Hepatitis C

Definition

Erreger der Hepatitis C ist das Hepatitis-C-Virus (HCV), das 1989 erstmals identifiziert wurde (vorher Hepatitis Non-A-non-B).

Das RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren weist eine hohe Mutationsrate und genetische Variabilität auf. Es gibt 6 Genotypen mit mehreren Subtypen. In Deutschland findet man am häufigsten den Genotyp GT 1 (78%), gefolgt von GT 2/3 (18%) GT 4 (3%) und GT 5/6 (1%) .

Etwa 1% der Weltbevölkerung sind chronisch mit HCV infiziert. In Deutschland liegt die Prävalenz bei 0,3%, im Mittelmeerraum bei 2-3% und in einigen Ländern Afrikas bis zu 15%. Etwa 30% aller Fälle von Leberzirrhose und 25 % der Leberzellkarzinome sind durch HCV-Infektionen bedingt.

Gesichert ist eine Übertragung von HCV auf parenteralem Weg durch Kontakt mit kontaminiertem Blut z. B. bei i.v.-Drogengebrauchern, unsterilem Peircing und Tätowieren und Empfängern von Blutprodukten (seit Einführung der Testung 1991 in Deutschland kaum noch relevant). Eine Übertragung durch Sexualkontakte ist im Prinzip möglich, scheint jedoch keine große Rolle zu spielen (mit Ausnahme von HIV-positiven homosexuellen Männern). Nach Nadelstichverletzungen mit HCV-haltigem Blut liegt das Risiko bei etwa 1%. Auch eine Übertragung von der virämischen Mutter auf das Kind ist möglich – das Risiko liegt bei etwa 5 %.

Im Serum einer infizierten Person kann HCV-RNA bereits wenige Tage nach Infektion messbar sein. Die Serokonversionszeit beläuft sich auf 2 Wochen bis 6 Monate (in der Regel werden Antikörper 7 bis 8 Wochen nach Infektion messbar).

Etwa 60-85% der HCV-Infektionen gehen in eine chronische Form über (definiert als länger als 6 Monate fortbestehende Infektion mit HCV). Circa 16-20% der Personen mit chronischer Hepatitis C entwickeln nach 20 Jahren als Spätfolge eine Zirrhose mit zunehmendem Funktionsverlust der Leber – nach 30 Jahren wird der Anteil auf 41 % geschätzt. Diese Patienten haben dann ein hohes Risiko für ein Leberzellkarzinom (jährlich 2-4 %, bei Alkoholkonsum ist das Risiko höher).

Mehr zum Thema

Fußball-Begeisterte bringen von ihrem WM-Trip nach Russland womöglich nicht nur schöne Erinnerungen und Fan-Artikel mit. Der ein oder andere dürfte…

mehr
Anzeige
Symptomatik

Bei etwa 75% der Betroffenen verläuft die akute Infektion ohne auffällige klinische Symptomatik oder führt nur zu unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen. Die Infektionen verlaufen dann meist chronisch.

Etwa 25% der Infizierten entwickeln eine meist milde ausgeprägte Hepatitis mit oft nur mäßig erhöhten Transaminasenwerten und Ikterus. Bei diesen Patienten kommt es in 50% zu einer spontanen Ausheilung.

Auch die chronische Form verläuft meist mild mit unspezifischen Symptomen wie

  • Müdigkeit
  • Unspezifische Oberbauchbeschwerden
  • Leistungsminderung
  • z.T. Juckreiz und Gelenkbeschwerden

Zusätzlich können bei chronischer Hepatitis C extrahepatische Komplikationen auftreten wie z.B.:

  • Kryoglobulinämie
  • Glomerulonephritis
  • Diabetes mellitus
  • Hashimoto-Thyreoiditis
  • Sjögren-Syndrom
Anzeige
Untersuchung

Der Untersuchungsbefund bei Hepatitis C ist meist unspezifisch. Bei einem Viertel der Patienten mit akuter Hepatitis findet man einen Ikterus.

