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Frauen fürchten den Krebs - und unterschätzen den Herzinfarkt
„Vor dem Herzinfarkt glauben sich Frauen meistens sicher“, berichtet die Herzspezialistin Prof. Dr. med. Annette Geibel-Zehender, Klinik für Kardiologie I am Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen aus eigener Erfahrung. Aber nicht Krebs, sondern Herzinfarkt und Schlaganfall sind in Deutschland die führenden Todesursachen bei Frauen.
Laut Todesursachenstatistik von 2010 starben 203.218 Frauen und 149.471 Männer an Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Rund 26.000 Frauen und 33.000 Männer starben an einem Herzinfarkt.
Herzinfarkt: Untypische Beschwerden sind bei Frauen häufiger
Dem Herzinfarkt geht die koronare Herzkrankheit (KHK) voraus: Die Herzkranzgefäße verengen in einem langen schleichenden Prozess, so dass die Durchblutung des Herzens behindert wird. Der Herzinfarkt entsteht dann durch den vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes und führt zu schweren, länger als fünf Minuten anhaltenden Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ausstrahlen können.
Weitere Alarmzeichen für einen Herzinfarkt sind ein starkes Engegefühl, heftiger Druck, Brennen im Brustkorb, Atemnot und zusätzlich Übelkeit, Brechreiz, Angst. Dabei berichten Frauen deutlich häufiger als Männer über ein Druck- oder Engegefühl in der Brust und weniger über einen starken Brustschmerz. Frauen wie Männer berichten beim Herzinfarkt über eine starke Kurzatmigkeit, Übelkeit und Oberbauchbeschwerden.
„Neben dem typischen Brustschmerz treten bei Frauen häufiger untypische Beschwerden auf: starke Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Oberbauch- und Rückenschmerzen. Diese erschweren die Diagnose oft“, sagt Prof. Geibel-Zehender. „Auch fehlt vielen Frauen die Kenntnis über das Herzinfarktrisiko. Deshalb werden Beschwerden im Brustkorb nicht konsequent und unmittelbar abgeklärt.“ Wie viele Männer auch, schieben Frauen diese auf das Alter, die Bronchien, auf Rückenschmerzen oder den empfindlichen Magen. So wird die Chance verpasst, beim Herzinfarkt schnell einzugreifen und ihr Leben und ihre Gesundheit zu retten.
Bei Verdacht auf Herzinfarkt: Sofort die 112 rufen!
Deshalb sollten Frauen bei Verdacht auf einen Herzinfarkt unverzüglich mit der 112 den Rettungswagen rufen.
Bei Frauen steigt das Herzinfarktrisiko rund zehn Jahre nach den Wechseljahren, d. h. im Alter über 65 Jahre zunehmend an. Bis zu den Wechseljahren sind sie durch die Wirkung der Östrogene, die u. a. auch den Fettstoffwechsel (Cholesterinwert) positiv beeinflussen, im Allgemeinen vor einer Herzkranzgefäßverengung geschützt.
Aber auch Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren sind gefährdet, besonders wenn sie rauchen und die „Pille“ nehmen. „So gut Östrogen die Frauen vor den Wechseljahren schützt, so schnell kann diese positive Wirkung durch Rauchen verringert werden“, betont Prof. Geibel-Zehender.
Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes, Bewegungsmangel und Stress sind weitere Risikofaktoren für die Entwicklung einer KHK bei Frauen wie bei Männern. Gegen alle Risikofaktoren ist durch einen gesunden Lebensstil entschlossen vorzugehen, um einen Herzinfarkt zu verhindern.
Der Artikel „Was ist bei Frauen anders?“ ist in dem neuen Experten-Ratgeber „Herz in Gefahr – Koronare Herzkrankheit erkennen und behandeln“ nachzulesen. Der Band (136 S.) ist für drei Euro in Briefmarken erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt/M.
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