Auswirkungen von Anthrazyklin nach überstandener pädiatrischer AML untersucht

Josef Gulden

Frühe Herzschäden durch die Therapie haben noch Jahre später Einfluss. Frühe Herzschäden durch die Therapie haben noch Jahre später Einfluss. © iStock.com/progdiz

Frühe kardiotoxische Folgeerscheinungen einer anti-leukämischen Therapie sind weitestgehend unerforscht. Nun wurden die Daten ehemaliger pädiatrischer AML-Patienten auf ereignisfreies und Gesamtüberleben hin untersucht.

Immerhin etwa 65 % aller pädiatrischen Patienten mit akuter myleoischer Leukämie (AML) überleben langfristig. Anthrazykline haben keinen geringen Anteil an diesem Erfolg – der allerdings auch seinen Preis fordert: Kardiotoxizität, vor allem in Form einer linksventrikulären systolischen Dysfunktion. Diese tritt unter den Überlebenden gehäuft auf, vor allem in Form von Kardiomyopathie und kardiovaskulären Erkrankungen, und sind die wichtigste Ursache für nicht durch die Grunderkrankung bedingte Todesfälle. Die langfristige kardiale Morbidität korreliert zwar klar mit der kardialen Dysfunktion während der anti-leukämischen Therapie, aber die Auswirkungen dieser frühen Kardiotoxizität auf ereignisfreies und Gesamtüberleben sind bislang nicht im Detail untersucht worden.

Nun wurden Daten aus der AAML0531-Studie der US-amerikanischen Children‘s Oncology Group (COG) verwendet, um den Auswirkungen der Kardiotoxizität auf den Grund zu gehen. Die bis zu 30-jährigen Patienten hatten als Therapie ihrer AML zwei Induktions- und einen Intensivierungs-Zyklus mit Daunorubicin und Mitoxantron erhalten.

Einfluss von Sepsis untersucht

Bei größeren Kindern (älter als zwei Jahre), solchen mit dunkler Hautfarbe und denjenigen mit einer Sepsis im Verlauf war die Inzidenz der Kardiotoxizität höher. Der Einfluss der Kardiotoxizität auf das ereignisfreie Überleben war unabhängig davon, ob eine Sepsis vorgelegen hatte (HR 1,6; p = 0,069) oder nicht (HR 1,6; p = 0,017). Beim Gesamtüberleben hingegen war ein signifikanter Zusammenhang nur bei den nicht mit Sepsis assoziierten kardialen Komplikationen zu sehen (HR 1,7; p = 0,004), nicht jedoch bei denen, die im Kontext mit einer generalisierten Infektion auftraten (HR 1,3; p = 0,387).

Primäre Endpunkte waren das Auftreten von Kardiotoxizität sowie das ereignisfreie und das Gesamtüberleben. Dabei wurden auch septische bakterielle Infektionen dokumentiert, weil die kardiale Funktion dadurch ebenfalls negativ beeinflusst wird. Nach den Leitlinien der COG wird die Anthrazyklin-Gabe unterbrochen, wenn die Verkürzungsfraktion auf unter 27 % sinkt, und erst nach dem Sistieren der kardialen Störung wieder aufgenommen. Von den insgesamt 1022 Patienten zeigten während der fünfjährigen Nachbeobachtungsdauer 12 % eine Kardiotoxizität; diese war definiert als eine linksventrikuläre systolische Dysfunktion vom Grad 2 oder höher nach den Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE; Version 3). Mehr als 70 % dieser Ereignisse manifestierten sich unter der Studientherapie und ein Auftreten in diesem Stadium korrelierte signifikant mit dem Vorkommen solcher Toxizitäten auch nach Ende der Behandlung. Außerdem korrelierte das Auftreten der Kardiotoxizität signifikant mit dem ereignisfreien (Hazard Ratio 1,6; p = 0,004) und mit dem Gesamtüberleben (HR 1,6; p = 0,005). Es ist diesen Ergebnissen zufolge sehr wohl möglich, dass sich frühe kardiotoxische Effekte der Therapie mit Anthrazyklinen negativ auf ereignisfreies und Gesamtüberleben auswirken. Da man auf diese Medikamente bis auf Weiteres nicht wird verzichten können, so die Autoren, ist die Entwicklung und Anwendung kardioprotektiver Strategien zur Reduktion des Rezidiv- ebenso wie des kurz- und langfristigen Mortalitätsrisikos ein dringendes Desideratum. 

Quelle: Getz KD et al. J Clin Oncol 2019; 37: 12-21.

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Frühe Herzschäden durch die Therapie haben noch Jahre später Einfluss. Frühe Herzschäden durch die Therapie haben noch Jahre später Einfluss. © iStock.com/progdiz