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Fahruntüchtig durch Einnahme von Cannabidiol?

Cannabis beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit, das ist unbestritten. Neben dem berauschenden Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) beinhaltet das Kraut noch eine Vielzahl weiterer psychoaktiver Substanzen, von denen etwa das Cannabidiol (CBD) medizinisch im Einsatz ist. Die Arbeitsgruppe um Dr. Thomas Arkell von der Universität Maastricht hat nun untersucht, inwiefern verschiedene Cannabissorten, die sich in ihren Gehalten von THC und CBD fundamental unterschieden, die Fahrtüchtigkeit beeinflussen.
Die Wissenschaftler untersuchten die Effekte der Pflanzendroge an 26 gesunden jungen Probanden, die gelegentlich Cannabis konsumierten. Hierzu inhalierte jeder Teilnehmer in ihm unbekannter Reihenfolge verdampftes Cannabis unterschiedlicher Sorten. Bei der einen Probe überwog das THC, in der anderen das CBD, in der dritten lagen beide Substanzen im ausgewogenen Verhältnis vor. Stets wurden 13,75 mg an THC, CBD oder THC/CBD eingeatmet, weitgehend wirkstofffreies Kraut diente als Placebo. 40 und 240 Minuten nach dem Inhalieren prüften die Wissenschaftler mittels einer standardisierten Methode, wie gut es die Versuchspersonen beim Autofahren über 100 km noch geradeaus schafften.
Dabei fanden sie eine signifikante Fahrunsicherheit 40 bis 100 Minuten nach dem THC- bzw. THC-CBD-haltigen Kraut im Vergleich zu Placebo – und zwar in einer Größenordnung, die der Beeinträchtigung unter einem Blutalkoholgehalt von 0,5 ‰ entsprach. 240 bis 300 Minuten nach dem Einatmen der Cannabisdämpfe war dieser Effekt nicht mehr nachweisbar. Die Proben, die im Wesentlichen nur CBD enthalten hatten, beeinträchtigten die Fahrleistung zu keinem der Zeitpunkte. Fast jeden zehnten Test musste der Begleitfahrer aus Sicherheitsgründen abbrechen.
Testsubstanzen enthielten relativ wenig CBD
Kann man also vor dem Autofahren unbesorgt ein CBD-haltiges Präparat einnehmen? Nein, stellen die Autoren klar. Ebenso wie die Kommentatoren Dr. Thomas Cole, Mitherausgeber des JAMA, und Dr. Richard Saitz von der Boston University School of Public Health warnen sie: Zum einen hatte die getestete CBD-Dosis deutlich unter derjenigen gelegen, die mit Medikamenten gegeben wird. Zum anderen waren die Teilnehmer der Studie mit durchschnittlichen 23 Jahren eher jung und gesund – was bei Patienten, die Cannabidiol verordnet bekommen, kaum der Fall ist. Die Warnung, nach jeglichem Cannabiskonsum und nach der Einnahme von CBD nicht Auto zu fahren, ist also weiterhin angebracht.
Quellen:
1. Arkell TR et al. JAMA 2020; 324: 2177-2186; DOI: 10.1001/jama.2020.21218
2. Cole TB, Saitz R. A.a.O.: 2163-2164; DOI: 10.1001/jama.2020.18544
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