Todesdrohung als Motivator: Bei schwerer Hypertriglyzeridämie hilft nur Lebensstiländerung

Dr. Angelika Bischoff

Die Triglyzeride des Metzgermeisters waren jenseits von Gut und Böse. Die Triglyzeride des Metzgermeisters waren jenseits von Gut und Böse. © fotolia/Jamrooferpix

Statine sind bei Hypertriglydämie nicht das Therapeutikum der Wahl. Ernährungsumstellung und Bewegung stehen an erster Stelle. Renitente Patienten lassen sich vielleicht durch die Gefahr einer letalen Pankreatitis motivieren.

Bei einem übergewichtigen Metzger in der sechsten Lebensdekade fielen immer wieder pathologische Lipidwerte auf, die progredient stiegen. Das LDL lag zwischen 53–100 mg/dl, das HDL war mit 25 mg/dl erniedrigt, das Gesamtcholesterin mit über 1073 mg/dl stark erhöht und auch die Triglyzeride zeigten mit 5680 mg/dl einen massiven Anstieg. Alle übrigen Laborwerte waren unauffällig. Es bestand keine Eigen- oder Familienanamnese hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankungen – weder Hypertonie noch Diabetes, koronare Herzkrankheit oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Der Mann war völlig beschwerdefrei und hatte bisher keine Medikamente eingenommen.

Erhöhtes VLDL ist der Übeltäter

Eine eingeleitete Statintherapie änderte an dem Lipidbefund fast nichts. Das war auch nicht zu erwarten, schreibt Professor Dr. Michael­ M. Ritter­, Leiter der Abteiung Dia­betologie und Endokrinologie am Helios Klinikum Berlin. Denn die Lipidkonstellation lässt auf ein stark erhöhtes VLDL-Cholesterin schließen, das Statine kaum beeinflussen.

Omega-3-Fettsäuren senkten die Triglyzeride zwar etwas. Eine Dauergabe damit lehnte der Mann allerdings ab, weil er das Medikament nur auf Privatrezept bekommen konnte und somit selbst bezahlen musste. Als klinisch relevant galt die vermutlich familiär bedingte schwere Hypertriglyzeridämie des Patienten, da sie jederzeit zu einer potenziell lebensbedrohlichen akuten Pankreatitis führen kann, betont der Autor.

Eine Ernährungsumstellung mit weitgehendem Verzicht auf schnell resorbierbare Kohlenhydrate und gesättigte Fettsäuren, Gewichtsreduktion um 4–5 kg und Bewegung stehen therapeutisch ganz vorne, schreibt Prof. Ritter. Auch ein striktes Alkoholverbot muss man dem 64-Jährigen auferlegen, da Alkohol in der Leber in VLDL umgewandelt wird.

Medikamente, am ehesten noch Fibrate, spielen eindeutig die zweite Geige, denn sie sind bei Diätfehlern wirkungslos. Für einen Metzgermeis­ter, der bisher keine wesentlichen Stoffwechselprobleme aufwies, sind diese Maßnahmen sicher eine schlechte Nachricht. Aber vielleicht erhöht die Aufklärung über das tödliche Risiko der Pankreatitis die Motivation, so Prof. Ritter.

Mit Bauchschmerzen direkt beim Arzt melden

Er empfiehlt, dem Patienten ans Herz zu legen, sich, wenn Bauchschmerzen auftreten, beim Arzt zu melden. Denn sie weisen in Zusammenhang mit einem starken Anstieg der Triglyzeride potenziell auf eine Pankreatitis hin. In diesem Fall kann man eine Plasmapheresebehandlung erwägen.

Quelle: Ritter MM internistische Praxis 2017; 57: 673-674

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Die Triglyzeride des Metzgermeisters waren jenseits von Gut und Böse. Die Triglyzeride des Metzgermeisters waren jenseits von Gut und Böse. © fotolia/Jamrooferpix