Haarzell-Leukämie: Therapie mit Purin-Analogon ermöglicht sehr gute Prognose

Josef Gulden

Den Namen hat die Haarzell-Leukämie aufgrund der charakteristischen fransigen Ausläufern der malignen Zellen. Den Namen hat die Haarzell-Leukämie aufgrund der charakteristischen fransigen Ausläufern der malignen Zellen. © wikimedia/Paulo Henrique Orlandi Mourao (CC BY-SA 3.0)

Die Haarzell-Leukämie ist eine lymphoproliferative Erkrankung mit exzellenter Prognose. Sie wird in erster Linie mit Purin-Analoga behandelt, die bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten zu tiefen Remissionen führen. Und diese halten an, wie retrospektive Daten besagen.

Weil Rezidive trotz der guten Prognose bei Haarzell-Leukämie möglich sind, haben italienische Hämatologen retrospektiv eine große Kohorte von Patienten mit Haarzell-Leukämie ausgewertet. Sie wurde zwischen 1991–2019 an 18 hämatologischen Zentren in der Erstlinie mit ausschließlich Cladribin behandelt. Die 513 Patienten waren zu Anfang überwiegend in sehr gutem Allgemeinzustand gewesen, 85 % hatten einen ECOG-Performance-Status von 0. Knapp zwei Drittel von ihnen hatten das Purin-Analogon intravenös erhalten, die übrigen subkutan, so Dr. Marianna­ Criscuolo­, Fondazione Policlinico Universitario Agostino Gemelli IRCCS, Rom. 83 % hatten auf die Therapie angesprochen, 335 (65 %) mit einer kompletten und 96 (19 %) mit einer partiellen Remission gemäß der internationalen Konsensus-Leitlinie. Weitere 40 Patienten (8 %) hatten zumindest eine hämatologische Verbesserung entwickelt. Beinahe drei Viertel der 42 Non-­Responder sprachen auf eine anschließende Salvage-Therapie an.

Die Response betrug nach Komplettremission 19 Jahre

Das Eintreten einer Komplettremission nach Cladribin korrelierte mit

  • höheren Hämoglobinwerten,
  • einem geringeren Anteil zirkulierender Haarzellen,
  • fehlender palpabler Splenomegalie und
  • einer schnelleren Erholung der Neutrophilenzahl.

Die Art der Verabreichung (intravenös versus subkutan) spielte hingegen keine Rolle. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 12,2 Jahre. Nach fünf, zehn und 15 Jahren waren 75,1 %, 53,6 % bzw. 45,5 % der Patienten frei von Rezidiven. Die Chance dafür war durch eine Komplettremission deutlich besser: Die Dauer des Ansprechens lag hier bei 19,4 Jahren gegenüber lediglich 4,7 Jahren nach einer nur partiellen Remission (p < 0,0001). Es gab keine weiteren Faktoren, die sich auf die Prognose auswirkten.

Nicht-hämatologische Toxizitäten vom Grad 3 oder höher entwickelten 21 % der Patienten, wobei es sich fast in allen Fällen um Infektionen handelte. Sechs Teilnehmer starben an Aspergillose, bakterieller Pneumonie oder bakterieller Sepsis. Es gab keine Spättoxizitäten, sagte die Kollegin. 4 % der Patienten entwickelten sekundäre Malignome.

Rezidive traten bei 118 Patienten auf, im Median binnen 4,4 Jahren. Sie wurden überwiegend erneut mit Cladribin – alleine oder mit Rituximab – behandelt. Auch hier sprachen mehr als 80 % der Erkrankten wieder an, in der Mehrzahl mit einer Komplettremission. In der Folge ist der Medianwert des Gesamtüberlebens noch nicht erreicht: Von den Patienten, die zu Beginn im Median 54 Jahre alt gewesen waren, lebten nach fünf, zehn bzw. 15 Jahren noch 95,7 %, 92,8 % bzw. 82,3 %. Von 51 bislang gestorbenen Patienten war lediglich bei 14 die Haarzell-Leuk­ämie direkt oder indirekt (durch Infektionen) die Todesursache.

Obwohl Todesfälle durch die Erkrankung nach wie vor möglich sind, lässt sich eine Haarzell-Leukämie also in der Regel ausgezeichnet mit einem Purin-Analogon wie Cladribin behandeln. Sowohl die Ansprechraten als auch die 15-Jahres-Überlebensraten liegen deutlich über 80 %, endete Dr. Criscuolo.

Quelle: Criscuolo M et al. 62. ASH Annual Meeting (virtuell); Abstract 341

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Den Namen hat die Haarzell-Leukämie aufgrund der charakteristischen fransigen Ausläufern der malignen Zellen. Den Namen hat die Haarzell-Leukämie aufgrund der charakteristischen fransigen Ausläufern der malignen Zellen. © wikimedia/Paulo Henrique Orlandi Mourao (CC BY-SA 3.0)