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Glitazone: Risiko für Makulaödem erhöht?
Beim diabetischen Makulaödem (DME) handelt es sich um eine Schwellung der Retina, die durch Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen im Bereich der Makula entsteht. Diese Diabetes-Komplikation tritt bei bis zu 20 % der Zuckerkranken auf, schreiben Dr. Iskandar Idris von der Abteilung für Diabetes und Endokrinologie am Sherwood Forest Hospitals Foundation Trust in Nottingham und Kollegen.
Diabetes: Riskieren Glitazon-Nutzer ihr Augenlicht?
In die vorliegende Studie gingen die Daten von mehr als 100 000 Diabetikern ein. Bei keinem der Teilnehmer war zu Beginn der Studie ein diabetisches Makulaödem bekannt. Unter den Glitazon-Nutzern betrug die Inzidenz der DME nach einem Jahr 1,3 %, unter den nicht mit Glitazonen Behandelten 0,2 %.
Nachdem mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Blutdruck, Lipide und HbA1c berücksichtigt waren, ergab sich noch immer ein erhöhtes Risiko unter der Glitazoneinnahme mit einer Odds Ratio von 2,3. Auch nach zehn Jahren hatte sich diese Gefahr nicht verringert, so die Autoren in den „Archives of Internal Medicine“.
Patienten, die zusätzlich zum Glitazon Insulin erhielten, schienen ein besonders hohes DME-Risiko aufzuweisen (HR 3,0), wobei sich zwischen Pioglitazon und Rosiglitazon kein Unterschied zeigte. Im Gegensatz dazu war die DME-Gefahr unter der Gabe von ASS und ACE-Hemmern um 40 % bzw. 60 % erniedrigt.
Was ist die Konsequenz für die Praxis?
Allein aufgrund dieser Daten möchte Dr. Sonal Singh von der John Hopkins University in Baltimore den Einfluss der Glitazone auf die Diabetikeraugen jedoch nicht bewerten. Hierzu sind die bisher vorliegenden Ergebnisse noch zu widersprüchlich, schreibt sie in ihrem Kommentar zur Studie in derselben Zeitschrift.
Einige Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen, andere aber konnten keine erhöhte DME-Gefahr unter den Insulinsensitizern erkennen. Begleitfaktoren könnten die Ergebnisse verfälscht haben. So waren im Glitazon-Kollektiv vielleicht schwerer und länger an Diabetes erkrankte Patienten vertreten. Möglicherweise erhielten Patienten im Kontrollkollektiv auch häufiger eine kardiovaskuläre Komedikation wie ASS oder ACE-Hemmer.
Wie soll man nun aber praktisch vorgehen, bis weitere klärende Studien vorliegen? Die Kollegin empfiehlt, das Gesamtbild der Erkrankung mit allen Risiken und Chancen der möglichen Therapien zu betrachten. Denn auch die Risiken der Alternativtherapien z.B. für Hypoglykämien und die Wirksamkeit in Bezug auf die Blutzuckereinstellung müssen berücksichtigt werden. In der Gesamtschau trifft der Arzt dann zusammen mit dem Patienten eine individuelle Therapieentscheidung, so der Rat der Kommentatorin.
1. Iscandar Idris et al., Arch Intern Med 2012; online first; 2. Sonal Singh a.a.O.
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