Erektile Dysfunktion – die Abklärung beginnt beim Hausarzt

Dr. Carola Gessner, Foto: thinkstock

Über Probleme im Sexualleben reden Patienten „am liebsten“ zwischen Tür und Angel. Lassen Sie den Männern das nicht durchgehen!

Zur Abklärung der erektilen Dysfunktion – „keine Erkrankung, sondern Symptom!“ – brauchen Sie etwas Zeit, empfahl Dr. Dietwalt Frank, Urologe aus Stuttgart. Im Rahmen der genauen Anamnese fragen Sie zuerst nach:

  • Beginn und Entwicklung des Problems
  • Dauer und Stärke von Morgen-Erektionen bzw. durch Reize ausgelösten Erektionen
  • jetzigen/früheren sexuellen Beziehungen (partnerabhängig?)
  • der seelischen Verfassung (Depression?)
  • Hinweisen auf Hormonmangel (AMS-Fragebogen*)
  • Prostatasymptomen (IPSS-Score)


Zur orientierenden Einschätzung der sexuellen Gesundheit beim Mann empfiehlt Dr. Frank den IIEF-5-Fragebogen (s. Kasten).

Fünf Fragen zum Geschlechtsverkehr - anklicken zum vergrößern

Erektile Dysfunktion als Zeichen einer KHK

Entscheidende Bedeutung hat die Ursachenforschung nicht nur, weil sie therapeutische Weichen stellt, sondern weil die erektile Dysfunktion (ED) Signalfunktion für eine – evtl. bisher unbekannte – KHK hat. Möglicherweise steckt auch ein neurologisches Leiden hinter dem Liebesproblem. Nervenverletzungen oder Strahlenfolgen spielen ebenfalls häufig eine Rolle: Nach Primärtherapie eines Prostatakarzinoms leiden 25–75 % unter ED.


Wichtig ist auch die Medikamentenanamnese – nimmt Ihr Patient z.B. Antihypertensiva? Eine Sonderrolle unter den Pharmaka kommt Betablockern zu, die in Laienkreisen einen außergewöhnlich schlechten Ruf genießen. Studien haben gezeigt, dass Patienten, die Betablocker einnehmen, ohne es zu wissen, weniger Erektionsprobleme haben als jene, die eine Impotenz quasi erwarten.


Auf jeden Fall können Diuretika die Sexualfunktion beeinträchtigen. „Gut wäre es also, wenn Sie zumindest auf Hydrochlorothiazid verzichten könnten“, so Dr. Frank. Unter den Betablockern gilt Nebivolol als am wenigsten erektionsschädlich. Sartane genießen den Ruf, eher förderlich fürs Sexualleben zu sein. Bei der Medikamentenanamnese lohnt es zudem, nach Antidepressiva, Antipsychotika, Antiandrogenen und Lifestyle-Drogen zu fragen.

Mit Sport beginnen senkt ED-Risiko um 70 %

Unter den allgemeinen Risikofaktoren (metabolisches Syndrom, Rauchen, Adipositas, Hypercholesterinämie) ist v.a. der Bewegungsmangel gut veränderbar: „Wenn Patienten im mittleren Lebensdrittel körperliche Aktivität neu aufnehmen, senkt dies das ED-Risiko um 70 %.“


Bei der körperlichen Diagnostik wird u.a. das Genitalsystem palpatorisch und sonographisch untersucht. Zudem muss man Blutdruck und Puls messen und den Analsphinktertonus prüfen (Neuropathie?).

Auf kritische Medikamente möglichst verzichten

An Labor benötigen Sie: Blutzucker, HbA1c, Cholesterin, Leber-Nieren-Parameter sowie den morgendlichen Gesamt-Testosteronspiegel, ggf. wird zudem LH, Prolactin, TSH und Kortisol bestimmt.


Die Therapie zielt zunächst auf heilbare Ursachen: Können Sie an Medikamenten „etwas drehen“, gibt es Komorbiditäten? Thematisieren Sie ggf. den Stressabbau. Benötigt die Beziehung Hilfe, lohnt sexualmedizinische Beratung. Schließlich kommt die Gabe von PDE-5-Hemmern in Betracht. Für spezielle Verfahren (z.B. SKAT, Prothese) ist der Urologe zuständig.


* Aging Males` Symptoms Rating Scale (im Internet frei verfügbar)


Quelle: 49. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg

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