Gute Reise – ohne Gelbsucht!

Dr. Christian Schönfeld

Ob Mittelmeer oder Balkonien, eigentlich sollte jeder Reisende gegen Hepatitis geimpft sein. Dr. Christian Schönfeld antwortet auf die sieben häufigsten Fragen zur Gelbsucht.

Reisenden wird nicht nur für Trips in die Tropen, sondern auch innerhalb Europas zur Schutzimpfung gegen Hepatitis A geraten. Warum das?
 
Dr. Schönfeld:
Auch in Europa besteht ein Ansteckungsrisiko, umso mehr, je weiter südlich man kommt. Bei Reisen nach Rumänien, Griechenland, Portugal oder Süditalien würde ich auf jeden Fall zur Hepatitis-A-Impfung raten. Für diese südlichen Mittelmeerländer hat es Untersuchungen gegeben: Wenn Sie dort auf dem Wochenmarkt Fisch kaufen, ist jede vierte Probe mit Hepatitis-A-Viren kontaminiert. Offensichtlich kursiert das Virus dort wesentlich stärker, man findet auch viel mehr Menschen, die frisch erkrankt das Virus tragen und mit ihrem Stuhl ausscheiden. Wenn dann das Abwasser nicht sorgfältig aufbereitet wird, kann man sich sehr leicht anstecken. Muscheln zum Beispiel filtern ja sehr viel Wasser und nehmen die Viren leicht auf. Wenn man dann z.B. rohe Austern isst oder Miesmuscheln nur kurz erhitzt, werden die Viren nicht abgetötet. Hepatitis-A-Viren sind ohnehin äußerst widerstandsfähig, auch gegen Erhitzen.

Reicht es nicht, sich beim Essen und Trinken vorzusehen?
 
Dr. Schönfeld:
Das könnte man denken, es ist aber ein Trugschluss. Das Hepatitis-A-Virus ist leider ausnehmend umweltresistent, und die Erfahrungen zeigen, dass wenn man sich noch so sehr vorsieht, man alle möglichen Darmerkrankungen weitgehend vermeiden kann – das Risiko für eine Hepatitis A können Sie damit kaum verringern.

Kann man dann wenigstens alles essen und trinken, wenn man geimpft ist?
 
Dr. Schönfeld:
Wer die Impfung erhalten hat, bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hepatitis A. Aber wenn er dann glaubt, er habe einen Freibrief, alles zu essen und zu trinken: Achtung, es gibt auch noch andere Krankheiten, die mit Speisen und Getränken übertragen werden können!

Wie lange dauert es, bis sich nach der Ansteckung die ersten Symptome zeigen? Und wie gefährlich ist ein Infizierter für andere?
 
Dr. Schönfeld:
Die Inkubationszeit der Hepatitis A – also die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen – kann 15, aber auch 50 Tage betragen. Wenn jemand sich also infiziert hat und eine Gelbsucht entwickelt, wird er schon einige Tage davor die allerhöchste Viruslast haben und besonders infektiös sein. Er ist also schon in der Zeit vor Auftreten der Gelbsucht ansteckend. Wenn ein Patient zu mir sagt: Da gab es einen Gelbsuchtfall, und ich hatte Kontakt mit der Person und kann nicht ausschließen, dass ich mich angesteckt habe – dann würde ich ganz schnell impfen. Denn selbst wenn er sich das Virus eingefangen hat, haben wir mindestens 14 Tage, bis die Krankheit zum Ausbruch kommt. Und in dieser Zeit kann man einen Impfschutz aufbauen und die Krankheit zumindest abschwächen.

Es gibt kombinierte Impfstoffe gegen Hepatitis A und B. Für wen ist eine solche Kombiimpfung sinnvoll?
 
Dr. Schönfeld:
Hepatitis B wird anders als die Hepatitis A durch Körperflüssigkeiten jeder Art übertragen, da steckt man sich als Reisender gar nicht so leicht an. Ein Risiko besteht aber bei ärztlicher oder zahnärztlicher Behandlung unterwegs, wenn die Instrumente nicht vorschriftsmäßig sterilisiert sind. Das gilt übrigens auch für Akupunkturnadeln – manche Menschen lassen sich ja in Asien akupunktieren, um ihre Migräne loszuwerden oder mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Gefahr besteht natürlich auch bei sexuellen Kontakten. Ich empfehle den Hepatitis-B-Schutz aber gar nicht nur für die Reise, sondern fürs Leben. Hepatitis B kann man sich ebenso auch in Deutschland holen, durch Körperflüssigkeiten, Speichel, einen neuen Partner – das ganz normale Leben. Nicht zu vergessen: Die Hepatitis B kann chronisch werden und schlimmstenfalls sogar zu Leberkrebs führen. Weshalb sollte man da ein Risiko eingehen? Deshalb rate ich, wenn die Hepatitis-A-Impfung indiziert ist, in der Regel zur kombinierten Impfung.

Wann sollte man vor der Reise impfen, und wann muss das spätestens geschehen?
 
Dr. Schönfeld:
Wenn ich nur gegen Hepatitis impfe, sollte das möglichst bis zwei Wochen vor Abreise erledigt sein. Das wäre ideal, weil der Schutz dann bis zur Abreise perfekt wäre. Bei einer Last-minute-Reise würde ich die reine Hepatitis-A-Impfung aber sogar noch am Abreisetag geben. Denn der Mensch würde mit über 90%iger Wahrscheinlichkeit bereits ab dem nächsten Tag geschützt sein, weil die Mindest-inkubationszeit ja 15 Tage beträgt. Dann bräuchte er nach frühestens sechs Monaten die zweite Impfung, auf jeden Fall aber vor der nächsten Reise. Bei der AB-Kombinationsimpfung – oder auch der B-Impfung allein – muss dreimal geimpft werden. Wichtig ist: Wenn der Schutz gegen Hepatitis A ordentlich aufgebaut sein soll, muss man von dem Kombinationsimpfstoff vor Abreise zwei Impfungen bekommen haben! Das liegt daran, dass der Kombi-Impfstoff nur halb so viel A-Antigene enthält wie der reine Hepatitis-A-Impfstoff. Der Abstand zwischen den beiden Impfungen sollte etwa einen Monat betragen. Die dritte, die den Hepatitis-A+B-Schutz vervollständigt, folgt frühestens nach einem halben Jahr. Bei Last-minute-Reisen kann man eine Ausnahme machen, die zweite Impfung nach 7 Tagen geben und die dritte nach 21 Tagen. Aber immunologisch gesehen sind größere Abstände zwischen den Impfungen besser. Längere Abstände sind übrigens immer erlaubt. Jede Impfung zählt, egal wie lange die letzte schon zurückliegt.

Wie lange hält der Schutz?
 
Dr. Schönfeld:
Die Impfstoffhersteller geben an, dass der Hepatitis-A-Schutz zehn Jahre hält. Damit sind sie auf der sicheren Seite. Denn nach der wissenschaftlichen Literatur scheint der Schutz sogar 20, 25 Jahre, sogar lebenslang anzuhalten.

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