Hepatitis E: Auch Nager können das Virus beherbergen

Dr. Anja Braunwarth

Trotz einer geringen genetischen Verwandtschaft, wurde Hepatitis E von Ratten auf Menschen übertragen. Trotz einer geringen genetischen Verwandtschaft, wurde Hepatitis E von Ratten auf Menschen übertragen. © iStock/GeorgeDolgikh

Das Hepatitis-E-Virus wird in Deutschland hauptsächlich von Schweinen übertragen. Es gibt aber auch eine Variante des Erregers in Ratten – und die scheint durchaus humanpathogen werden zu können.

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) in Ratten wurde zuerst in Deutschland entdeckt und danach in vielen anderen Ländern beschrieben. Da es aber nur eine geringe genetische Verwandtschaft mit den humanpathogenen Genotypen aufweist, hielt man eine Übertragung auf den Menschen für unwahrscheinlich.

Kürzlich erschien jedoch der erste Fallbericht eines immungesunden 49-Jährigen aus Kanada mit einer schweren Hepatitis E durch das Ratten-HEV. Dann tauchte ein weiterer Fall in Hongkong auf, was dortige Kollegen zu einer prospektiven Screeningstudie bewog. Sie analysierten die Blutproben von 2860 Patienten mit erhöhten Leberwerten oder unter Immunsuppression auf die RNA dieser Virusvariante (HEV-C1-RNA) und untersuchten zusätzlich 186 Ratten aus der Re­gion darauf.

Die RNA fand sich bei 0,27 % der Patienten mit Hepatitis und 0,15 % der Immunsupprimierten. Den Indexfall mitgerechnet, kam man auf insgesamt acht Fälle einer Ratten-HEV-Infektion, fünf davon bei immunsupprimierten Patienten. 4 % der Ratten waren positiv. Drei der Erkrankten entwickelten eine akute Hepatitis, vier eine persistierende und einer eine subklinische Infektion. Im Vergleich zu den Entzündungen durch die klassischen Spezies verliefen diese aber deutlich weniger schwer, berichtete Professor Dr. Thomas­ Berg von der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Leipzig.

Hepatitis E kann sich an den Gallengängen manifestieren

Therapeutisch ist bei der chronischen Hepatitis E Ribavirin über drei Monate der Standard. Damit lassen sich Heilungsraten bis 80 % erzielen. Wie HEV-Infektionen nach Organtransplantation darauf ansprechen, wurde in einer retrospektiven europäischen Multizenterstudie geprüft. 255 Patienten nahmen teil und erhielten über eine mediane Dauer von drei Monaten im Mittel 600 mg Ribavirin täglich. Nach Erstbehandlung lag die Responserate bei 81 %, ein zweiter Zyklus ließ sie auf 90 % klettern. Eine erhöhte Lymphozytenzahl zu Therapiebeginn erwies sich dafür als prädiktiver Faktor. Damit bestätigte sich die Effektivität des Standardvorgehens­.

Dosisreduktionen wegen hämatologischer Nebenwirkungen und Bluttransfusionen waren mit einem Rückfall nach Therapieende assoziiert. Diese Patienten sind schwer zu behandeln, betonte der Hepatologe. Seiner Meinung nach sollte man überlegen, initial mit einer höheren Dosis von 15 mg/kgKG/Tag wie bei der Hepatitis C zu starten.

Prof. Berg warf noch ein paar kurze Schlaglichter auf Besonderheiten des HEV. So sollte man bei einer chronischen Hepatitis E daran denken, dass sie sich im Gegensatz zur B oder C auch an den Gallengängen manifestieren kann. Histopathologisch liegt eine destruktive Cholangitis vor. Sie erklärt das oft cholestatische Blutprofil der chronisch Infizierten.

Die Virämierate (HEV-RNA-positiv) bei Blutspendern liegt in Deutschland bei ca. 1:1200. Für Übertragungen durch Blut ist überwiegend das HEV vom Typ 3 verantwortlich. Beschrieben werden sie vor allem bei Patienten mit hämatologischen Vorerkrankungen. „Wahrscheinlich haben die Spender so niedrige Viruskonzentrationen im Blut, dass die Transfusionen bei immunkompetenten Empfängern keine Infektion auslösen“, sagte Prof. Berg. Für Betroffene besteht die Gefahr der chronischen Infektion und Leberkranken droht ein akutes Organversagen. Deutschland wird ab diesem Jahr ein Screening auf HEV-RNA bei Blutspendern durchführen.

Anti-HEV-IgM bei jedem zweiten Hepatitispatienten

Im Rahmen von Routinechecks finden sich nicht selten anti-HEV-IgM bei asymptomatischen Menschen. Die Persistenz von HEV-Markern nach ausgeheilter Infektion wurde nun systematisch untersucht. Die Studie hatte zwei Gruppen: 25 Patienten mit akuter, selbstlimitierender Hepatitis E und 50 Blutspender mit positiver HEV-RNA. Nach einem medianen Follow-up von 34 Monaten wiesen die Forscher bei mehr als der Hälfte der Hepatitis-Patienten Anti-HEV-IgM nach, obwohl bei allen der HEV-RNA- und HEV-Antigen-Test negativ waren. Diese Ergebnisse sollte man für die Einordnung positiver Anti-HEV-IgM-Befunde im Hinterkopf haben, empfahl der Kollege. Er sprach sich dafür aus, alle Patienten mit Verdacht auf eine akute Hepatitis E mittels PCR auch auf HEV-RNA zu untersuchen.

Quelle: 9. Hepatologie-Update-Seminar (Online-Seminar)

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Trotz einer geringen genetischen Verwandtschaft, wurde Hepatitis E von Ratten auf Menschen übertragen. Trotz einer geringen genetischen Verwandtschaft, wurde Hepatitis E von Ratten auf Menschen übertragen. © iStock/GeorgeDolgikh