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Hepatitis D: Neue Therapie macht Hoffnung

Die Hepatitis D hat deshalb eine so große Bedeutung unter den Hepatitiden, weil sie am schnellsten fortschreitet, erklärte Professor Dr. Thomas Berg von der Sektion Hepatologie des Universitätsklinikums Leipzig. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren kommt es bei 70 % der Erkrankten zu einer Zirrhose. Im Vergleich zu Patienten mit alleiniger HBV-Infektion verdreifacht sich bei Kranken mit Hepatitis B und D das Zirrhoserisiko. Das Gleiche gilt für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms.
Dem HDV fehlt die genetische Information zur Herstellung von Hüllproteinen. Um einen Menschen infizieren zu können, ist es auf eine HBV-Hülle angewiesen. In den meisten Fällen liegt bereits eine chronische Hepatitis B vor und es kommt zur Superinfektion mit HDV. Simultane Infektionen mit HBV und HDV sind selten.
Häufig Rückfälle unter der Standardtherapie
An eine Hepatitis D sollte man denken, wenn bei einem Patienten mit chronischer HBV-Infektion hohe ALT- und (deutlich) erhöhte IgG-Werte nachgewiesen werden. Der HBeAg-Nachweis kann negativ sein.
Als Standardtherapie gilt bislang PEG-Interferon-α. Fällt der Nachweis auf HBV-RNA nach 24 Wochen noch immer positiv aus, sollte die Behandlung für 48 Wochen weitergeführt werden. Bei primären Respondern kommt es nach Absetzen der Medikation häufig zu einem Rückfall. Auch ein später Relapse ist möglich, so Prof. Berg. „Die Delta ist eine sehr unangenehme Infektion – nur etwa 10 % erreichen langfristig eine Heilung.“
Eine regelmäßige Leberkontrolle ist bei Delta-Patienten extrem wichtig. Bereits kleine Läsionen sollten abgeklärt werden, denn sie sind hoch verdächtig für eine maligne Transformation. „Und wenn es noch kein hepatozelluläres Karzinom ist, ist es möglicherweise auf dem Weg dahin“, warnte der Experte.
Seit Juli 2020 ist der Entry-Inhibitor Bulevirtid (s.c.) zur Behandlung der chronischen Hepatitis D zugelassen – allerdings nur für Erwachsene mit kompensierter Lebererkrankung. Zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit dekompensierter Zirrhose gibt es bislang keine Daten. Das Medikament kann alleine gegeben oder mit einem Nukleosid-/Nukleotid-Analogon kombiniert werden. Die Applikation erfolgt einmal täglich. „Das ist natürlich eine Herausforderung, aber in dieser verzweifelten Situation nehmen das die Patienten gerne an“, erklärte Prof. Berg. Da die Substanz sehr schnell zugelassen wurde, darf die Therapie nur von Ärzten eingeleitet werden, die Erfahrung in der Behandlung von HDV-Infektionen haben.
Bulevirtid führt zu einem deutlichen Abfall der Viruslast und der Transaminasen. Der Anteil der Patienten, bei denen das Virus nach 24 Wochen nicht mehr nachzuweisen war oder sich die Viruslast um mindestens 2 log10 verringert hatte, betrug unter alleiniger Therapie mit Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) 3,6 %. Die Kombination mit 2 mg Bulevirtid erhöhte dieses Ansprechen auf 53,6 %. Unter 5 mg Bulevirtid + TDF lag es bei 50,0 % und unter 10 mg Bulevirtid + TDF sogar bei 76,7 %.
Quelle: GastroLive Lebersprechstunde (streamed-up.com; 11.02.2021)
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