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Hausgemachte exotische Allergie im Vulvovaginalbereich

Eine 58-jährige Patientin wurde von ihrem Arzt an die Klinik überwiesen. Anlass war ein ausgeprägtes Vulvaerythem mit verstreuten nässenden Erosionen, vulvovaginalem Juckreiz und Brennen, das sich zunehmend verschlimmerte. Bei der Untersuchung fiel ein weißlicher vaginaler Ausfluss auf, beschreiben Dr. Caterina Foti von der Universität Aldo Moro in Bari und Kollegen diesen Fall, der sich als eher ungewöhnlich entpuppte.
Die Frau berichtete, dass sie den betroffenen Bereich in Eigenregie mit einer antiseptischen/antiinfektiven Vaginalcreme (20 % Clotrimazol, 4 % Metronidazol) behandele, gelegentlich verwende sie zusätzlich eine lidocainhaltige Salbe (2 %). Als Grund für die Selbsttherapie gab sie wiederkehrende vulvovaginale Candidosen an.
Mometason und Fluconazol lassen Läsionen abheilen
Die Kollegen wiesen die Frau an, die Creme sofort abzusetzen und verschrieben ihr stattdessen eine Mometasonfuroat-Salbe, die sie einmal täglich über insgesamt zehn Tage anwenden sollte. Außerdem verordneten sie Fluconazol 200 mg/d per os für zwei Tage. Darunter verschwanden die Läsionen zügig.
Sechs Wochen nach der Abheilung führten sie bei der Frau einen Epikutantest durch. Dieser beinhaltete sowohl die Substanzen der italienischen SIDAPA-Standardreihe als auch die beiden möglichen „Übeltäter“-Salben. Die Pflaster verblieben auf dem Rücken unter einem Okklusionsverband für zwei Tage, die Beurteilung der Hautstellen erfolgte an Tag zwei, vier und sieben. Die Ärzte stellten nach vier bzw. sieben Tagen eine deutliche Reaktion auf Nickelsulfat (++), Duftstoffmix (++) sowie auf die Metronidazol-Clotrimazol-Kombination (++) fest. Es folgte ein weiterer Test mit Clotrimazol 5 % und Metronidazol 1 % (jeweils in Vaseline), der eine eindeutig positive Reaktion auf Metronidazol (++) belegte.
Kontaktdermatitiden im Vulvovaginalbereich sind keine Seltenheit, und wahrscheinlich besteht eine hohe Dunkelziffer. Denn betroffene Frauen sprechen die Beschwerden ihren Ärzten gegenüber oft nur zögerlich an. Die häufigsten Allergene sind Duftstoffe, Konservierungsmittel und topische Medikamente, darunter Glukokortikoide, Antibiotika oder (Lokal-)Anästhetika. Reaktionen auf Clotrimazol und Metronidazol gehören eher zu den Exoten.
Die Kollegen raten, bei genitalen Dermatosen eine iatrogene Ursache im Hinterkopf zu behalten, vor allem wenn die Symptome unter topischer Behandlung zunehmen. Dies schließe auch eine mögliche Selbstmedikation durch die Patienten ein. Epikutantests mit den vom Betroffenen verwendeten Substanzen helfen dabei, die Allergie aufzudecken.
Quelle: Foti C et al. Contact Dermatitis 2023; 88: 406-407; DOI: 10.1111/cod.14283
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