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Harnsäure zurückhaltend senken

Ein progredientes Ganzkörperexanthem, Fieber, Juckreiz und Übelkeit führten einen 75-jährigen Mann in das Zentrum für Rheumatologische Akutdiagnostik am Katholischen Klinikum Mainz, berichtet Professor Dr. Peter Härle. Die erhöhten CRP- und BSG-Werte sprachen für ein entzündliches Geschehen. Das entscheidende Puzzlestück lieferte jedoch erst die Medikamentenanamnese.
Vier Wochen zuvor hatte ein Kollege einen erhöhten Harnsäurewert von 7,9 mg/dl festgestellt und eine Allopurinoltherapie mit initial 300 mg gestartet. Allerdings hatte der Patient bisher nie unter Gichtattacken gelitten.
Therapie erst ab einem Spiegel von 8,5 mg/dl beginnen!
Zu den Vorerkrankungen des Mannes zählten koronare Herzkrankheit und moderat-schwere Niereninsuffizienz (Stadium G3b). Das Ergebnis des Behandlungsversuchs bekam Prof. Härle nun in Form einer Hypersensitivitätsreaktion zu sehen. Kleingefäßvaskulitis mit Petechien und ausgeprägten dermalen Entzündungsinfiltraten lautete die Diagnose. Eine harnsäuresenkende Therapie sollte nur bei rezidivierender Gicht oder einer Hyperurikämie > 8,5 mg/dl begonnen werden, betonte der Kollege.
Zudem müsse man auf destabilisierende Risikofaktoren bei instabiler chronischer Niereninsuffizienz achten. Eine weitere Merkregel zu Verträglichkeit und Therapieerfolg lautet: „Start low, go slow.“ Prof. Härle zufolge hilft es, sich an der Kreatinin-Clearance (KreaCl) zu orientieren:
- 50 mg/d Allopurinol bei Krea/Cl < 60 ml/min,
- 100 mg/d bei KreaCl > 60 ml/min,
- Dosissteigerung alle vier Wochen um 50–100 mg, bis der Harnsäurezielwert erreicht ist.
Quelle: Härle P. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2017; 70: 21, © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Mainz
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