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Gefährliche Fleischeslust

Die Trichinellose wird durch Rundwürmer der Gattung Trichinella (in Europa vor allem T. spiralis und T. britovi) verursacht, deren Larven beim Verzehr von rohem bzw. unzureichend gegartem Fleisch in den Verdauungstrakt gelangen. Von dort aus migrieren die Parasiten durch die Darmmukosa und erreichen via Blut und Lymphe u.a. die quergestreifte Muskulatur, wo sie sich verkapseln und bis zu 40 Jahre überdauern können.
Zu den häufigsten Infektionsquellen in Europa zählen Wildschwein- bzw. Schweinefleisch. Typisch sind kleinere Epidemien, die sich auf eine einzige Infektionsquelle zurückführen lassen. So infizierten sich beispielsweise 2006 in Mecklenburg-Vorpommern 16 Personen durch den Verzehr eines privat geschlachteten Hausschweines. Darüber hinaus wurde in Frankreich und Italien in den letzten Jahrzehnten von Infektionen durch Pferdefleisch berichtet.
Ein Forscherteam um Angela Hegelmaier vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie, Universitätsklinikum Leipzig, hat eine aktuelle Übersicht zur Diagnose und Therapie der Trichinellose veröffentlicht. Demnach ist das Auftreten von intermittierendem Fieber, Myalgien und ausgeprägter Eosinophilie bzw. Kreatinkinaseerhöhung im Migrationsstadium (ca. ab 5–7 Tage nach verdächtigem Fleischkonsum) diagnostisch wegweisend.
Meldepflicht
Jeder Fall einer nachgewiesenen Trichinellose muss gemäß § 6 und 7 Abs. 1 IfSG namentlich innerhalb von 24 Stunden an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Dieses gibt die Information nach § 11 IfSG an die Lebensmittelüberwachungsbehörden weiter.
Zur Diagnosesicherung eignen sich immunologische Methoden (z.B. ELISA, IFT*, Immunoblots), die allerdings erst zwei bis drei Wochen nach der Infektion zuverlässige Ergebnisse liefern und gegebenenfalls nach zwei Wochen wiederholt werden müssen. Bewährt haben sich außerdem Muskelbiopsien (z.B. des M. deltoideus) inklusive mikroskopischer Analyse von Quetschpräparaten oder von Suspensionen nach Trypsinverdau. Weitere Informationen zur Diagnostik sind über die zuständigen Referenz- und Konsiliarlabore erhältlich.
Zur symptomatischen Therapie einer Trichinellose eignen sich Antipyretika und Analgetika sowie bei starken Beschwerden hoch dosierte Kortikosteroide. Betroffene Extremitäten werden gegebenenfalls ruhiggestellt. Um Komplikationen vorzubeugen, sollte die Trichinellose nicht nur symptomatisch, sondern auch kausal behandelt werden. Dies gilt auch für leichte Verläufe, die häufig selbstlimitierend sind.
Die kausale Therapie erfolgt mit Anthelminthika aus der Gruppe der Benzimidazole. Hierbei kommt bevorzugt Albendazol zum Einsatz. Alternativ stehen Mebendazol oder Pyrantel zur Verfügung. Kontraindikationen sind Schwangerschaft, Stillzeit und Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe.
Niedrig dosierte Steroide gegen allergische Reaktion
In den ersten fünf Behandlungstagen ist die begleitende Gabe von niedrig dosierten Steroiden empfehlenswert, um allergische Reaktionen aufgrund des Parasitenzerfalls (Jarisch-Herxheimer-Reaktion) einzudämmen.
Je früher die Behandlung eingeleitet wird, desto höher ist die Eradikationswirkung. Die Chancen auf einen Therapieerfolg sinken, sobald sich die Parasiten verkapseln (ab ca. 4–6 Wochen nach Infektion). Schlägt die Behandlung an, gehen die Symptome in der Regel innerhalb weniger Tage bis Wochen zurück, während die Antikörpertiter teils noch jahrelang erhöht bleiben.
* Immunfluoreszenztest
Quelle: Hegelmaier A et al. Flug u Reisemed 2023; 30: 131-137; DOI: 10.1055/a-2031-1555
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