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Evidenzbasiert gegen die Rhinosinusitis
Prof. Dr. Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden | Beunruhigte Eltern stellen immer wieder den Fragenklassiker: Braucht mein verschnupftes Kind Antibiotika? Da die meisten akuten Rhinosinusitiden im Kindesalter viral bedingt sind, lautet die Antwort in der Regel nein, stellt Professor Dr. Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden klar. Sogar bei eindeutig akuter bakterieller Rhinosinusitis sei bei ansonsten gesunden Menschen nur in folgenden Situationen eine Antibiotikagabe erforderlich: • starke Beschwerden, Fieber (> 38,5 °C) • Beschwerden haben sich im Verlauf der Erkrankung verstärkt • Komplikation droht • Vorliegen einer chronisch entzündlichen Lungenerkrankung • immundefiziente bzw. immunsupprimierte Kinder • Kinder mit schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren |
Aber auch in diesen Fällen ist darauf zu achten, dass tatsächlich eine bakterielle Infektion vorliegt. Dafür spricht, dass die Beschwerden bereits seit 10 bis 14 Tagen andauern, die Symptome zunächst abflauen, sich dann aber wieder verstärken und die wässrige Sekretion in eine purulente übergeht.
Im Akutfall Nasentropfen zum Abschwellen
Die Empfehlungen zur antibiotischen Therapie der chronischen Rhinosinusitis sind, so der Experte, weniger eindeutig. In Studien erwies sich die Betalaktamase-stabile Kombination Amoxicillin-Clavulansäure als wirksamer als Amoxicillin, Ampicillin und Erythromycin. „Bei gleicher Heilungsrate zeigte die Amoxicillin-Clavulansäure-Kombination auch gegenüber Cefuroxim eine signifikant geringere Rezidivquote“, erklärt Prof. Klimek.
Dekongestiva können Studiendaten zufolge die Beschwerden beim banalen Schnupfen und bei der akuten Rhinosinusitis mildern. Deshalb wird gemäß der europäischen Leitlinie der Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen oder Nasen-Sprays zur symptomatischen Behandlung der akuten Rhinosinusitis empfohlen.
Bei der akut rezidivierenden und der chronischen Rhinosinusitis kann man additiv zu Antibiotika auf topische Steroide setzen, um nasale Obstruktion, Kopf- und Gesichtsschmerzen, Sekretion und Husten zu lindern. Der adjuvante Einsatz eines Antihistaminikums sollte sich auf eine allergische Rhinitis begrenzen, forderte Prof. Klimek.
Sonnenhut und Zink überzeugen nicht bei der Rhinosinusitis
Sekretolytika werden in der Praxis zwar oft unterstützend zur antibiotischen Behandlung verordnet, doch in Therapiestudien nach internationalem Standard ließen sich keine klinischen Effekte nachweisen.
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten durch Phytotherapeutika? Diese Frage kann nach Überzeugung von Prof. Klimek bei akuter, nicht eitriger Rhinosinusitis bejaht werden. Studien besagen, dass Myrtol, Cineol, Bromelain und ein Extrakt aus fünf Phytopräparaten (Primelmischung) die Symptomatik lindern. Sogar bei der akuten, purulenten Rhinosinusitis – mit begleitender Nasennebenhöhlenverschattung –, zeigte die zusätzlich zu Antibiotika und Nasentropfen verabreichte Primelmischung additive therapeutische Effekte.
Demgegenüber fielen für Echinacea die Studiendaten eher enttäuschend aus. Einer Cochrane-Analyse mit 16 placebokontrollierten Studien ergab, dass bei banalem Schnupfen keine generelle Empfehlung gegeben werden kann. Auch für Zink oder Vitamin C ließen sich Studiendaten zufolge bei Patienten mit Rhinosinusitis keine sicheren klinischen Effekte nachweisen.
Wie sinnvoll ist NaCl-Nasenspray?
Und was bringen lokal verabreichte Salzlösungen? Für akut Erkrankte bieten weder isotone noch hypertone Nasensprays eine Hilfe. Anders sieht es bei der chronischen Rhinosinusitis aus: Gemäß einer Fall-Kontroll-Studie linderten 2%ige bzw. 3,5%ige hypertone Lösungen effektiv die Beschwerden.
Symptomatische Besserung verspricht bei chronischem Krankheitsverlauf auch die Inhalation warmer Dämpfe (42–45 °C). Ätherische Öle, die dabei gerne zugesetzt werden, zeigten jedoch keine klinischen Effekte. Bei Kleinkindern sind sie sogar aufgrund der Bronchospasmusgefahr kontraindiziert.
Ludger Klimek, internist. prax. 2012; 52: 259-270
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