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Fraktionierte Dosierung kann schwere Nebenwirkungen deutlich reduzieren

Die einzige bisher in Europa für die rezidivierte oder refraktäre B-ALL zugelassene CAR-T-Zell-Therapie ist Brexucabtagen-Autoleucel. Die Zulassung basierte auf den Ergebnissen der ZUMA-3-Studie. Darin gingen eine Komplettremissionsrate von 71 % und ein medianes rezidivfreies Überleben von 11,6 Monaten mit erheblichen Raten an schweren Zytokinfreisetzungssyndromen (CRS, 24 %) und Neurotoxizitäten (ICANS, 25 %) einher.
An einer Klinik in Barcelona wurde ein neues Zweitgenerations-CAR-T-Zell-Präparat, Varnimcabtagen-Autoleucel (Var-cel), entwickelt und hergestellt; es ist in Spanien unter bestimmten Bedingungen bereits seit 2021 zur Behandlung von Erwachsenen mit rezidivierter oder refraktärer B-ALL zugelassen. Basis dafür waren die Ergebnisse der Phase-1/2-Studie CART-19-BE-01, in der in dieser Indikation MRD-negative Komplettremissionsraten von 84 % und eine mediane Dauer der Remissionen von 14,8 Monaten erreicht wurden – bei Raten von 13 % für schwere CRS und 2,6 % für schwere ICANS. In der Folge starteten Forschende an acht spanischen Zentren die einarmige Zulassungsstudie CART-19-BE-02, deren initiale Resultate Dr. Dr. Valentin Ortiz-Maldonado, Hospital Clinic de Barcelona, nun präsentierte.
Primärer Endpunkt waren MRD-negative Komplettremissionen in Knochenmark und peripherem Blut vier Wochen nach der Behandlung. Die wichtigsten sekundären Endpunkte umfassten die Dauer der Remissionen und das beste Ansprechen nach drei Monaten. Nach einer Lymphozyten-Depletionsbehandlung mit Fludarabin und Cyclophosphamid erhielten die Teilnehmenden insgesamt 3 x 106 CAR-T-Zellen/kg Körpergewicht; im Gegensatz zu anderen CAR-T-Zell-Therapien wurden sie an vier aufeinanderfolgenden Tagen in aufsteigender Dosierung von 0,1, 0,3, 0,6 und 2,0 x 106 Zellen/kg infundiert. Jede folgende Dosis durfte nur gegeben werden, wenn keine CRS, ICANS, Fieber, Infektionen oder andere akute Toxizitäten erkennbar waren.
Zwei Kohorten
Von 32 bisher behandelten Patient:innen konnten 23 (72 %) die vollständige Dosierung erhalten, bei den übrigen neun musste die Gabe wegen der Entwicklung von CRS angehalten werden. Die 32 Teilnehmenden stellen die Wirksamkeits-Kohorte dar, die 23 die Per-Protokoll-Kohorte, so Dr. Ortiz-Maldonado.
Ergebnisse der CAR-T-Therapie
Schwere CRS erlitten vier Patient:innen (12 %), schwere ICANS gab es nur in einem Fall (3 %). Bei letzterem handelte es sich um den einzigen Todesfall in der Kohorte. Hier war es aber zu einer Protokollverletzung gekommen, weil die betroffene Person die ersten drei Dosen der CAR-T-Zellen trotz Fieber und einer Sepsis erhalten hatte. Zum Todeszeitpunkt 18 Tage nach Beginn der Therapie war der/die Patient:in aber vollkommen frei von der ALL.
Alle übrigen Erkrankten erzielten eine B-Zell-Aplasie, und die mediane Zeit bis zur Erholung der B-Lymphozyten betrug sechs Monate. Nach 28 Tagen waren 27 Patient:innen der Wirksamkeits-Kohorte (84 %) in einer MRD-negativen kompletten Remission (87,5 % nach drei Monaten). Von den 23 Teilnehmenden in der Per-Protokoll-Kohorte erreichten 21 (91,3 %) bzw. 22 (95,7 %) dieses Ergebnis.
Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 15,7 Monate. Das Zwei-Jahres-PFS belief sich in den beiden Kohorten auf 38 % bzw. 42 %, das Zwei-Jahres-OS auf 60 % bzw. 64 %. Diese bemerkenswerten Ergebnisse, so Dr. Ortiz-Maldonado, werden als Grundlage für einen Antrag auf die europaweite Zulassung des Präparats dienen.
Quelle:
Ortiz-Maldonado V et al. 7th European CAR T-cell Meeting; Vortrag „A multicenter trial of Varnimcabtagen Autoleucel (Var-cel) for adult patients with relapsed/refractory B-cell acute lymphoblastic leukemia (CART19-BE-02 trial)“
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