschäft vielfach unrealisierbar machen. Vorgelegt werden müssen u.a. Referenzen über früher ausgeführte Aufträge zu Anbau, Verarbeitung und Lieferung von Phytoarzneipflanzen sowie Cannabis mit einer Liefermenge von jeweils mindestens 50 kg in den letzten drei Jahren. Auch die im April 2017 gegründete Lexamed GmbH aus Karsruhe wurde vom BfArM aus dem Vergabeverfahren ausgeschlossen – weil Mindestanforderungen nicht erfüllt worden sein sollen. Das will Rechtsanwalt Dr. Oskar Sarak, zugleich Geschäftsführer des Unternehmens, nicht hinnehmen. Er hat deshalb im vergangenen Jahr Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf (Az.: VII Verg 42/17) eingereicht. Für „nicht offensichtlich aussichtslos“ hält der Vergabesenat des Gerichts die Bemühungen. Bis zu einer endgültigen Entscheidung ist die Losvergabe allerdings erst einmal blockiert. „Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, ist derzeit nicht bekannt“, so ein Gerichtssprecher.Apotheker rechnen mit weiteren Lieferschwierigkeiten
Immer wieder gebe es Lieferschwierigkeiten bei Cannabisblüten, sagt Dr. Ursula Sellerberg von der Pressestelle der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Sie geht davon aus, dass diese mittelfristig wahrscheinlich weiter bestehen. Einzelne Cannabissorten könnten von Apotheken jedoch bei den Importeuren bestellt werden. Wie die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach in einer Antwort an die Grünen-Fraktion im Bundestag darlegte, kann das BfArM umgehend die erforderlichen Genehmigungen für Importe für Medizinalcannabis jedweden Herkunftslandes erteilen. Sollten einige Sorten im Einzelfall nicht lieferbar sein, könnten Ärzte Rezeptur- oder Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis verschreiben, so die Patientenbeauftragte der Bundesregierung. Dr. Franz Josef Grotenhermen, als Privatarzt erfahren in der Verschreibung von Cannabis, bezeichnet den Ersatz von Cannabisblüten aus pharmako-logischer Sicht bei Patienten, die nur eine geringe Dosis benötigen, als häufig unproblematisch. „Allerdings sind die Kosten für Fertigarzneimittel oder Rezepturarzneimittel deutlich höher als die für Cannabisblüten. Dies ist vor allem von Bedeutung, wenn Patienten keine Kostenübernahme durch die Kasse erhalten.“FDP will Modellprojekte zum genüsslichen Kiffen
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