Mehr zum Thema

Die absoluten Fallzahlen von Hepatitis-C-Neu­diagnosen sinken zwar in Deutschland seit 2004 immer weiter. Doch die Dunkelziffer ist hoch und das Ziel…

mehr

Routinemäßig werden Patienten mit neu diagnostizierter Krebserkrankung nicht auf Virusinfektionen wie HBV, HCV und HIV getestet. Sinnvoll könnte dies…

mehr

Um es im Bett so richtig krachen zu lassen, spritzen sich einige nur für diesen Zweck Methamphetamin oder andere Drogen. Das endet oft in einer…

mehr
Labor

Als Screeningtest bei Risikopersonen wird eine Bestimmung von Antikörpern (anti-HCV) empfohlen. Die Antikörper werden aber erst 1-5 Monate nach Infektion positiv, sodass hier eine diagnostische Lücke entsteht.

Bei positivem anti-HCV-Nachweis muss dann immer zum Nachweis der Virämie quantitativ HCV-RNA mittels PCR bestimmt werden. Ist HCV-RNA trotz poisitver Antikörper nicht nachweisbar, kann man von einer ausgeheilten Infektion ausgehen.

Vor Einleitung einer antiviralen Kombinationsbehandlung soll der HCV-Genotyp sowie bei Genotyp-1-Isolaten zusätzlich der Subtyp (1a oder 1b) bestimmt werden. Dies ist wichtig für die Abschätzung der Prognose und die Auswahl der antiviralen Substanzen.

Weitere Laboruntersuchungen:

  • Transaminasen (Normalwerte schließen chronische Hepatitis C nicht aus)
  • γ-GT, alkalische Phosphatase
  • großes Blutbild
  • Kreatinin und Harnstoff

Weitere Untersuchungen:

Sonographie, Fibroscan oder evtl. Leberbiopsie zur Bestimmung des Fibrosegrades

Anzeige
Differenzialdiagnostik

Da sich die Symptomatik der Infektionen durch die verschiedenen Hepatitisvirusarten grundsätzlich nicht unterscheidet, muss auch an Hepatitis A, B und E gedacht werden. werden.

Weitere Differenzialdiagnosen:

  • Infektionen mit Epstein-Barr-Virus, humanen Zytomegalieviren sowie (bei Immundefizienten) mit Herpes-simplex-Viren und Varizella-Zoster-Virus
  • bakterielle Infektionen (z.B. Brucellose, Q-Fieber, Leptospirose oder Echinokokkose)
  • bei Reisen in tropische Länder auch Viral-Hämorrhagisches-Fieber, Malaria und Amöben-Infektion
  • toxische Hepatitis (z.B. durch Alkohol oder Medikamente)
  • Autoimmunhepatitis
Mehr zum Thema

Natürlich war die Einführung der direkt antiviralen Therapie der Hepatitis C ein Segen. Doch sie löst nicht alle Probleme. Auch das Screening auf…

mehr
Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Akute Hepatitis C

Die akute symptomatische Hepatitis C stellt in der Regel aufgrund der 50%igen Chance auf eine spontane Ausheilung keine Indikation für eine antivirale Therapie dar. Es gibt aber Ausnahmen wie:

  • Nadelstichverletzungen
  • ausgeprägte Symptomatik
  • Komorbiditäten
  • extrahepatische Manifstationen

Behandelt werden kann dann mit der Kombination Ledipasvir/Sofosbuvir für 6-8 Wochen – der Einsatz von Interferonen wird hier nicht mehr empfohlen.

Chronische Hepatitis C

Eine chronische Hepatitis C stellt immer einen Indikation für eine antivirale Kombinationstherapie dar. Erhöhte Transaminasen oder Nachweis einer Fibrose sind dabei keine notwendigen Voraussetzungen.

