Chronische Hepatitis C fast immer heilbar!

Länger als zehn Jahre beschränkte sich die Therapie der chronischen Hepatitis C auf die Gabe von pegyliertem Interferon und Ribavirin – mit oft schweren Nebenwirkungen. Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose konnten häufig sogar gar nicht behandelt werden, erinnern Privatdozentin Dr. Katja Deterding von der Medizinischen Hochschule Hannover und Kollegen. Seit 2014 wurden insgesamt 13 direkt antiviral wirksame Substanzen (direct acting antivirals, DAA) zugelassen, die eine interferonfreie Therapie ermöglichen (s. Kasten). Einige werden hierzulande allerdings nicht mehr aktiv vertrieben.
Die vier Wirkstoffklassen gegen Hepatitis-C-Viren
- HCV-Protease-Inhibitoren: Simeprevir, Paritaprevir, Grazoprevir, Glecaprevir, Voxilaprevir
- HCV-NS5A-Inhibitoren: Daclatasvir, Ledipasvir, Ombitasvir, Velpatasvir, Elbasvir, Pibrentasvir
- Nicht-nukleosidischer HCV-Polymerase(NS5B)-Inhibitor: Dasabuvir
- Nukleotidischer Polymerase-Inhibitor: Sofosbuvir
- HCV-Genotyp
- Vortherapie
- Viruslast
- Nierenfunktion
- Leberfibrose/-zirrhose
Zahl der Transplantationskandidaten mit Hep C sinkt
Eine Therapie reduziert teure Folgekomplikationen, verbessert die Leberfunktion bei Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose und senkt das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom. Ersten Hinweisen zufolge sinkt seit 2015 auch die Zahl der Lebertransplantationskandidaten mit chronischer Hepatitis C. Laut den Autoren spricht all dies dafür, dass die DAA-Therapie die HCV-assoziierten Kosten in den nächsten Jahren deutlich reduzieren wird. Zudem weisen direkt antivirale Substanzen ein sehr gutes Nebenwirkungsprofil auf. Potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten gilt es allerdings zu berücksichtigen. Dabei hilft eine Internetseite der Universität Liverpool: www.hep-druginteractions.org. Bei eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 30 ml/min) kommen statt sofosbuvirhaltiger Mittel bevorzugt die nukleotidanalogafreien Regime Glecaprevir/Pibrentasvir und Elbasvir/Grazoprevir zum Einsatz. Kontraindiziert sind diese Therapien (mit HCV-Protease-Inhibitoren) jedoch bei dekompensierter Leberzirrhose. Auf den Einsatz von Ribavirin sollte wegen der potenziellen Nebenwirkungen (Anämie, Reizhusten, Exantheme etc.) möglichst verzichtet werden. Eine gute Behandlungsmöglichkeit von Patienten mit Genotyp 1 bietet die Kombination von Sofosbuvir und Ledipasvir, die inzwischen in einer Tablette angeboten wird. Für bisher unbehandelte Genotyp-1-Patienten ohne Leberzirrhose genügt eine achtwöchige Einnahme (gilt auch für HIV-Koinfizierte). Gemäß dem Deutschen Hepatitis-C-Register heilt die Erkrankung damit bei fast allen Betroffenen erfolgreich aus. Die Kombination Sofosbuvir/Velpatasvir wurde in Europa 2016 als erstes pangenotypisch wirksames Single-Tablet-Regime zugelassen. Kandidaten sind Personen ohne oder mit kompensierter Zirrhose. Unter einer 12-wöchigen Behandlung lassen sich Ausheilungsraten von 98–99 % erreichen. Die ebenfalls einmal täglich applizierte Kombi Elbasvir/Grazoprevir wirkt gegen die Genotypen 1 und 4. Glecaprevir/Pibrentasvir muss der Betroffene täglich dreimal schlucken, dafür läuft die Behandlung für DAA-Naive ohne Zirrhose nur über acht Wochen. Mit Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir gibt es mittlerweile auch drei Wirkstoffe in einer Tablette. Sie stellt die aktuelle Standardtherapie für alle dar, bei denen ein direkt antiviraler Wirkstoff versagt hat.Drei mögliche Regime für die Genotypen 2 und 3
Den HCV-Genotyp 2 erfassen derzeit drei ribavirinfreie Regime: Sofosbuvir/Velpatasvir, Glecaprevir/Pibrentasvir sowie Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir. Diese Optionen eignen sich je nach Zirrhosestatus und Vortherapie auch für Patienten mit Genotyp-3-Infektion. Gegen den Genotyp 4 bevorzugen die Autoren neben den drei genannten Regimen Elbasvir/Grazoprevir (ggf. + RBV) und Sofosbuvir/Ledipasvir. Für die in Deutschland eher seltenen Typen 5 und 6 gibt es ebenfalls mehrere Behandlungsangebote. Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten finden Sie online unter www.dgvs.de.Quelle: Deterding K et al. Internist 2018; 59: 401-409
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