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Hyperhidrose mit Deo behandeln?
Patienten mit Hyperhidrose schwitzen nicht einfach nur mehr – der Schweiß strömt nur so aus ihnen heraus und ein normales Sozial
leben wird damit fast unmöglich. Die Betroffenen sind es leid, sich immerzu wegen ihrer Schweißflecken auf Bluse und Jackett zu schämen. Außerdem neigt die ständig feuchte Haut vermehrt zu Mazerationen und Infektionen.
Hautirritation als limitierender Faktor
Therapeutisch kommen die langfristig anzuwendende Iontophorese oder anticholinerge Medikamente infrage. Letztere gehen allerdings mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung und Sehstörungen einher. Auch chirurgische Maßnahmen, z.B. die endoskopische Sympathektomie, können zu unerwünschten Nebeneffekten führen und verursachen zudem häufig eine kompensatorische Hyperhidrose.
Besser akzeptiert werden Injektionen mit Botulinumtoxin, um die Schweißproduktion einzudämmen, oder der lokale Einsatz von Aluminiumchlorid-(AlCl-)haltigen Antiperspiranzien. Letztere halten zwar die Schweißsekretion wirksam in Schach, führen aber häufig zu Hautirritationen.
In einer aktuellen randomisierten Studie an der Universität Hamburg haben Forscher nun Botulinumtoxin-Injektionen gegen eine neue besonders hautverträgliche AlCl-Formulierung bei Hyperhidrose getestet.1 22 Frauen mit einer nachgewiesenen Schweißproduktion von mehr als 50 mg/min erhielten auf einer Seite 10 bis 15 intradermale Injektionen mit 50 Einheiten Onabotulinumtoxin A. Auf der anderen Seite trugen sie jeden Abend ein 12,5%iges AlCl-Präparat (Sweat off) auf.
Der Effekt auf die Schweißbildung wurde anhand eines klinischen Scores2 und gravimetrisch durch Schweißmengenmessung ermittelt, schreiben Dr. Meike Streker und Kolleginnen von der Abteilung für Biochemie und Molekularbiologie an der Universität Hamburg. Nach zwei Wochen war der Hyperhidroselevel in der Injektionsgruppe um 93 % und unter dem Antiperspirans um 67 % zurückgegangen. Die Schweißproduktion verminderte sich entsprechend um 81 % bzw. 69 %.
Hyperhidrose: Aluminiumchlorid in Studie effektiv und sicher
Weitere Untersuchungen erfolgten nach drei und sechs Monaten. Nach einem halben Jahr ermittelte man für die Therapie mit Botulinumtoxin noch eine Minderung der Schweißproduktion um 60,4 % im Vergleich zu 68,9 % mit AlCl. Die Behandlung wurde insgesamt gut vertragen. Unter beiden Therapieformen nahm der Wasserverlust über die Haut (TEWL*) signifikant ab und der Haut-pH blieb in allen Fällen im physiologischen Bereich.
Die Autoren sehen sowohl in der Botulinumtoxin-Injektion als auch in der Anwendung von Aluminiumchlorid effektive und sichere Therapieoptionen. Vor allem für Patienten mit empfindlicher Haut mag die Spritzentherapie besser geeignet sein. Ökonomischer aber ist die AlCl-Therapie, so die Forscher.
*transepidermal water loss
1. Meike Streker et al., JCDSA 2013; 3: 190-196;
2. Birgit Wörle et al., JDDG 2007; 7: 625-628
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