Harnsäure zurückhaltend senken

Dr. Michael Brendler

Zeichen der Allopurinolhypersensitivität: Die Vaskulitis äußerte sich durch Petechien am Unterschenkel. Zeichen der Allopurinolhypersensitivität: Die Vaskulitis äußerte sich durch Petechien am Unterschenkel. © Landesärztekammer Rheinland- Pfalz

Allopurinol bekommt nicht jedem Patienten – vor allem, wenn man es nach dem Gießkannenprinzip einsetzt und destabilisierende Risikofaktoren außer Acht lässt. Ein Rheumatologe warnt vor Überempfindlichkeitsreaktionen.

Ein progredientes Ganz­körper­exanthem, Fieber, Juckreiz und Übelkeit führten einen 75-jährigen Mann in das Zentrum für Rheumatologische Akutdiagnostik am Katholischen Klinikum Mainz, berichtet Professor Dr. Peter Härle. Die erhöhten CRP- und BSG-Werte sprachen für ein entzündliches Geschehen. Das entscheidende Puzzlestück lieferte jedoch erst die Medikamentenanamnese.

Vier Wochen zuvor hatte ein Kollege einen erhöhten Harnsäurewert von 7,9 mg/dl festgestellt und eine Allopurinoltherapie mit initial 300 mg gestartet. Allerdings hatte der Patient bisher nie unter Gichtattacken gelitten.

Therapie erst ab einem Spiegel von 8,5 mg/dl beginnen!

Zu den Vorerkrankungen des Mannes zählten koronare Herzkrankheit und moderat-schwere Niereninsuffizienz (Stadium G3b). Das Ergebnis des Behandlungsversuchs bekam Prof. Härle nun in Form einer Hypersensitivitätsreaktion zu sehen. Kleingefäßvaskulitis mit Petechien und ausgeprägten dermalen Entzündungsinfiltraten lautete die Diagnose. Eine harn­säuresenkende Therapie sollte nur bei rezidivierender Gicht oder einer Hyperurik­ämie > 8,5 mg/dl begonnen werden, betonte der Kollege.

Zudem müsse man auf destabilisierende Risikofaktoren bei instabiler chronischer Niereninsuffizienz achten. Eine weitere Merkregel zu Verträglichkeit und Therapieerfolg lautet: „Start low, go slow.“ Prof. Härle zufolge hilft es, sich an der Kreatinin-Clearance (KreaCl) zu orientieren:

  • 50 mg/d Allopurinol bei Krea/Cl < 60 ml/min,
  • 100 mg/d bei KreaCl > 60 ml/min,
  • Dosissteigerung alle vier Wochen um 50–100 mg, bis der Harnsäurezielwert erreicht ist.

Quelle: Härle P. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2017; 70: 21, © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Mainz

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Zeichen der Allopurinolhypersensitivität: Die Vaskulitis äußerte sich durch Petechien am Unterschenkel. Zeichen der Allopurinolhypersensitivität: Die Vaskulitis äußerte sich durch Petechien am Unterschenkel. © Landesärztekammer Rheinland- Pfalz
Am Stamm zeigte sich ein hyperämes, wegdrückbares (nichtvaskulitisches!) Exanthem. Am Stamm zeigte sich ein hyperämes, wegdrückbares (nichtvaskulitisches!) Exanthem. © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz