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Hypothermie und Arrhythmie? Bitte aufwärmen!
Aus Hypothermie-Studien bei Patienten, die außerhalb des Krankenhauses einen Herzstillstand erlebt haben, weiß man, dass der periphere vaskuläre Widerstand beim Herunterkühlen durch Kontraktion von Arteriolen steigt. Kontraktile Funktion, Herzindex und Auswurfleistung nehmen ab, die Herzfrequenz geht ebenfalls zurück.
Letzteres stelle ein gutes Zeichen dar, betonte Dr. Christian Hassager vom Herzzentrum des Rigshospitalet in Kopenhagen. Denn die Pulsverlangsamung zeigt an, dass das autonome System noch funktioniert. Patienten, die unter Hyperthermie eine Bradykardie entwickelt haben, wiesen klinischen Studien zufolge ein besseres Überleben auf, so der Referent.
Bei Herzstillstand sofort kardiopulmonale Reanimation beginnen
Bei Hypothermie steigt auch die Blutviskosität und es kommt zu einem zentralen Pooling des Blutvolumens. Insgesamt liegt auch eine vermehrte elektrische Instabilität vor, wie der dänische Kollege ausführte: ST-Segment-Veränderungen, Leitungsanomalien, Sinusbradykardie, verlängertes QT-Intervall, J-Wellen und vermehrt ventrikuläre Extrasystolen sind zu beobachten. Die elektrische Instabilität kann im ungünstigen Fall in ein Kammerflimmern münden.
Bei welcher Temperatur das Herz „unruhig“ wird, ist individuell sehr unterschiedlich. Hierauf weisen u.a. Studien an anästhesierten Hunden hin. Die experimentell erzeugte elektrische Instabilität trat durchschnittlich nach Unterschreiten von 30°C ein. Bei im Mittel 21°C bleibt das Herz stehen.
Aktuelle Lehrmeinung: kreislaufstabile Patienten wärmen!
Während früher davor gewarnt wurde, die Patienten aufzuwärmen, weil man Thrombosen fürchtete, so hat sich die Lehrmeinung inzwischen geändert. Bei stabilem Kreislauf sollte ein Unterkühlungs-Opfer aktiv extern aufgewärmt werden, z.B. mit Decken. Das gilt auch für Patienten mit kardialer Instabilität oder Kerntemperatur unter 28 °C, sie sollten dann aber unverzüglich in ein Spezialzentrum transportiert werden.
Ist ein Herzstillstand eingetreten, geht es vor allem darum, weiteren Wärmeverlust zu verhindern. Eine kardiopulmonale Reanimation/Defibrillation wird eingeleitet und während des Transports in ein Spezialzentrum fortgesetzt.
Quelle: Kongress der European Society of Cardiology, London, September 2015
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