Fight the bite!

Dr. Dorothea Ranft

Ohne Stich keine Infektion: Plasmodium wird über den Speichel infizierter Anopheles-Mücken (A .gambiae) übertragen. Ohne Stich keine Infektion: Plasmodium wird über den Speichel infizierter Anopheles-Mücken (A .gambiae) übertragen. © anatchant- stock.adobe.com

Einen absoluten Schutz vor Malaria gibt es nicht. Aber Infektions- und Erkrankungsrisiko lassen sich durch langärmelige Kleidung, Moskitonetz und Repellents minimieren. Bei Letzteren muss es aber schon die chemische Keule sein, Pflanzenstoffe halten die Blutsauger kaum auf Abstand.

An erster Stelle beim Malariaschutz steht: Insektenstiche nachts und während der Dämmerung konsequent verhindern. Das gilt auch für Menschen, die eine medikamentöse Prophylaxe nehmen. In den meisten tropischen und subtropischen Regionen muss auch tagsüber auf durchgängigen Schutz geachtet werden, da Stechmücken, die Arbovirosen wie ­Dengue-, Chikungunya- und Zika-Fieber übertragen, auch tagaktiv sind.

Zu den wichtigsten, oft allerdings sträflich vernachlässigten Maßnahmen zählen das Schlafen unterm Moskitonetz und der Aufenthalt in mückensicheren Räumen. Zuverlässig vor Stichen geschützt ist, wer gut bedeckende und imprägnierte Kleidung mit sorgsam aufgetragenen Repellents kombiniert. Eine derartige Expositionsprophylaxe lässt sich schon bei Säuglingen und Kleinkindern durchführen, betonen Dr. ­Camilla ­Rothe und ihre Kollegen vom Ständigen Ausschuss Reisemedizin (­StAR) der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG).

Der Goldstandard unter den chemischen Insektenabwehrmitteln ist nach wie vor ­DEET (N,N-Diethyl-m-toluamid). Empfohlen werden Produkte mit Wirkstoffkonzentrationen zwischen 30 und 50 %. 

DEET kann Plastik, Viskose und Lacke angreifen

Ein höherer Gehalt verlängert die Wirkung kaum, löst aber eher Haut- und Schleimhautreizungen aus, schreiben die Tropenmediziner. Nachteilig ist der zerstörerische Effekt der Substanz: ­DEET kann bestimmte Materialien wie Plas­tik, Viskose, bemalte und lackierte Oberflächen einschließlich Nagellack angreifen. Daher ist Vorsicht beim Umgang mit Brillen, Armbanduhren, Mobiltelefonen und Kameras geboten sowie beim Tragen von Schuhen aus Plastik. Toxische Nebenwirkungen wurden fast ausschließlich bei exzessivem oder fehlerhaftem Gebrauch festgestellt. Die vereinzelten Berichte über Enzephalopathien bei Kindern nach DEET-Einsatz ließen sich oft nicht bestätigen, so die Autoren. 

In Deutschland sind DEET-haltige Repellents je nach Produkt erst für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. Bei Reisen in ein Malariagebiet sollte man den Einsatz nach Ansicht der Autoren aber schon ab dem zweiten vollendeten Lebensmonat erwägen, da dies den internationalen Empfehlungen eher entspricht. ­DEET darf auch während der Schwangerschaft und Stillzeit genutzt werden. 

Ein weiteres bewährtes Repellent ist ­Icaridin. In Konzentrationen von ≥ 20 % zeigt es ähnlich gute Effekte wie ­DEET, ist aber besser hautverträglich und greift Kleidung und Oberflächen nicht an. Die Substanz ist produktabhängig in einer Konzentration von 20 % für Kinder ab sechs Monaten zugelassen. Die ­American ­Academy of ­Pediatrics empfiehlt den Einsatz schon für Säuglinge ab zwei Monaten. Auch Ethylbutylacetylaminopropionat (­EBAAP) wird in verschiedenen Produkten als Insektenabwehrmittel verwendet. Die Substanz ist in Malariagebieten aber nur zweite Wahl, weil sie gegenüber Anopheles-Mücken kürzer wirkt als bei Aedes und ­Culex. Der farblose, nahezu geruchsfreie und biologisch abbaubare Wirkstoff ist von geringer Toxizität, kann aber Augenirritationen und Schäden an Gebrauchsgegenständen und Ausrüstung auslösen. Eingesetzt wird ­EBAAP in Konzentrationen von 10–30 %. 

Die meisten Repellents, die auf pflanzlichen Inhaltsstoffen basieren, sind den chemisch hergestellten Substanzen unterlegen. Wesentliches Problem ist die kurze Wirkdauer der meist rasch flüchtigen Substanzen. Den noch besten Effekt zeigt das Öl des Zitroneneukalyptus (­Eucalyptus ­citriodora). Es enthält die Wirksubstanz p-Menthan-3,8-diol (PMD) und ist das einzige pflanzenbasierte Repellent, das von den Experten der ­Centers for ­Disease ­Control and ­Prevention (CDC) zur Mückenabwehr empfohlen wird. Hierzulande ist es für Kinder ab drei Monaten zugelassen. Allerdings kann PMD die Augen reizen und allergische Reaktionen auslösen, weshalb die Präparate laut CDC erst bei dreijährigen und älteren Kindern verwendet werden sollten. 

Sämtliche Repellents müssen in aller Regel alle 4–6 h auf der gesamten unbedeckten und für Mücken zugänglichen Haut aufgetragen werden, einschließlich Nacken und Knöchelregion. Ein Kontakt zu Schleimhäuten und Wunden sollte man vermeiden und bei Kleinkindern zudem die Hände aussparen. Da die Abwehrmittel nicht auf Abstand wirken, sind Armbänder und Aufkleber wirkungslos. 

Ist zugleich Sonnenschutz vonnöten, sollte das Repellent 20–30 min nach der Sonnencreme oder -milch aufgetragen werden. DEET verringert den Effekt des Sonnenschutzmittels, ein LSF 30–50 ist daher angebracht. Da am Reiseziel oft keine geeigneten und auf Wirksamkeit und Toxizität getesteten Produkte verfügbar sind, raten die Experten, zumindest auf kürzere Reisen die benötigten Repellents mitzu­nehmen.

Am Moskitonetz führt  kein Weg vorbei

Bei Imprägnierungen (z.B. von Moskitonetzen) ist zu beachten, dass immer mehr Anopheles-Mücken gegen die gängigen Abwehrmittel resistent werden, insbesondere gegen die häufig eingesetzten Pyrethroide. Als effektiv gelten Imprägnierungen, die Pyrethroide mit Piperonylbutoxid kombinieren. 

Quelle: Rothe C et al. Flug u Reisemed 2022; 29: 144-182, DOI: 10.1055/a-1919-2660

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