ERS-Special 2017: Von Antibiotika bis zur E-Zigarette– Das müssen Sie jetzt wissen!

Kongress 2017 Dr. Anja Braunwarth

Alles Aktuelle vom ESR in Mailand – jetzt bei uns in den Videos. Alles Aktuelle vom ESR in Mailand – jetzt bei uns in den Videos. © MT/me2 medizin- und medien-privatinstitut GmbH/fotolia/PIC4U

Vom 09. bis 13. September hieß es in Mailand: durchatmen. Über 22.000 Pneumologen aus aller Welt besuchten hier den diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS). Die ganz großen Sensationen blieben dieses Jahr aus, dafür wurden umso intensiver Themen diskutiert, mit denen sich sicher viele Patienten an ihre Ärzte wenden.

ERS-Special 2017: eine kleine Vorschau

E-Zigaretten: alles andere als harmlos

Sie wurden von vielen als „Tabak-Alternativen“ gefeiert: E-Zigaretten. Doch sie scheinen gefährlicher als gedacht. Gleich am zweiten Kongress-Tag sorgte eine Studie an konventionellen Rauchern und E-Zigaretten-Nutzern aus Schweden für Aufsehen. Auf den Punkt: Wer beides tut, ist besonders schlecht dran. Das Team um Dr. Linnea Hedman vom Department of Public Health and Clinical Medicine der Umeå University befragte mehr als 30.000 Menschen zu ihren Rauchgewohnheiten und möglichen Atemwegsbeschwerden. Rund 11 % der Teilnehmer rauchten nur herkömmliche Glimmstengel, 0,6 % ausschließlich die E-Variante und 1,2 % beides. Die E-Zigarette war bei aktiven Rauchern stärker verbreitet (9,8 %) als bei ehemaligen oder Niemals-Rauchern (1,1 bzw. 0,6 %). Wer beides nutzte, hatte mit 56 % die höchste Wahrscheinlichkeit für Atemwegsbeschwerden. Unter denjenigen, die nur klassisch inhalieren, lag sie bei 46 %, im Kollektiv der reinen E-Usern bei 34 % und bei den Nichtrauchern traf es jeden vierten (26 %). Dr. Hedman zeigte sich besorgt “Die Studie untermauert die Evidenz, dass E-Zigaretten keinesfalls als sichere Alternative zu traditionellen einzustufen sind“. Erschwerend kommt hinzu, was der weiße Nebel alles beinhaltet. Dr. Constantine Vardavas vom European Network For Smoking and Tobacco Prevention in Brüssel und seine Kollegen analysierten Stichproben von 122 gängigen Liquids aus verschiedenen europäischen Ländern. In bis zu 26 % der Proben fanden sie Chemikalien, die Allergie-/Asthmasymptome oder Schwierigkeiten beim Atmen verursachen können und noch eine ganze Reihe weiterer Substanzen, die möglicherweise die Atemwege reizen.

ERS-Special 2017: das Wichtigste jetzt im Video

COPD-Gefahr für Krankenhauspersonal

Verursachen Desinfektionsmittel COPD? Glaubt man einer aktuellen Kohortenstudie, lautet die Antwort JA. Dr. Orianne Dumas vom French Institute of Health and Medical Research (INSERM) in Villejuif und ihr Team fanden bei Krankenschwestern, die mit Desinfektionsmitteln putzten, eine 20 % relative Erhöhung des COPD-Risikos im Verlauf von acht Jahren. Dr. Dumas vermutet unter anderem Sprühnebel als Ursache. „Es ist ein Dilemma: Auf der einen Seite die Notwendigkeit einer guten Hygiene, auf der anderen das Risiko durch die Desinfektion. Wir müssen über unsere Leitlinien nachdenken, um Patienten und das Pflegepersonal zu schützen“, so die Wissenschaftlerin.

Kinder mit Asthma erhalten zu oft Antibiotika

Es wird seit langem für die Gesamtbevölkerung diskutiert, nun belegt eine Studie von Wissenschaftlern um Dr. Esmé J. Baan, Department of Medical Informatics der Erasmus Universität in Rotterdam den übermäßigen Einsatz von Antibiotika bei Kindern mit Asthma. Die Studie umfasste 1,5 Millionen Kinder aus Großbritannien, 150.000 davon mit Asthma und 375.000 aus den Niederlanden mit 30.000 Asthmatikern. Für beide Länder gelten die gleichen Leitlinien bei der Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit für eine Antibiotikaverordnung lag bei den kleinen Asthmatikern um das 1,6 fache höher als bei gesunden Kindern. Dabei fanden sich im Vereinigten Königreich in der Relation etwa doppelt so viele Verschreibungen wie in den Niederlanden (374 vs. 197/1000 Kinder). „Antibiotika gehören nur bei klaren Hinweisen auf eine bakterielle Infektion ins Boot“, mahnte Dr. Baan. Häufig werden die Keimkiller aus Angst vor Exazerbationen eingesetzt. „Doch in vielen Fällen sind Viren die Auslöser der Ausbrüche“, unterstrich die Kollegin. „Man darf daher nicht müde werden, immer wieder auf die oft unnötige Verwendung hinzuweisen“.

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