Analfistel
Analfisteln sind chronisch entzündlich veränderte Gänge in der Analregion. Abszesse oder Fissuren im Bereich der Analkrypten sind häufig die akuten Auslöser. Werden diese Entzündungsherde nicht vollständig ausgeräumt, bilden sich tiefe Fisteln mit Anschluss an die Proktodealdrüsen. Sie weisen eine innere Öffnung in den Enddarm oder Analkanal und häufig eine äußere Öffnung im Bereich des Anus auf.
Weitere, seltenere Ursachen können entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Divertikulitis, Kryptitis oder Krebserkrankungen sein.
ICD-10-Code: K60.3
Eine Analfistel kann mit Schmerzen einhergehen. Sie fällt zudem am ehesten durch chronisches Nässen, Eiterabsonderungen und punktuelle Blutungen aus der Fistelöffnung auf.
Die primäre Untersuchung besteht aus optischer Inspektion und Palpation der betroffenen Region. Oft ist der Fistelausgang in das Hautniveau eingesenkt und nur durch Spreizen der Analhaut auffindbar. Der Fistelverlauf lässt sich gegebenenfalls als harter Strang ertasten. Falls nötig, kann sich eine Rektoskopie anschließen. In Einzelfällen sind Endosonografie und/oder MRT nötig, die auch komplex verlaufende Fistelgänge sichtbar machen.
- Perianalthrombose
- Hämorrhoidalprolaps
Liegt eine Analfistel vor, so besteht grundsätzlich die Indikation für eine Operation. Hierfür stehen, je nach Fistelverlauf und seinem Verhältnis zum Analsphinkter, verschiedene Verfahren zur Verfügung. Die Standardmethode ist die Fistelspaltung (Fistulotomie). Sie ist das am häufigsten angewandte Verfahren und verspricht gute Heilungschancen. Da die Fisteln innerhalb des Kontinenzapparates verlaufen, sollte eine großzügige Spaltung vermieden werden, um die Kontinenz zu erhalten.
Das Anlegen einer Fadendrainage ist ein ebenfalls häufiges Verfahren in der Therapie von Analfisteln. Hierbei wird ein nicht resorbierbarer Faden in die Fistel eingezogen, um den Abszess in Vorbereitung weiterer Behandlungsmaßnahmen zu sanieren oder den Fistelkanal kurz- oder langfristig zu stabilisieren. Die Durchtrennung der von der Fistel umschlossenen Sphinkteranteile mit einem schneidenden Faden wird aufgrund des relativ hohen Risikos für postoperative Kontinenzstörungen nur noch in Ausnahmefällen empfohlen.
Weitere Behandlungsoptionen sind plastische Fistelverschlussverfahren (Flap-Verfahren), bei denen Fistel und Infektionsherd herausgeschnitten und die Muskeln im Bereich des inneren Fistelostiums direkt genäht werden (mit oder ohne Verschiebelappen). Alle plastischen Verschlussverfahren weisen niedrigere Heilungsraten auf als die klassische Fistelspaltung; dafür sind postoperative Kontinenzbeeinträchtigungen hier seltener.
Neuere Verfahren (z.B. Fibrin-Kleber, Analfistel-Plug) verwenden Biomaterialien , um den Fistelgang zu verschließen. Diese Techniken kommen zur Behandlung hoher Analfisteln infrage. Die Heilungsraten sind jedoch deutlich niedriger als bei den plastischen Verfahren.
Neue technische Verfahren sind die Fistelkoagulation mit einem Laser, die videoassistierte Fistelbehandlung sowie der Verschluss mittels endoskopischem Clip. Die derzeitige Studienlage ist unzureichend. Bislang konnte gegenüber den etablierten Verfahren keine Überlegenheit nachgewiesen werden.
Leitlinie "Kryptoglanduläre Analfisteln" (gültig bis 29.06.2021)
Patientenleitlinie "Kryptoglanduläre Analfisteln" (gültig bis 29.06.2021)
Leitlinie "Rektovaginale Fistel" (gültig bis 30.08.2022)
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