AML-Patienten mit ungünstigem genetischem Profil 
profitieren von Decitabin

Josef Gulden

Volltreffer: Alle Patienten mit TP53-Mutation sprechen auf die Therapie an. Volltreffer: Alle Patienten mit TP53-Mutation sprechen auf die Therapie an. © fotolia/Dan Race

US-amerikanische Kollegen haben gute Nachrichten für Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) und myelodysplastischen Syndromen (MDS): Diejenigen mit ungünstigem zytogenetischem Profil scheinen besonders gut auf eine längere hypomethylierende Therapie mit Decitabin anzusprechen.

Ein ungünstiger Karyotyp und Mutationen im TP53-Gen sind hochgradig negative Prognosefaktoren bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) und myelodysplastischen Syndromen (MDS). Bei AML sind hypomethylierende Agenzien wie zum Beispiel Decitabin zur Therapie zugelassen, wenn der Patient für eine Standardinduktionstherapie nicht infrage kommt. Allerdings sind die Ansprechraten relativ gering.

Daher wird seit geraumer Zeit nach prädiktiven Markern gesucht, mit denen Patienten mit einem guten Ansprechen auf Decitabin identifizierbar sind. Infrage kommen Änderungen im Methylierungsmus­ter und Mutationen in den Genen DNMT3A, IDH1, IDH2, TET2 sowie der Expression der Micro-RNA-Spezies miR-29b. Die Suche kam jedoch bislang zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Fast jeder Zweite mit kompletter Remission

Neue Erkenntnisse steuern Hämatologen der Washington University in St. Louis bei. Sie behandelten insgesamt 116 Patienten mit AML oder MDS mit Decitabin. Die Substanz wurde in monatlichen Zyklen gegeben, jeweils zehn Tage lang 
20 mg/m2. Bei 67 der Patienten konnte eine erweiterte Exom- oder eine Gen-Panel-Sequenzierung zu Beginn durchgeführt werden. Für 54 standen sogar Sequenzierungsdaten zu verschiedenen Folgezeitpunkten zur Verfügung, mit denen das Mus­ter der Mutationselimination verfolgt werden kann.

Bei insgesamt 53 der 116 Patienten (46 %) zeigte sich unter Decitabin eine komplette hämatologische Remission (d.h. eine Verminderung des Blasten-Anteils im Knochenmark auf unter 5 %). Dabei lag die Ansprechrate bei Patienten mit einem ungünstigen zytogenetischen Profil doppelt so hoch wie bei den Patienten mit intermediärem oder günstigem Profil (67 % versus 34 %; p < 0,001). Die 21 Patienten mit einer TP53-Mutation in ihren Blasten sprachen sogar zu 100 % an, diejenigen ohne diese Mutation nur zu 41 % (p < 0,001).

Die beobachteten Remissionen der Patienten mit ungünstiger Zytogenetik und TP53-Mutationen unter Decitabin waren zwar auf molekularer Ebene nicht komplett und auch nicht andauernd, aber sie überlebten ähnlich lange wie die Patienten mit intermediärem zytogenetischem Risikoprofil.

Lassen sich diese Ergebnisse in prospektiven Studien bestätigen, eröffnen sie eine neue Therapiestrategie für Patienten mit schlechter Prognose, die bislang resistent gegenüber einer zytotoxischen Standard-Induktionstherapie waren: Decitabin kann diese Patienten möglicherweise in Remission bringen, die als Brücke zu einer allogenen Stammzelltransplantation nutzbar wäre.

Quelle: Welch JS et al. N Engl J Med 2016; 375: 2023–2036

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Volltreffer: Alle Patienten mit TP53-Mutation sprechen auf die Therapie an. Volltreffer: Alle Patienten mit TP53-Mutation sprechen auf die Therapie an. © fotolia/Dan Race