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Hallux Valgus: konservativ oder chirurgisch therapieren?
Die häufigste Deformität des Vorfußes heißt Hallux valgus. Man schätzt, dass rund 25 % der 18- bis 65-Jährigen und mindestens ein Drittel der über 65-Jährigen unter der Erkrankung leiden – Frauen sehr viel häufiger als Männer. Sowohl eine familiäre Disposition als auch exogene Faktoren (Schuhwerk) spielen dabei eine Rolle.
Häufig ist nur eine Seite betroffen – bzw. ein Fuß stärker als der andere. Symptomatisch kann man zunächst konservative Maßnahmen einsetzen. Der Patient soll Fußmuskeltraining durchführen (Zehen spreizen/beugen, auseinandergespreizt beugen), viel barfuß gehen und ansonsten weite und weiche Schuhe tragen.
Hallux Valgus zunächst konservativ therapieren
Einlagen mit Pelotte können die Metatarsalgie lindern und Schienen die Großzehe in möglichst physiologischer Position halten, erklärte die Orthopädin und Unfallchirurgin Silke Lein vom Fußzentrum am Agaplesion Bethesda-Krankenhaus Stuttgart.
Wenn dies nicht genügt, bleibt nur die operative Therapie, die sich nach der Ausprägung der Deformität richtet. Milde Varianten – eher bei jüngeren Frauen – gehen mit druckdolentem, mäßig prominentem Großzehenballen einher. Die Zehe ist im Grundgelenk meist noch gut beweglich und kann manuell in eine gerade Position gebracht werden.
Ohne Arthrose: Chevron-Osteotomie
Bei nur mäßig verbreitertem Mittelfuß beträgt der Abweichungswinkel im Röntgenbild weniger als 15° und es findet sich keine relevante Arthrose. Solche Deformitäten werden in Stuttgart mittels distaler Metatarsale-I-Osteotomie nach Chevron versorgt. Nach Korrektur des Intermetatarsalwinkels und der Abtragung störender Exostosen wird das Ergebnis mithilfe von Implantaten fixiert.
Wenn der Hallux valgus stärkere Ausmaße erreicht, lässt sich die große Zehe nicht mehr „gerade ziehen“, der Mittelfuß ist stärker verbreitert, der Ballen springt mehr hervor. Im Röntgenbild zeigt sich eine größere Abweichung und es findet sich eine Instabilität im ersten Tarso-Metatarsal-Gelenk (TMT-1-Gelenk).
Lapidus-Arthrodese bei schweren Fällen
In solchen Fällen erfolgt die Lapidus-Arthrodese. Nach Entfernung des Knorpels an den Gelenkpartnern des TMT-1-Gelenkes (Metatarsale-1-Basis und des Os cuneiforme 1) erfolgt die Reposition und Osteosynthese mittels Zugschraube und plantarer Platte. Für die Osteosynthese verwendet man heutzutage winkelstabile Plattensysteme, sodass der Operierte seinen Fuß wieder früh belasten kann.
Bei beiden Verfahren erfolgt die Nachbehandlung im Therapieschuh für 6–8 Wochen. Zur Prophylaxe gegen die Schwellung benutzt der Patient in den ersten zwei Wochen Unterarmgehstützen zur Teilbelastung. Redressierende Verbände legt man postoperativ für sechs Wochen an.
Operativ versorgt werden müssen des Weiteren Schneiderballen und Krallenzehen, die häufig als Hallux-Begleiter auftreten. Beim Schneiderballen handelt es sich um die Spreizfußfolge am 5. Strahl, das Abweichen des Metatarsale V – mit Folgen wie Bursitis, Schuhkonflikt und Fehlstellung der Kleinzehe. Analog zum Hallux valgus wird der Schneiderballen per Osteotomie am distalen Metatarsale (kleiner Chevron, „Chevronette“) therapiert.
Quelle: 50. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg
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