In AML-Subgruppe das Überleben verdreifachen

Dr. Judith Lorenz

Das Sterberisiko wurde durch den Inhibitor um ein Fünftel im Vergleich zu Placebo gesenkt. Das Sterberisiko wurde durch den Inhibitor um ein Fünftel im Vergleich zu Placebo gesenkt. © fotolia/Photographee.eu

Bei mehr als einem Viertel der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) liegt eine prognostisch ungünstige Mutation des FLT3-Gens vor. Die Ergebnisse einer im New England Journal veröffentlichten internationalen Phase-III-Studie belegen: In Kombination mit der Chemotherapie verlängert der Kinase-Inhibitor Midostaurin das Überleben dieser Patienten.

Teilnehmer der zwischen 2008 und 2011 in 17 Ländern durchgeführten randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten RATIFY-Studie waren 717 Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren mit einer neu dia­gnostizierten AML und Nachweis einer FLT3-Mutation. Alle Patienten erhielten eine Standard-Induktionschemotherapie aus Daunorubicin und Cytarabin. In je etwa der Hälfte der Fälle wurde zusätzlich Midostaurin bzw. ein Placebo (zweimal täglich 50 mg oral von Tag acht bis Tag 21) verabreicht. Bei klinisch signifikanten Leuk­ämie-Residuen im anschließenden Knochenmarkpunktat erfolgte ein zweiter Zyklus der Induktionschemotherapie inklusive Midostaurin- bzw. Placebogabe.

Diejenigen Patienten, die sich nach der Induktionschemotherapie in Komplettremission befanden, erhielten vier 28-Tage-Zyklen einer Konsolidierungschemotherapie mit hoch dosiertem Cytarabin sowie ­Midostaurin bzw. Placebo. Bei anhaltender Remission erfolgte eine Erhaltungstherapie mit Midostaurin bzw. Placebo (zweimal täglich 50 mg oral über zwölf 28-Tage-Zyklen). Das mediane Gesamtüberleben betrug in der Placebogruppe 25,6 Monate, nach Therapie mit Midostaurin hingegen 74,7 Monate. Dies entsprach einer signifikanten Verringerung des Sterberisikos durch den Kinase-Inhibitor um 22 %.

Auch bezüglich des ereignisfreien sowie des erkrankungsfreien Überlebens erwies sich Midostaurin der Placebogabe überlegen (median 8,2 vs. 3,0 Monate; p = 0,002 bzw. 26,7 vs. 15,5 Monate; p = 0,01). Hinsichtlich der Rate kompletter Remissionen unterschieden sich die beiden Studienarme hingegen nicht (58,9 vs. 53,5 %; p = 0,15).

Nur Anämien und Hautreaktionen häufiger

Mehr als die Hälfte der Studienpatienten erhielt eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation. Während der ersten Komplettremission wurden 28,1 % der Patienten der Midostaurin- und 22,7 % der Placebogruppe transplantiert (p = 0,10). In beiden Studiengruppen wurde die Behandlung ähnlich gut vertragen. Einzige Ausnahmen: Eine Anämie sowie Hautreaktionen (jeweils Grad 3–5) traten unter Midostaurin signifikant häufiger auf als im Kontrollkollektiv. Nausea war hingegen unter Placebo häufiger.

Wer profitiert besonders?

Die Studienautoren schlussfolgern: Junge Erwachsene mit neu diagnostizierter AML – das mediane Alter des Studienkollektivs betrug 48 Jahre – überleben länger, wenn sie zusätzlich zur Chemotherapie mit Midostaurin behandelt werden. Und zwar unabhängig davon, ob eine FLT3-Mutation in Form einer Punktmutation der Tyrosinkinase-Domäne oder einer internen Tandemduplikation vorliegt. Inwiefern auch ältere AML-Patienten bzw. Patienten mit der Wildtyp-Variante des FLT3-Gens von dem beschriebenen Behandlungsregime profitieren, sei unklar. Mittlerweile wurde Midostaurin in der Europäischen Union bei AML-Patienten mit FLT3-Mutation in Kombination mit Chemotherapie zugelassen.

Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Stone RM et al. N Engl J Med 2017; 377: 454-464

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Das Sterberisiko wurde durch den Inhibitor um ein Fünftel im Vergleich zu Placebo gesenkt. Das Sterberisiko wurde durch den Inhibitor um ein Fünftel im Vergleich zu Placebo gesenkt. © fotolia/Photographee.eu