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Fluor: Gonorrhö nimmt zu
Betrifft das Symptom „Ausfluss“ einen Mann, ist das auf keinen Fall normal und man muss immer nachschauen, erklärte der in Stuttgart niedergelassene Allgemeinmediziner und Infektiologe Dr. Andreas Trein. Bei der Frau stelle sich die Situation weitaus komplizierter dar. Physiologischer Ausfluss präsentiert sich meist weißlich und geruchlos.
Ausfluss beim Mann: immer pathologisch
Daneben gibt es den „möglicherweise“ pathologischen Fluor, aber „nicht alles, was wässrig, schleimig, schaumig oder sogar gelblich, grünlich daherkommt, muss auch krankhaft sein“, so der Referent. Auch weitere Symptome wie Jucken, Brennen, Rötung, Geruch und Dysurie bieten Ihnen kein sicheres Unterscheidungskriterium. Es können diverse Vaginitis-Ursachen dahinterstecken, von Candidiasis und Aminkolpitis über Trichomonaden bis hin zur Gonorrhö.
Der Tripper ist ein Problem von zunehmender Bedeutung: Nach Schätzungen der WHO gibt es weltweit über 80 Millionen Infizierte. Bei Infektion mit Neisseria gonorrhoeae beträgt die Inkubationszeit 2–3 Tage, bei Frauen kann es länger dauern (bis 10 Tage). Auf jeden Fall sollten Sie Patienten mit dem Symptom Fluor nach kurz zurückliegenden sexuellen Kontakten fragen und dann auch der Gonorrhö (GO) auf der Spur bleiben (Indikationen zur GO-Diagnostik s. Kasten).
Indikation zu Gonokokkensuche |
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Weiblicher Fluor: nach Gonorrhö forschen
Mukopurulenter Ausfluss ist beim weiblichen Geschlecht oft das einzige Symptom einer unkomplizierten Gonorrhö. Obwohl Endozervix (85–90 %) oder Urethra (65–75 %) häufig involviert sind, haben über 70 % der Betroffenen nur wenig oder keine Symptome. Männer mit GO präsentieren Ihnen dagegen oft ein wahrhaft brennendes Problem mit eitrigem Ausfluss und Dysurie. Bei Ausbreitung der Erreger in die Harnröhre leiden Betroffene auch unter schmerzhaften Erektionen und Pollakisurie.
Die Diagnostik erfolgt per Abstrich, die Gram-Färbung entlarvt die gramnegativen Diplokokken. Und Vorsicht: „Wir denken bei Ausfluss immer nur an vorne, die Gonorrhö gibt es aber durchaus auch hinten“, so der Infektiologe. Abstriche sollten deshalb ebenso rektal – und pharyngeal – entnommen werden. Die Kultur hat hohen Stellenwert v.a. wegen zunehmender Resistenzen.
Fluorchinolone nicht mehr zeitgemäß
Auf Dr. Treins Frage „Wer behandelt die GO mit Ciprofloxacin?“ gab es einige Meldungen im Auditorium. Wegen Resistenzen haben Fluorchinolone aber „keinen Platz mehr bei Gonorrhö“ – außer bei sicherem Sensibilitätsnachweis, so der Experte. Laut Leitlinie der Deutschen STI-Gesellschaft (DSTIG) sollte Ceftriaxon 1 g i.m./i.v plus Azithromycin 1,5 g p.o. jeweils als Einmaldosis angewendet werden.
„Gehen Sie bitte keine anderen Wege ohne guten Grund“, mahnte Dr. Trein. Sind Injektionen nicht möglich, weicht man auf Cefixim 800 mg p.o. plus Azithromycin aus. Nur bei nachgewiesener Empfindlichkeit darf man mit Cefixim 400 mg oder Ciprofloxacin 500 mg oder Ofloxacin 400 mg oder Azithromycin 1,5 g jeweils oral als Einmaldosis therapieren.
Chlamydien schwer nachzuweisen
Genitale Chlamydieninfektionen nachzuweisen, bereitet häufig Probleme, denn bei den Erregern (Chlamydia trachomatis, Serovare D–K) handelt es sich um obligat intrazelluläre Bakterien. Die Inkubationszeit ist länger als beim Tripper (7–21 Tage). Dr. Trein schilderte den typischen Fall einer Doppelinfektion: Eine GO wurde erfolgreich behandelt und nach ein paar Tagen kommt der Patient wieder mit Fluorsymptomen. Wer die GO mit Azithromycin therapiert, „hat allerdings Glück“ und erwischt die Chlamydien mit, so der Referent.
Tipp von Dr. Trein: Sie können die Erreger im Morgenurin suchen, aber besser „rühren“ Sie mit dem Watteträger in der Harnröhrenöffnung etwas herum, verdeutlichte der Experte etwas salopp – „so erwischt man möglicherweise ein paar erregerhaltige Zellen“. Behandelt wird laut US-Empfehlungen mit Azithromycin als Einmaldosis bzw. Doxycyclin 100 mg für 7 Tage, das DSTIG schlägt Doxycyclin primär vor, alternativ Azithromycin.
Haben Trichomonaden den Fluor ausgelöst, so ist das Sekret stark schaumig, gelbbräunlich und hat einen scharfen Geruch. Therapeutisch wird Metronidazol (Einmalgabe) eingesetzt und der Partner mitbehandelt.
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