
Haarzell-Leukämie: Antikörper zu Beginn der Therapie steigert MRD-Negativität

Die Haarzell-Leukämie wird seit Langem in der Erstlinie mit Purinanaloga wie Cladribin in Monotherapie behandelt. Komplettremissionen (CR) werden bei 80–90 % der Patienten erzielt und gehen mit einer verlängerten rezidivfreien Zeit von bis zu 16 Jahren einher. Jedoch erscheint eine Heilung nicht möglich.
Präklinischen Studien zufolge kann der CD20-Antikörper Rituximab die Sensitivität der leukämischen Zellen für Cladribin erhöhen. In einer monozentrischen Phase-II-Studie wurde mit der Zugabe von Rituximab einen Monat nach Ende der Chemo eine CR-Rate von 100 % sowie eine MRD-Negativität nach drei Monaten bei 76 % der Patienten erreicht. Allerdings wurde die gleichzeitige Gabe von Purinanalogon und Antikörper bisher nicht getestet.
Deshalb wurde eine randomisierte Phase-II-Studie initiiert, in der 68 Patienten mit neu diagnostizierter Haarzell-Leukämie einen fünftägigen Zyklus von Cladribin (0,15 mg/kg KG i.v.) erhielten. Im Verumarm wurden die Teilnehmer gleichzeitig mit Rituximab (375 mg/m2 i.v.) behandelt, das achtmal im Wochenabstand gegeben wurde, erläuterte Dr. Dai Chihara, National Cancer Institute, Bethesda. Im anderen Arm wurde der Antikörper nur dann gegeben, wenn nach mindestens sechs Monaten noch eine MRD nachweisbar war oder wenn Zytopenien persistierten, deretwegen keine CR konstatiert werden konnte. In beiden Gruppen konnte ein zweiter Zyklus Rituximab gegeben werden, wenn ein Patient mehr als sechs Monate nach Beginn des ersten Zyklus weiter MRD-positiv war.
Die MRD-Bestimmung erfolgte:
- mittels Durchflusszytometrie aus Blut oder
- aus Knochenmarkaspirat (die sensitivste Methode) oder
- mittels Immunhistochemie einer Knochenmarkbiopsie.
Primärer Endpunkt war der MRD-Status sechs Monate nach Therapiebeginn. Nach vier Wochen war dieser bei 62 % der Patienten im Verumarm mit allen drei Verfahren negativ, aber nur bei 9 % der Kontrollgruppe (p < 0,0001). Nach sechs Monaten waren 97 % der Verumgruppe MRD-negativ vs. 24 % im Kontrollarm (p < 0,0001).
Die klinischen CR-Raten lagen mit 100 vs. 88 % im Bereich dessen, was nach bisherigen Erfahrungen zu erwarten war. 13 von 21 Patienten im Kontrollarm konnten durch die nachträgliche Behandlung mit Rituximab eine MRD-Freiheit erzielen, was aber bei Weitem nicht so erfolgreich war wie die sofortige Antikörpergabe (33 von 34 Patienten; HR 0,12; p = 0,025).
Die wichtigste Toxizität der Rituximabtherapie war eine Thrombozytopenie (68 %; 59 % Grad 3/4), die mit verzögerter Gabe bei nur 9 % der Patienten (alle Grad 3/4) auftrat. Diese war nicht mit signifikanten Blutungskomplikationen assoziiert. Die weitere Nachbeobachtung wird zeigen, so Dr. Chihara, ob die Komplettremissionen nach direkter Antikörpergabe langfristig anhalten und daraus möglicherweise eine Heilung resultiert.
Quellen:
Chihara D et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 7003)
55th Annual Meeting of the American Society of Oncology (ASCO)
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