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Eosinophile Ösophagitis – wenn die Speiseröhre streikt

Hohe Belastungen der Betroffenen im Alltag
Von einer EoE betroffen sind in Deutschland etwa 40 von 100.000 Erwachsenen.3 Der Altersgipfel für eine EoE liegt zwischen 30 und 50 Jahren, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.4 „Die EoE ist eine Erkrankung, die mit relevanten – manchmal maskierten – Symptomen einhergeht, weil Patienten oft ihr Ernährungsverhalten verändern, um Symptome zu vermeiden“, erklärt der Experte. Viele Patient*innen gewöhnen sich mit der Zeit an die Symptomatik, passen ihr Verhalten an und suchen daher erst spät oder gar keinen Arzt bzw. Ärztin auf. „Um der Erkrankung auf die Spur zu kommen, ist eine gezielte Anamneseerhebung wichtig“, unterstrich Prof. Miehlke. Unbehandelt oder inkonsequent behandelt, kann die EoE Prof. Miehlke zufolge zu relevanten Komplikationen wie Fibrose, Strikturen, Bolusobstruktionen und Perforationen führen.5 Menschen mit einer EoE leiden darüber hinaus unter Beschwerden beim Schlucken, Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Thorax sowie unter Sodbrennen und Regurgitation.6 Das klinische Erscheinungsbild kann sich negativ auf das alltägliche Leben und die Lebensqualität der Erkrankten auswirken.7-11 Vor allem die Dysphagie und die Bolusobstruktion sind mit einer Verminderung der Lebensqualität assoziiert.9,10 Für einige Betroffene ist eine normale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich, denn trotz wiederholtem Kauen kann die Nahrung nicht geschluckt werden.12
Oft von weiteren Erkrankungen mit Typ-2-Inflammation begleitet
In den meisten Fällen liegt der EoE eine Typ-2-Inflammation zugrunde, deren Treiber unter anderem die Interleukine IL-4 und IL-13 sind.13-15 Da sich diese Entzündung auch in anderen Organen manifestieren kann, sind Menschen mit einer EoE oft auch von anderen Erkrankungen mit Typ-2-Inflammation betroffen. Typische Begleiterkrankungen einer EoE sind allergische Rhinitis, Asthma, atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergien.16
Weitere Therapieoptionen nötig
Die Behandlung einer EoE zielt darauf ab, eine Remission zu erreichen und langfristig zu erhalten, eine Fibrose zu verhindern bzw. umzukehren, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen.2 Die Leitlinie sieht dafür derzeit den Einsatz von topischen Kortikosteroiden (TCS), hochdosierten Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sowie eine strenge (komplexe) Eliminationsdiät als Optionen vor. Bei symptomatischen Strikturen oder einer Fibrose ohne histologische Aktivität kann auch eine endoskopische Dilatation durchgeführt werden.2
Eine Phase-III-Studie zeigte unter einer Budesonid-Tablette (das einzige für die EoE-Therapie zugelassene TCS) ein signifikant überlegenes klinisch-histologisches Ansprechen gegenüber Placebo.17,18 In Woche 48 konnte jedoch bei einem Viertel der Patient*innen keine Remission erhalten werden.19 Zum Einsatz von PPI liegen keine placebo-kontrollierten Studien und keine validen Langzeitdaten vor. PPI sind in der Indikation EoE nicht zugelassen. „Auch für Eliminationsdiäten ist die Datenlage begrenzt, darüber hinaus erfordern sie ein hohes Maß an Compliance“, so Prof. Miehlke. Die Relevanz der Typ-2-Inflammation im Pathomechanismus der EoE20 eröffnet die Möglichkeit einer gezielten Blockade von IL-4 und IL-13 als systemische Behandlungsoption. Ein hierfür infrage kommendes Biologikum hat bislang jedoch keine Zulassung für die Behandlung der EoE. So besteht weiter der Bedarf an neuen zugelassenen und verträglichen Therapieoptionen, um die Lebensqualität der Patient*innen zukünftig weiter verbessern zu können.
Virtuelle Pressekonferenz: „Eosinophile Ösophagitis – wenn die Speiseröhre streikt“ im Rahmen des Kongresses Viszeralmedizin 2022 am 15. September 2022
1. Lucendo AJ et al. United European Gastroenterol J 2017; 5(3): 335-358
2. Madisch A et al. DGVS-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis 2022, Konsultationsfassung; verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-013%20KF.html (Zugriff September 2022)
3. Navarro P et al. Aliment Pharmacol Ther 2019; 49(9):1116-1125
4. Hirano I & Furuta G. Gastroenterology 2020; 158(4): 840-851
5. Schoepfer AM, et al. Gastroenterology 2013; 145(6): 1230-1236
6. Miehlke S et al. Z Gastroenterol 2018; 56: 139-150
7. Wang R et al. Dig Dis Sci 2018; 63(7): 1756-1762
8. Safroneeva E et al. Aliment Pharmacol Ther 2015; 42(8): 1000-1010
9. Dellon ES et al. Gastroenterology 2018; 155(4): 1022-1033
10. Eluri S et al. Clin Transl Gastroenterol 2017; 8(6): e97
11. Dellon ES et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2019; doi: 10.1016/j.cgh.2019.08.050
12. Dellon ES et al. Aliment Pharmacol Ther 2013; 38(6): 634-642
13. De Rooij WE et al. Drugs 2019; 79(13): 1419-1434
14. Hill DA et al. J Allergy Clin Immunol Pract 2018; 6(5): 1528-1533
15. Hirano I et al. Gastroenterology 2020; 158(1): 111-122.e10
16. González-Cervera J et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2017; 118(5): 582-590.e2
17. Lucendo A et al. Gastroenterology 2019; 157(1): 74-86.e15
18. Miehlke et al. UEG Journal 2022; doi.org/10.1002/ueg2.12220
19. Straumann A et al. Gastroenterology 2020; 159(5): 1672-1685.e5
20. O’Shea KM et al. Gastroenterology 2018; 154(2): 333–45
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