Gefahr für Therapieerfolg

Dr. Dorothea Ranft

Wenn die Pilzbehandlung durch antimykotische Medikamente nicht anschlägt, kann auch eine  Kombinationstherapie infrage kommen. Wenn die Pilzbehandlung durch antimykotische Medikamente nicht anschlägt, kann auch eine Kombinationstherapie infrage kommen. © Creative Cat Studio – stock.adobe.com

Antimykotikaresistente Pilze wie Trichophyton werden auch in Deutschland zum Problem. Einige Dermatophyten können sogar mit Multiresistenzen gegen Terbinafin und Azole aufwarten. Experten erläutern, wie man am besten vorgeht. 

Sprechen Patienten unzureichend auf eine antimykotische Therapie an, kann es sich um eine mikrobiologische oder eine klinische Resistenz handeln. Mikrobiologische Resistenzen gehören mitunter zu den natürlichen Eigenschaften des Pilzes, die schon vor der Therapie vorhanden sind oder auf einer Mutation der entsprechenden Zielstruktur beruhen, die sich erst während der Therapie entwickelt. In beiden Fällen erhalten die weniger anfälligen Pilze in Gegenwart des Antimykotikums einen Vorteil, was ihre Verbreitung und damit die Weitergabe des Resistenzgens fördert. 

Die klinische Resistenz wird dagegen oft durch patienteneigene Faktoren vermittelt. Dazu gehören hohes Alter, reduzierte Immunantwort und Begleiterkrankungen (Dia­betes, Niereninsuffizienz etc.) sowie mangelnde Therapietreue, die dafür sorgt, dass die Wirkstoffkonzentrationen zu gering ausfallen. Auch krankheitsspezifische Einflüsse spielen eine Rolle, wie der gleichzeitige Befall mit verschiedenen Erregern (z.B. Onychomykose mit Dermatophyt plus Schimmelpilz). Eine lange Krankheitsdauer und schwere Läsionen können Ausdruck einer bereits eingetretenen Resistenz sein.

Insbesondere bei Onychomykoseverdacht kommt es auf eine genaue Abklärung an, um Differenzialdiagnosen wie Nagelpsoriasis oder andere Ursachen für Nageldystrophien auszuschließen. Denn Antimykotika sollten nur bei gesicherter Infektion zum Einsatz kommen, betonen Dr. Aditya­ Gupta von Mediprobe Research Inc. im kanadischen London und Kollegen. 

Als Standard gilt nach wie vor die Kultur, diese hat jedoch den Nachteil, dass das Ergebnis erst nach drei bis vier Wochen vorliegt. Außerdem ist die Sensitivität nicht ganz so gut und Mischinfektionen lassen sich nur schwer identifizieren, schreiben die Wissenschaftler. 

Eine höhere Sensitivität zum Nachweis der auslösenden Spezies haben PCR-Nachweis ggf. mit Sequenzierung. Über ihre spezifischen Gensequenzen kann man z.B. zwischen resistenten Tinea indotineae und T. mentagrophytes bzw. T. interdigitale differenzieren. Außerdem lassen sich parallel Mutationen detektieren, die das Ansprechen auf Antimykotika verringern. Nach der Therapie ist die PCR möglicherweise ein besserer Indikator für einen Erfolg als die negative Kultur. 

Die Kombination von minimaler Hemmkonzentration und molekularer Diagnostik ermöglicht Rückschlüsse, warum das Ansprechen auf die Therapie anders ausfällt als erwartet. In diesem Fall kann eine höhere Dosis oder verlängerte Therapiedauer erfolgreich sein, alternativ auch die Gabe einer anderen Wirkstoffklasse oder einer Kombinationstherapie. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass v.a. höhere Dosierungen oft off label sind.

Wirkstoffe ohne Zulassung

Posaconazol, Voriconazol und Oteseconazol sind zwar für einige systemische Mykosen in label, besitzen für superfizielle Pilzinfektionen bisher keine EMA-Zulassung. Mögliche Off-Label-Therapieschemata sind: 

  • Posaconazol bei einer dermatophytär bedingten Onychomykose an der Großzehe mit 200 mg/d über 24 Wochen. Oder bei proximaler subungualer Erkrankung (Fusarium falciforme) ein Puls pro Monat mit 800 mg/d über eine Woche (insgesamt vier Pulse). 

  • Oteseconazol für den Digitus pedis I mit einer Initialdosis von 300 mg/d über zwei Wochen, gefolgt von 300 mg/Woche über zehn Wochen.

  • Voriconazol mit 200 mg/d zur Therapie der Fingeronychomykose mit T. rubrum (drei Wochen) und Tinea corporis (zwei Wochen). Es wirkt auch bei Mischinfektionen mit Dermatophyten und Schimmelpilzen.

Zur Behandlung der Onychomykose (Füße und Hände) eignet sich orales Terbinafin in einer Tagesdosis von 250 mg. Im Bedarfsfall kann die Anwendung an den Zehennägeln (off label) verlängert werden. Gegen rein kutane Dermatomykosen eignet sich Terbinafin in gleicher Dosis über vier bis sechs Wochen, eventuell auch länger und in höherer Dosierung (500 mg/d). Hierzu ist die Datenlage aber mau.

Itraconazol wird gegen Nagelpilz­erkrankungen in einer Dosis von 200 mg/d über 12–16 Wochen verabreicht, bei der Tinea corporis bzw. cruris in derselben Dosis über 4–6 Wochen, off label ist auch ein größerer Zeitraum möglich. Es kann auch als Pulstherapie angewendet werden (200 mg zweimal täglich über 1 Woche). Patienten mit oberflächlicher Mykose benötigen möglicherweise zwei bis drei Pulse, bei Zehennagelbefall werden u.U auch vier oder mehr gebraucht. 

Wer Fluconazol gegen superfizielle Infektionen einsetzt, muss die Dosis möglicherweise von 150 auf 300 mg einmal wöchentlich für 2-4 Wochen erhöhen. Gegen die Fingernagelmykose empfehlen die Autoren 150–300 mg einmal wöchentlich für mindestens 6-9 Monate. Onychomykosen an den Füßen erfordern eine Fluconazol-Dosis von 150 bis 450 mg einmal wöchentlich über 9-18 Monate, bei Bedarf auch länger, bis die gesunde Nagelplatte herausgewachsen ist, schreiben die Experten.

Eine Kombinationstherapie (z.B. oral plus topisch) kommt infrage, wenn Patienten auf die initiale Therapie nicht ansprechen. Diese Strategie verhindert eventuell auch die Entwicklung multiresistenter Pilze. In vitro konnte gezeigt werden, dass u.a. die Anwendung von Efinaconazol zusätzlich zu Terbinafin einen synergistischen Effekt gegen Stämme von T. rubrum und T. interdigitale erzielen kann. 

Quelle: Gupta AK et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19217

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