Bei minimaler Resterkrankung Messtechnik und Aussagekraft klären

Friederike Klein

Ob der MRD-Status auch für eine Therapieentscheidung taugt, ist noch nicht zweifelsfrei belegt Ob der MRD-Status auch für eine Therapieentscheidung taugt, ist noch nicht zweifelsfrei belegt © phonlamaiphoto – stock.adobe.com

Bei AML gilt eine messbare MRD als Marker für ein mangelhaftes Ansprechen. Ob der MRD-Status auch für eine Therapieentscheidung taugt, ist noch nicht zweifelsfrei belegt – auch wenn in der Praxis oft schon so verfahren wird. Unklar ist auch, welche Messtechnik zum Einsatz kommen sollte.

Ist nach einer Induktionstherapie bei akuter myeloischer Leukämie (AML) eine minimale Resterkrankung (MRD) nachweisbar, ist das meist ein Zeichen für eine schlechte Prognose: „Es gibt keinen Zweifel, dass MRD-Negativität für die Patienten eine bessere Nachricht bedeutet als ein MRD-Nachweis und MRD-Negativität ist sicher genauer als eine morphologische CR“, so Professor Dr. Gert ­Ossenkoppele von der Universitätsklinik Amsterdam. Weil Morphologie und durchflusszytometrische Bestimmungen nicht gut miteinander korrelieren, ist die Morphologie aber auch in Zeiten der MRD-Bestimmung weiter notwendig, ergänzte er. Die MRD-Bestimmung kann jedoch zusätzliche Informationen liefern. Entsprechend listet das European Leuk­emia Network (ELN) seit 2017 als neue Ansprechkategorie eine Komplettremission ohne MRD (CRMRD-).

Eigenes Verfahren zum Nachweis entwickelt

Prof. Ossenkoppeles Arbeitsgruppe entwickelte einen Test zur Bestimmung der LSC im Knochenmark bei Diagnose und im Verlauf, der bald kommerziell erhältlich sein wird. Mittels 8 Farben und 13 Markern lassen sich aus einem Teströhrchen heraus praktisch alle CD34+/CD38- hämatopoetischen Stammzellen und Progenitorzellen identifizieren. Erste Untersuchungen zeigen, dass initial LSC-negative Patienten eine bessere Prognose haben als Patienten mit LSC-Nachweis. Das betraf sowohl die Rezidivwahrscheinlichkeit als auch das Gesamtüberleben.

Durchflusszytometrie manchmal besser geeignet

Um MRD zu identifizieren, werden bislang vor allem quantitative Polymerase-Ketten-Reaktion (qPCR) und Mehrfarben-Durchflusszytometrie eingesetzt. Die qPCR ist sensitiver, allerdings sind nicht für alle AML-Subtypen entsprechende molekulare Zielstrukturen definiert. Da mit zunehmendem Alter der Anteil der molekular nicht bestimmbaren AML ansteigt, sollte bei älteren Patienten vorrangig die Durchflusszytometrie eingesetzt werden. Die mit diesen Techniken möglichen Aussagen sind laut Prof. ­Ossenkoppele aber noch nicht zufriedenstellend. Patienten mit AML, die nach qPCR oder Durchflusszytometrie MRD-negativ sind, haben immer noch ein Rezidivrisiko von 30 %. Umgekehrt entwickeln 10–30 % der Patienten mit MRD-Nachweis kein Rezidiv. Die aktuellen Methoden reichen also nicht aus, um die Prognose sicher zu beurteilen. Als Möglichkeiten, das zu verbessern, nannte Prof. Ossenkoppele:
  • die Sensitivität der Methoden erhöhen, beispielsweise mit digitaler PCR oder Next Generation Sequencing (NGS),
  • die Spezifität erhöhen, 
  • Immunophänotyp-Veränderungen mit berücksichtigen,
  • Leukämie-Stammzellen (LSC) einbeziehen.
Der Experte ist jedoch der Meinung, dass nicht eine einzelne MRD-Technik optimal ist, sondern die Kombination. So verbesserte sich die prognostische Aussagekraft weiter, wenn man den LSC-Test mit der herkömmlichen MRD-Bestimmung mittels Durchflusszytometrie kombinierte: Ein positives Ergebnis in beiden Tests bedeutete Wahrscheinlichkeit von nahezu 100 % für ein Rezidiv und ging mit einer sehr schlechten Überlebensprognose einher. Auch die Kombination von NGS und Durchflusszytometrie kann die Prognosegenauigkeit verbessern: Ein positives Ergebnis in diesen beiden Tests war ebenfalls mit einer sehr hohen Rezidivwahrscheinlichkeit assoziiert, doppelt negative Ergebnisse mit einer besonders geringen. Prof. Ossenkoppeles Arbeitsgruppe hat auch schon drei MRD-Messmethoden kombiniert und damit nochmals einen Gewinn an Aussagekraft erreicht.

Einheitlichkeit beim Nachweis anstreben

Er führt das darauf zurück, dass mit unterschiedlichen Techniken verschiedene Populationen von Leuk­ämiezellen detektiert werden können. Letztlich sei das Thema „MRD bei AML“ noch „Work in Progress“, betonte Prof. Ossenkoppele. Wichtig sei jetzt, dass in alle Studien MRD-Bestimmungen integriert werden. Zudem bestehe ein großer Bedarf, die MRD-Bestimmung zu standardisieren und zu harmonisieren. 

Quelle: Ossenkoppele G. ISAL 2019; MS VIII: Relevance of MRD in Acute Leukemias

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