Hüft-TEP: Erhalten Frauen die falschen Prothesen?

Dr. Anja Braunwarth, Foto: thinkstock

Wie gelingt die Implantation einer Hüft-TEP am besten? Wann ist mit Komplikationen zu rechnen? Antworten liefern aktuelle Studien.

Auf dem jährlichen Meeting der American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS) wurden drei Studien zur Implantation von Totalendoprothesen (TEP) der Hüfte präsentiert1. Bei einer Untersuchung ging man den Folgeerkrankungen nach TEP-Implantation nach. Insgesamt 43 000 Patienten mit Coxarthrose nahmen an der Studie teil.

Kunstgelenk schützt vor Diabetes und Depression

Die Operierten wurden mit den konservativ Behandelten verglichen. Alle Studienteilnehmer konnten ein Jahr lang nachverfolgt werden, beinahe 24 000 über einen Zeitraum von sieben Jahren. Die Ergebnisse:

•    Patienten mit TEP wiesen ein kons­tant niedrigeres Mortalitätsrisiko (weniger als 52 % gegenüber dem Vergleichskollektiv) auf.

•    Im ersten Jahr lagen die Inzidenzraten für eine Herzinsuffizienz gleich auf, nach operativem Vorgehen ergab sich aber in den kommenden drei bis sieben Jahren ein klarer Vorteil.

•    Die Gefahr einer Diabetes-Manifestation war im TEP-Kollektiv nach einem und drei Jahren im Vergleich zu Nicht-Operierten reduziert. Geringere Raten für eine Depression fand man mit Beginn des dritten postoperativen Jahres.


Allerdings zeigten Patienten mit Endoprothese nach einem Jahr ein höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) und Atherosklerose. Über den gesamten Zeitraum lag die Gefahr für kardiovaskuläre Erkrankungen höher.

Was begünstigt Komplikationen nach Hüftgelenksersatz?

Inwieweit das Rauchen den postoperativen Verlauf beeinflusst, prüfte man in einer zweiten Studie. Dabei zeigte sich, dass die Überlebensraten von Rauchern niedriger lagen (92 vs. 99 %). Revisionseingriffe benötigten 9 % der aktiven, aber nur 4 % der ehemaligen „Paffer“.


Die dritte vorgestellte Untersuchung erfasste das Outcome nach prothetischer Versorgung von Frakturen bei mehr als 44 000 Patienten, im Schnitt 73 Jahre alt. Knapp zwei Drittel der Betroffenen waren Frauen. Als häufigste Komorbiditäten nannten die Studienautoren Hypertonie und Diabetes. Rund 5 % der Probanden verstarben, 13 % erlitten eine Komplikation jeglicher Art.


Als signifikante Prädiktoren für die Mortalität erwiesen sich Dia­lysepflicht, Schock bei Aufnahme, kardiale Erkrankung, männliches Geschlecht und der Schweregrad der Verletzung. Und was begünstigte das Auftreten einer oder mehrerer Komplikationen? Folgende Faktoren machten die Experten aus: Dialyse, Schock, längere Zeitdauer bis zur Operation, Übergewicht, kardiale Leiden und Diabetes.

Kleinere Hüftköpfe erhöhen das Revisionsrisiko

Ein verletzungsbedingter Schock im Vorfeld stellte sich als stärkster Prädiktor für kardiale und thrombemboembolische Komplikationen heraus. Eine Verkürzung der Zeit bis zur Operation ist ein Faktor, der sich am besten beeinflussen lässt. Bei älteren Patienten kann aber auch die optimale Einstellung einer gleichzeitig bestehenden internistischen Erkrankung die Überlebenschancen erhöhen. Die Autoren plädieren daher für eine enge Zusammenarbeit von Internisten und Chirurgen. 


Eine Studie ergab zudem, dass Frauen nach der Implantation einer Hüft-TEP ein höheres Risiko für Revisionseingriffe haben2. Rund 35 000 Patienten im Durchschnittsalter von 66 Jahren (58 % Frauen) wurden postoperativ nachbeobachtet. Frauen bekamen häufiger kleine Hüftköpfe und Prothesen mit Metall-Polyethylen-Gleitpaarungen implantiert. Im Fünf-Jahres-Follow-up betrug die adjustierte Hazard Ratio für jegliche Revision bei Frauen 1,29, für aseptische Revisionen lag sie bei 1,32 und für septische bei 1,17.


Kleinere Köpfe und Metall-auf-Metall-Paarungen erhöhten offenbar das Risiko für die Patientinnen. In einem Kommentar zur Studie heißt es, dass dringend Langzeituntersuchungen vonnöten sind3. Denn zu wissen, dass ihre Chancen schlechter stehen, ist nicht gerade hilfreich für Frauen, die durch ihre Coxarthrose im Alltag erheblich eingeschränkt werden.


1. Pressemitteilungen der AAOS unter www.aaos.org
2. Maria C.S. Inacio et al., JAMA Intern Med 2013; online first
3. Diana Zuckerman, a.a.O.

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