Geburtskohorten-Studie: Impfen schützt vor Heuschnupfen!

Dr. Dorothea Ranft; Foto: thinkstock

Ein weiteres Argument, um impfskeptische Eltern zu überzeugen: Vor Masern & Co. geschützte Kinder erkranken seltener an Heuschnupfen und Asthma. Diese und viele weitere nützliche Erkenntnisse zum Thema Allergie liefern Analysen einer großen deutschen Geburtskohorten-Studie.

Die Rolle frühkindlicher Haustier-Exposition bei der Entstehung von Allergien war bisher umstritten. Erst galten Katzen als Gefahrenquelle, dann bescheinigten Studien der Tierhaltung (v.a. von Hunden) sogar einen protektiven Effekt, berichtete Professor Dr. Thomas Keil vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheits­ökonomie der Charité Berlin. Was gilt nun?

Eine Metaanalyse von elf europäischen Geburtskohorten kommt zu dem Schluss, dass Katzenbesitz in den ersten beiden Lebensjahren keinen Einfluss auf die Asthma-Prävalenz im Grundschulalter hat. Auch für die Hundehaltung zeigte sich weder in dieser Arbeit noch in der deutschen Geburtskohorte der MAS* ein protektiver Effekt. Deshalb plädierte Prof. Keil dafür, in der Primärprävention von Haustieren weder zu- noch abzuraten, anders natürlich bei bekannten Allergien.

Haustiere beeinflussen nicht die Allergie-Entstehung

Mehr Klarheit gibt es auch zum Einfluss des Stillens: Eine aktuelle Metaanalyse ermittelte eine Risikoreduktion um etwa 20 % in den ersten beiden Lebensjahren, allerdings verlor sich der Schutz in der Folgezeit wieder. Eindrucksvoll bestätigt wurde der negative Einfluss des Rauchens in einer gepoolten Analyse von acht Geburtskohorten: Kinder, deren Mütter nur während der Schwangerschaft, nicht aber danach zur Zigarette gegriffen hatten, trugen mit vier bis sechs Jahren ein deutlich erhöhtes Asthmarisiko (OR 1,7).

Die Exposition mit Luftschadstoffen hingegen scheint wider Erwarten dem Asthma nicht Vorschub zu leisten. Interessante Ergebnisse zum Einfluss des Impfens brachte die nach 20 Jahren Laufzeit ausgewertete deutsche Geburtskohorte der MAS zutage: Demnach fördern Vakzinationen (z.B. MMR, BCG) keineswegs Allergien, wie von Gegnern häufig behauptet, sondern die Inzidenz von Asthma und allergischer Rhinitis wird sogar verringert.

Impfung hat protektiven Einfluss auf Allergie-Entwicklung

Vom Schlafen auf einem (Schaf-)Fell, das sich in Studien ebenfalls als präventiv erwiesen hat, ist dagegen wegen der Gefahr des plötzlichen Kindstods bei Säuglingen dringend abzuraten. Als weitere Prädiktoren für eine allergische Rhinitis ermittelte die MAS-Kohorte eine entsprechende Erkrankung der Eltern bzw. kindliche Sensibilisierung oder atopische Dermatitis in den ersten drei Lebensjahren.

Die Prognose der Neurodermitis hängt offenbar stark vom Manifestationsalter ab: Etwa ein Drittel der im ersten Lebensjahr erkrankten Kinder leidet auch mit 20 Jahren noch daran, aber nur 10 % derer, die es erst im fünften Lebensjahr erwischt.

Was den immer wieder postulierten „allergischen Marsch“, also das Fortschreiten vom Ekzem über die Rhinitis zum Asthma betrifft, können Sie die Eltern beruhigen: Diese Entwicklung ist keineswegs zwangsläufig, wie zwei britische Geburtskohorten zeigen: Rund die Hälfte der Kinder hatte im Alter von elf Jahren fast keine Symptome mehr, von den übrigen zeigten nur ca. 7 % eine dem atopischen Marsch vergleichbare Entwicklung. Wesentlich häufiger blieb es bei Neurodermitis, Rhinitis oder passagerem Giemen.

*Multizentrische Allergiestudie

Quelle: 5. Allergologie-Update-Seminar, Wuppertal, Mainz, 2015

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