Kleines Hepatitis-ABC: Was man über virale Lebererkrankungen wissen sollte

Maria Weiß

Die verschiedenen Typen der Lebererkrankung sind unterschiedlich gut zu behandeln. Die verschiedenen Typen der Lebererkrankung sind unterschiedlich gut zu behandeln. © iStock/Shidlovski

Auf dem Gebiet der Virushepatitiden hat sich einiges getan. Während die aktuellen Daten zur Hepatitis C durchaus positiv zu bewerten sind, gestalten sich die Entwicklungen bei Hepatitis E und D eher beunruhigend.

Trotz Einführung der Regel­impfung für Kinder im Jahr 1995 stellt die Hepatitis B in Deutschland immer noch ein relevantes Problem dar, erklärte Professor Dr. Heiner­ Wedemeyer­ von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Risikopersonen sollten daher weiter auf Hepatitis B gescreent werden, um keine Therapiechancen zu verpassen.

Neuere Wirkstoffe sind etwas besser verträglich

Problematisch ist die „B“ bei Patienten unter Immunsuppressiva, da bei ihnen eine Reaktivierung drohen kann. Die Gefahr eines Wiederaufflammens besteht auch bei Patienten, die wegen einer Hepatitis-C-Koinfektion antiviral behandelt werden.

Zur Therapie kommen heute bevorzugt die neueren Nukleosidanaloga Entecavir (ETV) und Tenofovir-Disoproxilfumarat (TDF) zum Einsatz, da sie besser verträglich sind als ältere Substanzen. In einigen asiatischen Kohorten war TDF im Vergleich zu ETV mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) assoziiert. Da der Unterschied quantitativ aber nicht sehr groß war und entsprechende Daten für europäische Patienten noch nicht verfügbar sind, rechtfertigen diese Ergebnisse aus Sicht des Experten bislang nicht, die Therapie umzustellen.

Viel diskutiert wird die Frage, ob nach einer langjährigen antiviralen Therapie die Medikamente abgesetzt werden können. Bei sehr gut ausgewählten Patienten, die mindes­tens drei Jahre erfolgreich antiviral behandelt wurden, kann das Beenden der antiviralen Therapie nach Einschätzung des Referenten gerechtfertigt sein – allerdings nur, wenn sich eine Zirrhose sicher ausschließen lässt. In jedem Fall müssen diese Patienten nach Absetzen der Behandlung monatlich in Bezug auf die HBV-Viruslast sowie die Leberwerte kontrolliert werden.

Statine scheinen nach neueren Daten das HCC-Risiko eher zu vermindern. Sie sollten bei gegebener Indikation keinesfalls abgesetzt werden, betonte der Referent.

Die Therapie der Hepatitis C ist eine Erfolgsgeschichte. Inzwischen steht ein großes Portfolio wirksamer antiviraler Substanzen zur Verfügung. Trotzdem sollte man auch nach serologischer Ausheilung auf die Transaminasen schauen. Denn erhöhte Werte sind auf lange Sicht mit klinischen Komplikationen assoziiert. Trotz Ausheilung der Infektion einer Hepatitis C ist es wichtig, die Patienten von einem gesunden Lebensstil zu überzeugen (Gewichtsverlust, Verzicht auf Alkohol etc.). Auch Reinfektionen sind möglich. Sie werden vor allem bei Männern beobachtet, die Sex mit Männern haben.

E-Virus liegt bei den akuten viralen Hepatitiden vorne

In der Therapie der Hepatitis D gelten pegylierte Interferone bislang noch als Standard. Mit dem Eintrittshemmer Bulevirtide (Myrcludex B) ergibt sich bei Patienten mit kompensierter Zirrhose ggf. eine neue Therapieoption. In Phase-2-Studien verringerte die Substanz die HDV-RNA und die Leberwerte besserten sich. Eine Phase-3-Studie hat bereits begonnen. Etwas beunruhigend ist die Beobachtung, dass eine Hepatitis D auch zusammen mit Hepatitis C auftreten kann – das bleibt aber hoffentlich eine Rarität, sagte Prof. Wedemeyer.

Die Häufigkeit der Hepatitis E wurde wahrscheinlich lange unterschätzt. Mittlerweile ist die Hepatitis-E-Virus-Infektion der häufigste Grund für die akute virale Hepatitis. Laut einer Hochrechnung kann man in Deutschland von etwa 400 000 Neuinfektionen pro Jahr ausgehen. Hierzulande werden seit Anfang 2020 Blutkonserven auf das Virus getestet.

Zwar entwickeln die meisten immunkompetenten Patienten nur milde oder gar keine Symptome, und die Krankheit heilt spontan aus. Mitunter kommt es allerdings zu schweren oder chronischen Verläufen, Letzteres vor allem unter Immunsuppression. Auch extrahepatische Organmanifestationen wie die neuralgische Schulteramyotrophie sind möglich. Die chronische Hepatitis E lässt sich wirksam mit Ribavirin behandeln – eine drei­monatige Therapie reicht in der Regel aus. 

Quelle: 8. Infektiologie Update-Seminar (Online-Veranstaltung)

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Die verschiedenen Typen der Lebererkrankung sind unterschiedlich gut zu behandeln. Die verschiedenen Typen der Lebererkrankung sind unterschiedlich gut zu behandeln. © iStock/Shidlovski