Hausärzte sind bei der
 Alkoholprävention gefordert

Bei fast jedem fünften Patienten einer Hausarztpraxis ist schädlicher Alkoholkonsum im Spiel. In Kliniken sind alkoholbedingte psychische Störungen sogar die zweihäufigste Diagnose. Wie lässt sich das ändern?

Die WHO sieht den Hausarzt in der Pflicht: Er sollte Patienten möglichst schon im Stadium des schädlichen Alkoholkonsums erfassen, nicht erst, wenn sie bereits abhängig sind. Als schädlich gilt für Frauen eine tägliche Trinkmenge von mehr als 12 g reinen Alkohols, für Männer sind bis zu 24 g erlaubt. Zur Diagnostik werden Kurzfragebogen (z.B. CAGE-Test, AUDIT, MALT) empfohlen, bei entsprechenden Hinweisen schließt sich eine Beratung an. Allerdings scheinen diverse Barrieren die Umsetzung dieser Maßgaben zu behindern.

Das Forscherteam um Carolin Thiel von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg befragte deshalb 15 Suchttherapeuten (Neurologen, Psychiater, Psychotherapeuten), welche Faktoren der Suchtprävention durch den Hausarzt entgegenstehen und wie sich diese verbessern lässt. Als wesentliche Hindernisse sahen die "Profis" vor allem den Zeitmangel und die unzureichende suchtmedizinische Aus- und Weiterbildung an.

Manche Kollegen fürchten,
den Patienten zu verlieren

Aber auch negative Erfahrungen der Hausärzte mit Alkoholpatienten (z.B. Aggressivität) spielen aus ihrer Sicht eine Rolle. Außerdem würden manche Kollegen befürchten, sie könnten durch das Ansprechen des Alkoholkonsums Patienten verlieren. Und schließlich seien die angebotenen Screening-Instrumente nur bedingt tauglich, um das Alkoholproblem bereits im Stadium des schädlichen Alkoholgenusses zu erkennen.

Gleichzeitig sehen die Suchtexperten eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten: So sollten Fragen nach dem Alkoholkonsum regelmäßig in das Arzt-Patienten-Gespräch integriert werden – beispielsweise beim Gesundheitscheck. Am besten funktioniere eine kombinierte Diagnostik, die sich auf Fragebogen, Selbsteinschätzung und Laborwerte stütze.

Mit Broschüren in der
 Praxis sensibilisieren

Als hilfreich zum Anstoßen von Veränderungen habe sich auch motivierende Gesprächsführung (Motivational Interview) erwiesen. Für "Suchtinterventionsgespräche" zur Früherkennung eines riskanten Gebrauchs sollte es beim Hausarzt eine eigene EBM-Ziffer geben, fordern die Experten.

Nach wie vor sei das Thema Alkohol ein großes Tabu, dem man z.B. durch Broschüren im Wartezimmer entgegenwirken könne. Als sinnvoll erachten die Fachkollegen eine gute Vernetzung mit Kollegen und regionalen Suchtkrankenhilfesystemen. Keine Aufgabe für Hausärzte ist nach ihrer Auffassung die Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung.


Quelle: 50. DEGAM*-Kongress
* Deutsche Gesellschaft für Allgemein-
 medizin und Familienmedizin

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