Empfohlen werden heute als Ersttherapie immer ein interferonfreies Therapieregime. Zur Verfügung – z.T. nur in Form von Fixkombinationen –stehen:

Ribavirin

  • in Kombination mit anderen Substanzen zur Erst- und Re-Therapie bei allen Genotypen zugelassen

Direkte antivirale Substanzen (DAA):

NS3/A4-Proteaseinhibitoren:

  • Glecaprevir (GPR) → HCV-Genotypen 1-6
  • Grazoprevir (GZR) → HCV-Genotypen 1-4
  • Voxilaprevir (VOX) → HCV-Genotypen 1-6
  • Paritaprevir (PTV) → HCV-Genotypen 1-4

Simeprevir, Bocprevir und Telaprevir sind in Deutschland nicht mehr erhältlich.

NS5A-Inhibitoren

  • Daclatasvir (DCV) → Genotypen 1-6 (wird in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr eingesetzt)
  • Elbasvir (EBR) → Genotypen 1 und 4
  • Ledipasvir (LDV) → Genotypen 1,4,5,6
  • Ombitasvir (OBV) → Genotypen 1 und 4
  • Pibrentasvir (PBR) → Genotypen 1-6
  • Velpatasvir (VEL) → Genotypen 1-6

Nukleosidische Polymerase (NS5B)-Inhibitoren

  • Sofosbuvir (SOF) → Genotypen 1-6

Die Substanzkombination und die Therapiedauer (8 oder 12 Wochen) hängen von zahlreichen Faktoren wie Genotyp, Zirrhosesstatus, antiviralen Vortherapien und viralen Resistenzen ab. Nach Therapieende (nach 12 Wochen) sollte eine Erfolgskontrolle mittels qantitiativer Bestimmung der HCV-RNA erfolgen.

 

Meldepflicht:

Dem Gesundheitsamt müssen der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an akuter Virushepatitis sowie alle Nachweise von Hepatitis-C-Virus namentlich gemeldet werden.

Mehr zum Thema

Kein Tropfen Alkohol mehr! Das rät man chronisch Leberkranken oft vergeblich. Zwei Experten geben ein paar Tipps, wie es doch gelingen kann, dass der…

mehr

Durch eine Kombination verschiedener Wirkstoffklassen lässt sich die Behandlung der Hepatitis C individuell optimieren. Die dauerhaften virologischen…

mehr

Direkt wirkende Virustatika scheinen eine chronische Hepatitis C sehr gut in den Griff zu bekommen. Allerdings wird immer wieder von einem höheren…

mehr

Wird ein Patient mit chronischer Hepatitis C antiviral behandelt, profitiert nicht nur die Leber. Auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse…

mehr

Die Inzidenz der akuten Virushepatitiden ist in den letzten Jahren gestiegen. An der Impf­skepsis liegt das jedoch nicht. Auch bei den chronischen…

mehr

Auf dem Gebiet der Virushepatitiden hat sich einiges getan. Während die aktuellen Daten zur Hepatitis C durchaus positiv zu bewerten sind, gestalten…

mehr

Versagen bei chronischer Hepatitis C im ertsen Anlauf die antiviralen Medikamente, scheint die Dreifachkombi aus VOX/VEL/SOF am ehesten zu greifen.

mehr

HCV-Infektion

Die direkt wirksamen antiviralen Substanzen haben die Therapie bei chronischer Hepatitis C revolutioniert. Dank hocheffektiver Wirkstoffkombinationen…

mehr
Invasive und Interventionelle Therapie

Bei fortgeschrittener dekompensierter Leberzirrhose kann nach den allgemeingültigen Kriterien eine Lebertransplantation indiziert sein.

Mehr zum Thema

Die direkte antivirale Therapie der Hepatitis C hat die Lebertransplantationsraten in Europa um die Hälfte gesenkt. Auch in Deutschland gehen die…

mehr
Prävention

Eine wirksame Schutzimpfung gegen HCV steht bisher nicht zur Verfügung und auch eine früher durchgemachte HCV-Infektion schützt nicht vor einer erneuten Erkrankung.

