Hormone in der Menopause, ja oder nein?

Dr. Anja Braunwarth, Foto: thinkstock

Über Nutzen und Risiken einer Hormontherapie in der Menopause streiten sich die Gelehrten seit langer Zeit. Eine neue Leitlinie soll es leichter machen, das Für und Wider abzuwägen.

Die häufigsten Beschwerden in der Menopause bestehen in Hitzewallungen und vaginaler Trockenheit. Hitzewallungen können durch eine Hormontherapie (HT) effektiv gelindert werden, schreiben Professor Dr. Olaf Ortmann von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef und seine Kollegen in der Zeitschrift „Frauenarzt“. Das gilt auch für Frauen mit prämaturer Menopause (vor dem 40. Lebenjahr), die bis zum durchschnittlichen Menopausealter behandelt werden können.

Günstig für Knochen und Harnwege

Andere Probleme wie Schlafstörungen, Veränderungen der Sexualität oder Stimmungsschwankungen werden dagegen in sehr unterschiedlichem Ausmaß beklagt. Die alleinige Verbesserung der allgemeinen bzw. gesundheitsbezogenen Lebensqualität stellt keine HT-Indikation dar.Günstige Effekte der Behandlung betreffen die vaginale Schleimhaut, den Knochenstoffwechsel und Harnweginfekte. Die Hormone können eine vulvovaginale Atrophie verhindern bzw. zur Rückbildung bringen. Dabei ist eine lokale Therapie genauso erfolgreich wie eine systemische. Rezidivierende Harnweginfekte lassen sich durch eine vaginale Östrogentherapie deutlich reduzieren.

Eine Hormontherapie wirkt effektiv gegen Osteoporose und senkt das Frakturrisiko signifikant. Sie kann daher auch – bei Unverträglichkeit oder Kontraindikationen gegen andere Medikamente – zur Prävention von Knochenbrüchen eingesetzt werden. Zur KHK-Prävention eignet sich die Hormontherapie nach aktuellem Kenntnisstand nicht.

Vor allem im ersten Jahr mehr Thrombosen

Eine unbestreitbare Gefahr der Östrogentherapie besteht – vor allem im ersten Behandlungsjahr und bei begleitenden Risikofaktoren – in venösen Thrombosen und Lungenembolien. Zudem steigt unter einer HT das Risiko für zerebrale isch­ämische Insulte. Hier ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich. Eine entsprechende Bewertung ist auch im Hinblick auf Karzinome vonnöten.

Weitere unerwünschte Ereignisse der Therapie sind vermehrt auftretende Erkrankungen von Gallenblasen und -gängen (Cholelithiasis, Cholezystitis/Cholangitis). Zum Thema Inkontinenz und Demenz ist die Datenlage uneinheitlich. Nach der Auswertung kommen die Experten zu dem Schluss, dass sich eine orale Hormontherapie negativ auf die Harninkontinenz auswirkt, ein angenommener positiver Effekt von lokalen und transdermalen Applikationsformen konnte nicht eindeutig belegt werden. Die in Beobachtungsstudien gezeigte Risikoreduktion für eine Demenz ließ sich nicht verifizieren, eine kombinierte Hormontherapie (Östrogene plus Medroxyprogesteronacetat) erhöhte vielmehr bei Frauen über 65 Jahre die Gefahr kognitiver Einbußen.

Androgenisierungs- und Alterserscheinungen der Haut stellen nach der heutigen Datenlage keine Indikation zur Hormontherapie dar. Keine Belege fanden die Experten darüber hinaus für entsprechende Effekte von Phytoöstrogenen oder andere pflanzliche bzw. nichthormonale Substanzen. Sie empfehlen diese daher nicht als Hormontherapie-Ersatz.

Olaf Ortmann et al., Frauenarzt 2009; 50: 840–851


Krebsschutz oder Krebsgefahr?
Mammakarzinom:
Werden Hormone länger als fünf Jahre eingenommen, steigt das Brustkrebsrisiko. Es liegt unter einer Kombination von Östrogen und Gestagen höher als unter Östrogenen alleine. Nach Ende der Behandlung sinkt die Gefahr stetig ab und erreicht nach wenigen Jahren das Level von Frauen, die nie Hormone angewendet haben. Hormontherapie nach behandeltem Mammakarzinom ist kontraindiziert, da sie das Rezidivrisiko steigert.
Endometriumkarzinom:
Zeit- und dosisabhängig erhöht eine alleinige Östrogentherapie das Risiko. Die Kombinationsbehandlung mit mindestens zehntägiger Gestagenanwendung pro Monat dagegen gilt als sicher.
Ovarialkarzinom:
Das Risiko steigt unter einer Hormontherapie; ob Unterschiede zwischen Mono- und Kombipräparaten bestehen, ist noch nicht geklärt.
Kolonkarzinom:
Eine gemischte Hormonbehandlung senkt das Risiko für Karzinome in Kolon und Rektum signifikant, unter ausschließlicher Östrogentherapie ist dieser Effekt nicht nachzuweisen.

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