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Gegen DLL3 und CD3 gerichtete bispezifische T-Zell-Engager in Studien erprobt

Der bispezifische T-Zell-Engager (BiTE) BI 764532 besteht aus zwei Antikörperfragmenten: Eines erkennt DLL3, das andere CD3 auf zytotoxischen T-Lymphozyten. In präklinischen Untersuchungen war die Substanz effektiv gegen DLL3-positive Zellkulturen ebenso wie in entsprechenden Tiermodellen. Prof. Dr. Martin Wermke von der TU Dresden stellte erste Daten aus einer Phase-1-Studie vor, in der 107 Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem SCLC (etwa die Hälfte) oder neuroendokrinen Karzinomen, deren DLL3-Expression zentral bestätigt worden war, BI 764532 erhalten hatten.1
Die Gabe erfolgte entweder als fixe Dosis alle drei Wochen oder wöchentlich, alternativ zunächst mit einer Auftitrierung, die eine Fixdosis mündete. 59 % der Teilnehmenden erlitten Zytokinfreisetzungssyndrome (CRS), die aber nur in 2 % der Fälle Grad ≥ 3 erreichten. Die CRS wurden mit Supportivmaßnahmen, Kortikosteroiden und/oder Interleukin-6-Rezeptor-Antikörpern behandelt. Im Auftitrierungs-Arm traten sie meist früh auf und waren reversibel.
Insgesamt 99 Personen waren bezüglich der Wirksamkeit auswertbar. Von den 39 Erkrankten mit SCLC, die mindestens 90 µg/kg des Wirkstoffs erhalten hatten, sprachen 10 (26 %) auf die Behandlung an. In der Gruppe der 27 Patient:innen mit neuroendokrinen Karzinomen erzielten 5 (19 %) eine Response, ebenso 3 von 5 Betroffenen (60 %) mit einem großzelligen neuroendokrinen Karzinom. Die Dauer der Remissionen beträgt zum Teil bereits mehr als ein Jahr. Die Studie läuft weiter und die Kolleg:innen wollen die Dosis weiter erhöhen, da die maximal tolerierte Dosierung noch nicht erreicht ist. Die Ergebnisse seien vielversprechend, so der Referent, zumal nicht nur SCLC-Erkrankungen, sondern auch einige der schwierig zu therapierenden neuroendokrinen Karzinome ansprachen.
DLL3 als Therapieziel
Der Notch-Ligand Delta-like Ligand 3 (DLL3) wird auf der Oberfläche der meisten SCLC sowie von verschiedenen neuroendokrinen Karzinomen in hohen Konzentrationen exprimiert und stellt ein vielversprechendes Ziel für therapeutische Maßnahmen dar – beispielsweise für bispezifische T-Zell-Engager: Diese können DLL3-haltige Tumorzellen mit zytotoxischen T-Lymphozyten in Kontakt bringen, die wiederum die Krebszellen eliminieren sollen.
Vielversprechende Studienergebnisse
Zu Tarlatamab, einem weiteren BiTE, der DLL3 und CD3 miteinander verbinden soll, ist bereits eine Phase-3-Studie angelaufen. Eingeschlossen werden rund 700 Patient:innen mit einem nach einer platinhaltigen Chemotherapie rezidivierten SCLC. Sie sollen randomisiert Tarlatamab oder einen im jeweiligen Land gültigen Standard erhalten. Als primärer Endpunkt dient das Gesamtüberleben, als sekundäre Endpunkte progressionsfreies Überleben und Lebensqualitäts-Parameter. Diese DeLLphi-304-Studie baut auf den Ergebnissen der Phase-I-Studie DeLLphi-300 auf, so Prof. Dr. Dr. Luis Paz-Ares, Hospital Universitario 12 de Octubre, Madrid:2 Darin hatten 23 % der Erkrankten median mehr als ein Jahr lang auf Tarlatamab angesprochen; das mediane Gesamtüberleben betrug 13,2 Monate, das Sicherheitsprofil war vielversprechend.
Quellen:
1. Wermke M et al. 2023 ASCO Annual Meeting, Abstract 8502
2. Paz-Ares LG et al. 2023 ASCO Annual Meeting, Abstract TPS8611
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