Daher bleibt nur eine Expositionsprophylaxe, z.B. durch:

  • strengste Ãœberprüfung von Blut und Blutproduktenspenden
  • Schutzmaßnahmen bei möglichen Blutkontakten (Handschuhe, Gesichtsmaske, Schutzbrille)
  • Aufklärung von i.v.-Drogengebrauchern
Mehr zum Thema

Ob an einer Kanüle gepikst oder am Skalpell geschnitten – das Risiko für eine Hepatitisinfektion gehört quasi zum ärztlichen Alltag. Umgekehrt können…

mehr

Virushepatitiden

In Sachen Prävention und Therapie von Virushepatitiden gab es in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte. Verschwunden sind die Infektionen…

mehr
Folgeerkrankung
Mehr zum Thema

Extrahepatische Manifestationen

Die chronische Hepatitis-C-Infektion ist vor allem wegen der dadurch drohenden Leberschäden gefürchtet. Doch auch extrahepatische Manifestationen…

mehr
Leitlinien

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): 
Therapie der chronischen Hepatitis C

 

S3-Leitlinie

Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus (HCV) -Infektion

Kasuistik
Mehr zum Thema

Hepatitis C

Eine chronische Hepatitis C kann mit einer schmerzlosen progredienten Lähmung assoziiert sein. In einem aktuellen Fall war sie sogar das erste…

mehr
Forschung
Mehr zum Thema

Dem Mangel an Transplantations-Organen will man möglichst durch eine Erweiterung des Spenderpools abhelfen. Hepatitis-C-Infizierte blieben hier…

mehr

Die Hepatitis D ist häufiger als gedacht, für die B hat sich ein neuer Marker als hilfreich erwiesen und bei der C darf man die Kinder nicht…

mehr

Virus-Ãœbertragung

Das Risiko einer Hepatitis-C-Virus-Übertragung beim intravenösen Konsum von Drogen lässt sich durch die Wahl der Spritzenart beeinflussen. Das…

mehr

Hepatitis C

Das Hepatitis-C-Virus einzudämmen, ist ein wichtiges Gesundheitsziel der Weltgesundheitsorganisation WHO. Obwohl die Infektionsprävalenz hierzulande…

mehr
Abrechnung

Verschenken Sie kein Honorar: Das „Gebühren-Handbuch digital“ ist die ideale Weiterentwicklung der Printausgabe des bekannten „Medical Tribune Gebühren-Handbuchs“ - statt 2000 Buchseiten der schnelle digitale Zugriff.

Was Ihnen die Abrechnung leichter macht:

  • die immer aktuelle Fassung von EBM und GOÄ (Einheitlicher Bewertungsmaßstab und Gebührenordnung für Ärzte)
  • Tipps und Experten-Kommentare zur Honorarabrechnung (EBM/GOÄ), graphisch aufbereitet und leicht verständlich
  • Kommentare von Kollegen lesen und selbst kommentieren
  • persönliche Notizen und Lesezeichen setzen

Zum Gebühren-Handbuch digital »

Fortbildungen

Keine Fortbildung für diesen Fachbereich gefunden

Alle Fortbildungen




Diese Informationen dienen ausschließlich der Aus- und Weiterbildung von Angehörigen und Studenten der medizinischen Fachkreise (z.B. Ärzte) und enthalten nur allgemeine Hinweise. Sie dürfen nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden und sind kein Ersatz für eine ärztliche Beratung oder Behandlung. Die jeweiligen Autoren haben die Inhalte nach bestem Wissen gepflegt. Dennoch sollten Sie die Informationen stets kritisch prüfen und mit zusätzlichen Quellen vergleichen. Die Autoren und die Betreiber von medical-tribune.de übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch nicht-kontrollierte Anwendung von Empfehlungen und Inhalten entstehen. Beiträge, die Angaben zum Einsatz und zur Dosierung von Medikamenten machen, sind die persönliche Einschätzung der Autoren. Sie ersetzen nicht die Empfehlungen des Herstellers oder des behandelnden Arztes oder Apothekers.