Herzrisiko mit geballter Pflanzenkraft senken

Anders als für chemische Medikamente fehlt die wissenschaftliche Evidenz für Phytotherapeutika oft – genauso wie Daten zu potenziellen Risiken oder Interaktionen, schreiben Dr. Rosa Liperoti vom Department of Geriatrics, Neurosciences and Orthopaedics, A. Gemelli University Hospital in Rom und Kollegen.
Kanadier empfehlen 40 g Leinsamen/Tag
Für einige der zahlreichen zur Vorbeugung und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen empfohlenen Phytotherapeutika gibt es Hinweise auf positive Effekte aus klinischen Studien, auch wenn noch weitere Untersuchungen zur Bestätigung notwendig sind:
Leinsamen-Öl könnte aufgrund seines hohen Gehalts an Alpha-Linolensäure, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen interessant bei KHK, Hyperlipidämie und metabolischem Syndrom sein. In einer Metaanalyse von elf kontrollierten Studien zeigte sich eine leichte, aber signifikante Abnahme des Blutdrucks – besonders ausgeprägt bei pAVK. Auch ein positiver Effekt auf den LDL-Spiegel ist durch eine Metaanalyse belegt. Die kanadische Gesundheitsbehörde empfiehlt seit 2014 den Konsum von 40 g Leinsamen/d zur Senkung des Cholesterinspiegels.
Knoblauch durch den Cochrane-Filter gepresst
Knoblauch wird traditionell zur Prävention und Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen empfohlen und soll Gefäße vor Atherosklerose schützen. Bei den ganz harten Daten scheiterte die beliebte Knolle aber: Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2012 fand keine ausreichende Evidenz zur Senkung der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei Hypertonikern im Vergleich zu Placebo. Einzelne Parameter wie LDL-Cholesterin und Nüchternblutzucker könnten aber positiv beeinflusst werden – auch wenn die Studienlage hier nicht ganz einheitlich ausfällt.
Traubenkern-Extrakte haben möglicherweise einen Blutdruck- und LDL-senkenden Effekt.Die Untersuchungslage ist allerdings dünn und der Effekt klein. Empfehlen kann man die Extrakte daher noch nicht – zumal Sicherheitsdaten fehlen.
Grüner Tee soll ebenfalls Cholesterinspiegel reduzieren, die Diabeteskontrolle verbessern und vor kardiovaskulären Ereignissen schützen. In großen Beobachtungsstudien ließ sich tatsächlich eine reduzierte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität bei Menschen zeigen, die mindestens drei Tassen am Tag trinken. Eine Cochrane-Analyse bestätigte einen positiven Effekt auf Cholesterinspiegel und Blutdruck – allerdings bei geringer Zahl von Studien, kurzer Beobachtungsdauer (drei bis sechs Monate) und sehr heterogenem Studienaufbau.
Weißdorn-Zubereitungen finden vor allem bei Herzinsuffizienz Verwendung – sollen aber zudem vor kardiovaskulären Risiken bewahren. Einige Parameter bessern sich bei chronischer Herzinsuffizienz tatsächlich, harte Endpunkt-Daten fehlen aber immer noch. In einigen kleinen kontrollierten Studien ermittelte man positive Effekte auf Blutdruck und Lipide, dies müssten aber größere Studien erst bestätigen.
Widersprüchlich bewertet: Ginkgo, Ginseng, Astragalus
Auch für Mariendistel wird neuerdings ein Effekt bei kardiovaskulären Erkrankungen postuliert. Eine Metaanalyse von fünf Studien ergab einen positiven Einfluss auf Nüchtern-BZ und HbA1c bei Diabetikern – zum kardiovaskulären Risiko gibt es keine Zahlen. Weiterhin nimmt man von Soja an, dass es Cholesterinspiegel und Blutdruck günstig moduliert. Die Senkung von LDL-Cholesterin im Vergleich zum Verzehr von tierischem Protein belegte eine Metaanalyse – hier sind aber ebenfalls noch bessere Studien erforderlich.
Keine Evidenz oder widersprüchliche Daten bescheinigen die Autoren Ginkgo biloba, asiatischem Ginseng und Astragalus.
Liperoti R et al. JACC 2017; 69: 1188-1199
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