
Hepatitis C - neue Medikamente versprechen Heilung
Polymerasehemmung und Inhibition der Nichtstrukturproteine (NS) 5 A und B – das sind die neuen Zauberworte im Zusammenhang mit der Hepatitis C. In den letzten Jahren kam eine ganze Reihe neuer Medikamente aus diesen Substanzklassen auf den Markt und der Strom reißt nicht ab (s. Kasten). Eine Entwicklung, die Professor Dr. Michael Manns von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover sehr begrüßt.
Hepatitis-Behandlung nur acht Wochen?
„Mit den modernen Substanzen gelingt es uns heute tatsächlich, die Infektion zu heilen“, betont der Kollege im Gespräch mit Medical Tribune. Denn auch wenn alle Präparate für sich „nur“ virustatische Eigenschaften besitzen, führen sie in gezielter Kombination zum Viruzid. Und das mit immer kürzerer Anwendungsdauer. „Die Zeiten einer einjährigen Therapie gehören heute praktisch der Vergangenheit an“, betont Prof. Manns.
Er rechnet künftig mit einer durchschnittlichen Behandlungszeit von zwölf Wochen, in leichten Fällen – keine Fibrose, niedrige Viruslast – können auch acht Wochen genügen. Damit relativieren sich seiner Ansicht nach auch die enormen Kosten, die mit dem Einsatz der neuen Medikamente einhergehen. „Pay for cure“ nennt der Hepatologe diese Entwicklung, die nun mögliche Heilung nach kurzer Zeit sei ein entscheidender Aspekt in der Kosten-Nutzen-Analyse.
Welche Medikamente stehen zur Verfügung? |
Proteasehemmer: Telaprevir (Incivo® seit Oktober 2011) und Boceprevir (Victrelis® seit September 2011), beide zugelassen in Kombination mit Peginterferon-ɑ und Ribavirin, wegen starker Nebenwirkungen (Anämie, Haut- und Geschmacksveränderungen) nicht mehr als Standardtherapie empfohlen Simeprevir (Olysio® seit Juni 2014), in Kombination mit anderen Medikamenten (je nach Genotyp und Vorbehandlung Peginterferon-ɑ, Ribavirin, Sofosbuvir) NS5B-Polymerase-Hemmer: Sofosbuvir (Sovaldi® seit Februar 2014), in Kombination mit Ribavirin und evtl. Peginterferon-ɑ NS5A-Polymerasehemmer: Daclatasvir (Daklinza® seit September 2014), in Kombination mit anderen Medikamenten (Peginterferon-ɑ, Ribavirin, Sofosbuvir) Ledipasvir, in fixer Kombination mit Sofosbuvir (Harvoni® seit Dezember 2014) ohne sonstige Komedikation (interferonfreie Therapie) www.kompetenznetz-hepatitis.de, www.deutsche-leberstiftung.de |
Genotyp entscheidend für Ansprechen der Therapie
Allerdings hat der Genotyp des Virus nach wie vor große Bedeutung, generell spricht Typ 1 am besten an. Und „pangenotypische“ Substanzen wirken auch nicht gleich stark gegen die verschiedenen Varianten. So schwächeln bspw. NS5A-Hemmer etwas bei Typ 3. Aktuell besitzen die Wirkstoffe die Zulassung nur in Kombination mit Interferon und/oder Ribavirin. Doch immer mehr Studien ergaben sehr gute Resultate ohne Interferon, sodass in den westlichen Ländern der Weg klar hin zur interferonfreien Therapie geht.
Mitte Dezember dieses Jahres kam hierzulande die erste interferonfreie Kombination auf den Markt. Doch gerade in Drittländern wird die traditionelle Medikation weiterhin hohen Stellenwert haben. Die Wahl der richtigen Wirkstoffe und geeigneten Kombinationen sollte derzeit laut Prof. Manns noch Spezialisten vorbehalten bleiben.
Hepatitis-Diagnose zu oft nicht gestellt
Die entscheidende Rolle des Hausarztes sieht er in der Diagnostik der Infektion, denn nach wie vor bleibt die Hepatitis C zu oft unentdeckt. „Vor allem bei Risikogruppen müssen erhöhte Leberwerte abgeklärt werden“, mahnt der Experte. Dazu zählen z.B. (ehemalige) i.v.-Drogenabhängige, Hämophiliepatienten, die noch herkömmliche Blutprodukte bekamen, oder Menschen nach mehreren Operationen.
Natürlich sollten die medizinischen Disziplinen eng zusammenarbeiten und die Laborkontrollen nach Therapieende (Transaminasen, Viruslast) können durchaus beim Hausarzt erfolgen. Die Heilung ist erreicht, wenn man zwölf Wochen nach Ende der Medikation keine Viruslast mehr nachweisen kann.
Eine Ausrottung der Hepatitis C dürfte allerdings kaum gelingen, da nicht mit einer flächendeckenden Verbreitung der kostspieligen neuen Therapien zu rechnen ist. Allerdings bemühen sich die Hersteller nach Aussage von Prof. Manns durchaus, ihre Produkte auch in wirtschaftsschwachen Regionen, z.B. Afrika, kostengünstig abzugeben.
Quelle: Medical Tribune Bericht
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