Hepatitis E lauert in Fleischprodukten

Dr. Judith Lorenz

Als wichtigste Wirte für die HEV-Genotypen 3 und 4 gelten Haus- und Wildschweine sowie der Mensch. Als wichtigste Wirte für die HEV-Genotypen 3 und 4 gelten Haus- und Wildschweine sowie der Mensch. © iStock/JMrocek

Es mag überraschen, aber Hepatitis E kommt in Deutschland gar nicht so selten vor. Etwa jeder Fünfte hat sich im Laufe seines Lebens bereits einmal mit dem Virus infiziert.

Um sich das Hepatitis-E-Virus (HEV) einzufangen, muss man nicht weit fahren, berichtet Professor Dr. Franz Allerberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Die HEV-Genotypen 3 und 4 kommen in Mitteleuropa endemisch vor und werden über unzureichend erhitzte Lebensmittel übertragen. Als wichtigste Wirte gelten Haus- und Wildschweine sowie der Mensch, aber auch andere Säugetiere wie Kaninchen und Ziegen können Träger sein. Typische Infektionsquellen sind Fleisch und Innereien infizierter Tiere. Auch industriell verarbeitete Produkte wie Roh- und Leberwürste können infektiöse Viren enthalten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch tritt nur sehr selten auf.

Die Erkrankung verursacht oft nur unspezifische Symptome

Die Genotypen 1 und 2, die Erreger der tropischen Hepatitis E, kommen in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika vor und werden meist über verunreinigtes Trinkwasser übertragen. Einziger Wirt scheint der Mensch zu sein. Eine Infektion mit HEV 1 oder 2 manifestiert sich oft als akute Hepatitis und verläuft bei Schwangeren nicht selten tödlich. Die auf die Typen 3 und 4 zurückgehende Erkrankung spielt sich dagegen meist unbemerkt oder mit unspezifischen Symptomen ab, bei Risikopatienten wie Immunsupprimierten oder Personen mit Leber-Vorschädigung ist jedoch eine Chronifizierung bzw. ein letaler Ausgang möglich. Zusätzlich existieren vier weitere HEV-Genotypen (HEV 5 bis 8), welche bislang jedoch im Wesentlichen bei Tieren und im außereuropäischen Ausland nachgewiesen wurden.

Fast jeder Fünfte in Deutschland, Österreich bzw. der Schweiz hat sich bereits einmal infiziert, wie serologische Untersuchungen belegen. Die Seroprävalenz von Anti-HEV-Antikörpern nimmt in Europa mit steigendem Lebensalter zu, ähnlich wie man dies auch bei anderen lebensmittelbedingten Infektionen beobachtet.

Studien aus verschiedenen Ländern in Westeuropa zeigen zwar einen Rückgang der Durchseuchung in den vorangegangenen drei Jahrzehnten – die Prävalenz bleibt aber dennoch auf hohem Niveau. Da in Deutschland, Österreich und der Schweiz bislang kein Impfstoff gegen HEV zur Verfügung steht, kommt der Prävention eine große Bedeutung zu, erklären die Experten. Sie fordern daher die Lebensmittelindustrie dazu auf, entsprechende Schutzmaßnahmen umzusetzen. Langfristig sei eine Sanierung der Wirtstiere unverzichtbar – die Schweinebestände in Deutschland und Österreich sind zu 40 % durchseucht. Da seit Januar 2020 in Deutschland Blut- und Stammzellpräparate auf HEV-RNA getestet werden müssen, sei eine Übertragung auf diesem Weg unwahrscheinlich.

Quelle: Allerberger F et al. internistische praxis 2021; 63: 731-740

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Als wichtigste Wirte für die HEV-Genotypen 3 und 4 gelten Haus- und Wildschweine sowie der Mensch. Als wichtigste Wirte für die HEV-Genotypen 3 und 4 gelten Haus- und Wildschweine sowie der Mensch. © iStock/JMrocek