Hypertriglyzeridämie nur nach Schweregrad einteilen

Maria Weiß, Foto: KBV

Die bisherige Einteilung der Hypertriglyzeridämien ist wohl gar nicht nötig. Zwei Kategorien sollen reichen: schwer und mild bis moderat.

Definitionsgemäß liegt eine Hypertriglyzeridämie vor, wenn die Nüchtern-Plasmawerte 150 mg/dl (1,7 mmol/l) übersteigen. Bei Werten über 885 mg/dl (> 10 mmol/l) spricht man von einer schweren Hypertriglyzeridämie, die mit einem erhöhten Risiko für eine akute Pankreatitis einhergeht. Allerdings sind diese Grenzwerte relativ willkürlich festgelegt, schreiben Professor Dr. Robert A. Hegele aus London, Kanada, und Kollegen.


Bisher müssen die Patienten zur Triglyzerid-Bestimmung nüchtern in die Praxis kommen. Möglicherweise sind die im postprandialen Zustand gemessenen Werte aber sogar noch aussagefähiger. Für die kardiovaskuläre Risikoeinschätzung ist auch die Fähigkeit des Körpers zur Lipidelimination wichtig, so der Experte.

Hypertriglyzeridämie: Familiär heißt nicht monogenetisch

Hyperlipoproteinämie - Einteilung nach Fredrickson - klicken zum vergrößernDie bisherige Einteilung der Hyperlipoproteinämien z.B. nach Fredrickson in fünf Phänotypen ist kompliziert, da sie sich nach der Art der vorherrschenden triglyzeridreichen Lipoproteinfraktionen richtet. Fast alle Typen beinhalten eine Hypertriglyzeridämie. Im Namen des Typs 1 suggeriert der Begriff „familiär“ zudem, dass es sich ähnlich wie bei der familiären Hypercholesterinämie um die Veränderung eines einzelnen Gens handelt. Dies ist aber meist nicht der Fall, so Prof. Hegele.


Nur bei den Patienten mit sehr hohen Triglyzeriden (> 885 mg/dl) findet man – meist schon im Kindes- und Jugendalter – häufiger monogenetische Erbgänge. Alle anderen Fälle mit leicht bis moderat erhöhten Triglyzeriden sind typischerweise multigenetisch bedingt. Es besteht eine Mischung von seltenen Mutationen mit großen Auswirkungen und von häufigen Mutationen mit jeweils nur geringen Effekten auf den Phänotyp. Hinzu kommen sekundäre Faktoren, die einer Triglyzeridämie Vorschub leisten (siehe Kasten).

Erbgut nur bei schwerer Hypertriglyzeridämie untersuchen

Dies könnte auch erklären, warum die Art der zugrunde liegenden Mutation nicht mit der Höhe der Triglyzerid-Spiegel assoziiert ist – selbst innerhalb einer Familie. Von einer genetischen Untersuchung raten Prof. Hegele und seine Kollegen daher ab. Eine Ausnahme bilden Kinder und Jugendliche, die unter einer schweren Hypertriglyzeridämie leiden.


Sekundäre Ursachen einer Hypertriglyzeridämie - klicken zum vergrößernDa sich die Therapie letztendlich nur nach der Höhe des Triglyzeridspiegels richtet, schlagen die Experten eine einfache Einteilung vor:

Normal: Triglyzeride < 175 mg/dl (< 2 mmol/l)
• Leicht bis mittelgradig: 175 bis 885 mg/dl (2 bis 10 mmol/l)
• Schwer: über 885 mg/dl (über  10 mmol/l)


Bei schwerer Hypertriglyzerid­ämie sollten die Triglyzeridspiegel mittels Diät und des Einsatzes von Fibraten, Nikotinsäure und Omega-3-Fettsäuren gesenkt werden. Es gilt, das Risiko für eine akute Pankreatitis zu reduzieren.

Wird das Herz-Kreislauf-Risiko überhaupt beeinflusst?

Nicht ganz so eindeutig ist die Indikation bei leicht und mittelgradig erhöhten Triglyzeriden. Eine eindeutige Reduktion des kardiovaskulären Risikos konnte bislang nicht nachgewiesen werden – insbesondere kein Effekt auf Schlaganfallrisiko und Gesamtmortalität. Daher stehen nicht pharmakologische Maßnahmen wie Gewichtsabnahme, körperliche Bewegung, Alkoholreduktion und Ernährungsumstellung an erster Stelle.


Mit Statinen lassen sich die LDL-Cholesterinspiegel (um bis zu 55 %) und abhängig vom Ausgangsspiegel auch die Triglyzeride (um bis zu 30 %) senken. Alternativ oder zusätzlich können Fibrate, Nikotinsäure oder Omega-3-Fettsäuren eingesetzt werden. Wichtig ist es, das Gesamtbild aller kardiovaskulären Risikofakten im Auge zu behalten, raten die Autoren.


Quelle: Robert A. Hegele et al., Lancet Diabet Endocrinol 2013; online first

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