
Gürtelrose mit Virostatikum vorbeugen?

Das Risiko für einen Herpes zoster ist bei Menschen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 3- bis 5-Fache erhöht. Noch weiter gesteigert wird die Gefahr durch immunsupprimierende oder -modulierende Wirkstoffe. Zu Letzteren gehört auch der Interferoninhibitor Anifrolumab, ein Antikörper, der an die Subunit 1 des Interferon-1-Rezeptors bindet. In Studien mit SLE-Erkrankten erhöhte die monatliche Verabreichung von 300 mg Anifrolumab das Zosterrisiko im Vergleich zu Placebo deutlich (6,1 % vs. 1,3 %) – vor allem im ersten Jahr der Behandlung.
Forschende um Dr. Ludivic Trefond von der Université Clermant Auvergne untersuchten, ob die vorbeugende Gabe von Valaciclovir das Zosterrisiko bei einer Behandlung mit Anifrolumab senken kann. In die Studie waren 132 mit Anifrolumab behandelte SLE-Patientinnen und -Patienten eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter betrug 42 Jahre, 92 % der Teilnehmenden waren weiblich. Rund zwei Drittel (n = 87) erhielten Valaciclovir 500 mg/d oder 1.000 mg/d, der Rest bekam kein Virostatikum. In puncto klinischer Merkmale, immunsupprimierender Therapie und demografischer Daten waren beide Gruppen gleich. Allerdings hatten diejenigen, die Valaciclovir bekamen, häufiger einen Zoster in der Anamnese.
Vier Zoster-Fälle in der Gruppe ohne Virostatikum
Während des gesamten zwölfmonatigen Untersuchungszeitraums trat in der Valaciclovirgruppe kein Herpes zoster auf. Von den 45 SLE-Betroffenen ohne begleitende virostatische Therapie entwickelten dagegen vier eine Gürtelrose, und zwar an Tag 31, 164, 276 und 432 nach Beginn der Therapie mit Anifrolumab. Nach drei, sechs und zwölf Monaten betrug die korrespondierende Zosterrate 2,2 % (n = 1/45), 6,2 % (n = 2/32)und 23 % (n = 3/13). Die Effloreszenzen waren lumbar, zervikal und interkostal lokalisiert, in einem Fall kam es auch zu einer Zosterneuralgie. Keine der aufgetretenen Erkrankungen war schwer, eine Klinikeinweisung war nicht erforderlich. Auch musste die Behandlung mit dem Interferon-Rezeptor-Blocker nicht unterbrochen werden.
Als Beobachtungsstudie hat die Untersuchung ihre Limitationen, schreibt das Autorenteam. Zudem war die Inzidenz des Herpes zoster während des Follow-ups relativ gering. Trotzdem bestätigen diese Real-World-Ergebnisse die in klinischen Studien deutlich erhöhte Zosterrate unter Anifrolumab sowie einen möglichen Schutz durch Valaciclovir.
Eine prophylaktische Behandlung mit dem Virostatikum könnte für die Patientinnen und Patienten vorteilhaft sein, die nicht gegen Zoster geimpft werden können – sei es aufgrund von Kontraindikationen oder weil die Impfung nicht verfügbar ist, betont das Forscherteam.
Quelle: Trefond L et al. RMD Open 2025; 11: e005076. doi: 10.1136/rmdopen-2024-005076
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