Hyperbarer Sauerstoff hilft auch bei Pyoderma gangraenosum

Dr. Dorothea Ranft, Foto: thinkstock

Wenn ein Pyoderma gangraenosum auf die immunsuppressive Therapie nicht anspricht, lohnt sich ein Versuch mit hyperbarer Sauerstofftherapie.

Als der Patient in der Genfer Universitätsklinik vorgestellt wurde, litt er bereits seit drei Wochen unter einem schnell wachsenden, schmerzhaften Ulkus an der linken Wade. An ein auslösendes Trauma konnte er sich nicht erinnern. Bei der körperlichen Untersuchung fanden die Dermatologen ein etwa 10 x 10 cm großes Geschwür mit nekrotischen Arealen und rot-violett verfärbtem unterminiertem Rand.


Die histologische Untersuchung ergab ein dichtes leukozytäres Infiltrat sowie eine fibrinoide Nekrose kleiner und mittelgroßer Gefäße. Nach Ausschluss anderer Ursachen (z.B. Malignome, Morbus Crohn) stand die Diagnose „idiopathisches Pyoderma gangraenosum“ fest.



Wann hyperbare Therapie?

  • Luft- bzw. Gasembolie, CO-Vergiftung

  • Gasbrand

  • Kompartmentsyndrom

  • Arterielle Insuffizienz (z.B. zur besseren Heilung von Problemwunden)

  • Schwere Anämie

  • Intrakranielle Abszesse

  • Nekrotisierende Weichteilinfektionen

  • Therapierefraktäre Osteomyelitis
  • Strahlenbedingte Weichteil- und Knochennekrosen, Verbrennungswunden
  • Hörsturz


Undersea & Hyperbaric Medical Society

Trotz Immunsuppression keine Heilungstendenz

Daraufhin erhielt der Patient zunächst über drei Tage 125 mg/d orales Methylprednisolon und danach 0,6 mg/kg KG Prednisolon. Außerdem erfolgte eine Wundbehandlung mit Antiseptika und Tacrolimus (0,1 %), schreiben Marem Abosaleh von der Abteilung für Dermatologie und Venerologie der Universitätsklinik und Kollegen.


Da sich die Nekrosen trotz hoch dosierter Steroidbehandlung noch vergrößerten, entschloss man sich zur einer zusätzlichen Therapie mit Ciclosporin A (4 mg/kg/Tag), erreichte aber auch damit lediglich eine Stabilisierung – bei fortbestehenden starken Schmerzen.

Kassen stoppen Behandlung trotz Erfolg

Nach der Aufklärung über weitere Optionen entschied sich der Patient für die hyperbare Sauerstofftherapie. Die Sitzungen erfolgten über drei Wochen von Montag bis Freitag täglich über 95 Minuten bei einem Druck von 2,5 bar – unter Beibehalten der immunsuppressiven Medikation.


Unter der O2-Therapie besserte sich der Befund, die Nekrosen verschwanden, es zeigte sich eine deutliche Reepithelialisierung und der Patient hatte kaum noch Schmerzen. Mangels Kostenübernahme durch die Krankenkasse konnte die Überdruckbehandlung allerdings nicht fortgesetzt werden, schreiben die Kollegen, und mit alleiniger Immunsuppression zeigte sich nur noch eine langsame Besserung.

Sauerstoff bessert Perfusion und bremst Bakterien

Wie erklärt man sich den Effekt der hyperbaren O2-Therapie? Den entscheidenden Faktor stellt die Verbesserung des Sauerstoffpartialdrucks im Gewebe dar. Dadurch verbessert sich die Oxygenierung, die Erythrozyten werden elastischer und schwimmen besser durch die Kapillaren. Durch Umverteilung des Blutes werden pathologisch veränderte Zonen verstärkt perfundiert, während Vasokonstriktion gesundes Gewebe vor O2-Übersättigung schützt.

Außerdem erhöht hyperbarer Sauerstoff die Phagozytoseaktivität mononuklärer Zellen und bremst nachhaltig das Bakterienwachstum.


Schließlich regt er die Proliferation von Fibroblasten und Endothelzellen an, Angiogenese und Kollagensynthese werden gesteigert.


Mit diesen Effekten lassen sich die Therapiefortschritte des o.g. Patienten unschwer erklären – eine kontrollierte Studie gibt es für die Indikation Pyoderma gangraenosum noch nicht.


Da das Verfahren aber gerade in der Dermatologie vermutlich großes Potenzial besitzt, wären grundsätzlich systematische klinische Untersuchungen einschließlich Prüfung der Kosteneffektivität mehr als wünschenswert, so das Fazit der Autoren.

Pyoderma gangränosum

Das zuvor therapieresistente Pyoderma gangraenosum  zeigt eine deutliche Heilungstendenz durch hyperbare Sauersttofftherapie.


Quelle: Marem Abosaleh et al., „Hyperbare Sauerstofftherapie bei therapierefraktärem Pyoderma gangraenosum“, Akt Dermatol 2014; 40: 24-26, © Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

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