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Hepatitis E ist vor allem bei Immunsuppression gefährlich

In den Entwicklungsländern dominieren die Genotypen 1 und 2, die vor allem über Trinkwasser übertragen werden. Bei drei Millionen symptomatischen Fällen pro Jahr kommt es zu 70.000 Todesfällen. Vor allem in der Schwangerschaft droht eine akutes Leberversagen. Eine Chronifizierung wird dagegen nicht beobachtet.
Die bei uns und in den USA vorherrschenden Genotypen 3 und 4 werden vor allem durch nicht durchgegartes Schweinefleisch übertragen – die Durchseuchung scheint proportional zum Mettkonsum. Die Viren wurden aber auch schon bei Hirschen, Ratten, Kaninchen und Katzen nachgewiesen. Eine Erhitzung auf 70 °C reicht aus, um die Viren abzutöten. In sehr seltenen Fällen ist auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder über Transfusionen bzw. Transplantationen möglich – das spielt aber praktisch keine Rolle.
Seit Januar 2020 werden auch in Deutschland alle Blutprodukte auf Hepatitis E getestet. In Europa lassen sich in etwa 0,1 % der Blutproben HEV mittels PCR nachweisen. Am höchsten sind die Raten an positiven Blutproben in Serbien, Deutschland und Frankreich.
Bei Immunkompetenten verläuft die Infektion oft asymptomatisch und selbstlimitierend. Vor allem bei älteren Männern, Patienten mit Vorerkrankungen der Leber und Immunsupprimierten sieht man auch schwerere symptomatische Verläufe bis hin zu akutem Leberversagen. Auch ein chronischer Verlauf ist möglich. Davon ist auszugehen, wenn auch nach drei Monaten immer noch HEV-RNA nachweisbar ist.
Auf HEV getestet werden sollten alle Menschen mit erhöhten Leberenzymen und unklarer Hepatitis – das gilt insbesondere für Immunsupprimierte. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Serologie oft negativ ist, sodass nur eine PCR-Untersuchung aussagefähig ist. Die Tests auf HEV werden nicht routinemäßig in allen Laboratorien angeboten. Bei immunkompetenten Patienten heilt die Erkrankung in aller Regel von selbst aus – nur in den seltenen Fällen von akutem Leberversagen muss eingegriffen werden. Bei Immunsupprimierten z.B. nach Transplantation oder bei rheumatologischen Erkrankungen sollte an erster Stelle immer versucht werden, die immunsuppressiven Medikamente zu reduzieren.
Zur Therapie kann Ribavirin off label versucht werden
Führt dies allein nicht zum Erfolg, wird eine dreimonatige Behandlung mit Ribavirin empfohlen (Achtung, off label!). Bei einem Rezidiv nach anfangs erfolgreicher Behandlung kann noch einmal eine sechsmonatige Behandlung erfolgen. Persistiert HEV trotzdem oder die Patienten sprechen nicht auf Ribavirin an, kann zumindest bei Lebertransplantierten noch ein Versuch mit pegyliertem Interferon für drei Monate gemacht werden.
Quelle: United European Gastroenterology (UEG) Week 2022
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