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Kalt erwischt: So reagieren Sie bei Hypothermie und lokalen Kälteschäden richtig

Unterkühlung und lokale Erfrierungen treffen nicht nur Ultraläufer, die sich bei -25 °C über 700 km durchs Yukon Territory quälen, erklärte Dr. Andreas Leischker. Bereits bei Temperaturen von 2–5 °C können sich Frostbeulen bilden, sagte der Geriater vom Krankenhaus Maria-Hilf in Krefeld.
Neben Obdachlosen und Menschen, die berufsbedingt mit Kälte in Kontakt kommen, muss man auch an Senioren in alten Wohungen denken. „Da wird teilweise nachts die Heizung ausgeschaltet, dann sitzen die allein in ihren kalten Wohnungen, unterkühlen über die Nacht und wachen am nächsten Morgen verwirrt auf. Da kann wer weiß was passieren“, sagte Dr. Leischker. Zu den typischen Komplikationen gehören Wundinfektionen (in ca. 30 % der Fälle), eine persistierende Kälteempfindlichkeit oder ein Kompartmentsyndrom.
Erste Devise: vor der lokalen Erfrierung die Hypothermie behandeln. Sie teilt man am besten klinisch ein. Personen mit leichter Unterkühlung sind ansprechbar und zittern (35–32 °C Körperkerntemperatur). Hier gilt es zunächst, den Patienten vor einem weiteren Wärmeverlust zu schützen und möglichst Energie in den Organismus zu pumpen, beispielsweise mit stark gesüßtem Tee. Ins Krankenhaus muss er nicht, sofern keine Verletzungen vorliegen. Von körperlichen Anstrengungen raten Experten für 24 Stunden ab.
Körperliche Bewegung ist bei Unterkühlung tabu
Sinkt die Körpertemperatur unter 32 °C, hört das Zittern auf (kostet zu viel Energie). Betroffene sind entweder verwirrt oder bewusstlos und es kommt häufig zu Arrhythmien. In diesen Fällen sollte man den Carotispuls mindestens eine Minute lang tasten (am besten mehrmals), die verbliebene Wärme unbedingt erhalten und möglichst zusätzlich in Leisten und Nacken applizieren. Körperliche Bewegung ist absolut tabu (Kammerflimmern!).
Im Falle einer Wiederbelebung riet Dr. Leischker, kein Adrenalin oder andere Medikamente zu geben, solange die Kerntemperatur unter 30 °C liegt, und maximal dreimal zu defibrillieren. Bei 30–35 °C verdoppelt man die Intervalle zwischen den normalen „Dosen“, d.h. cardiopulmonale Reanimation (CPR) alle sechs Minuten. Unter 28 °C heißt es: abwechselnd fünf Minuten Herzdruckmassage und maximal fünf Minuten Pause, und im Extremfall von < 20 °C genügen fünf Minuten CPR im Wechsel mit maximal zehn Minuten Pause.
Frostbeulen außerhalb der Großstadt
- Betroffene in eine warme Umgebung bringen
- warme, zuckerhaltige Getränke geben
- enge Kleidung und Ringe entfernen
- Extremitäten nicht (!) reiben
- Hände unter die Achseln
- lockeren Verband anlegen
- nur auftauen, wenn keine Gefahr für Wiedereinfrieren besteht
Gefäße kontrahieren in 15 °C kaltem Gewebe am stärksten
Das Risiko für lokale Erfrierungen wie Frostbeulen und sogenannte non-freezing cold injury (s. Kasten) wird durch Alkohol und Nikotin, Verletzungen, zu enge Schuhe (Vasokonstriktion) und dem wiederholten Kontakt mit kaltem Wasser erhöht. Am stärksten ziehen sich die peripheren Gefäße bei einer Gewebetemperatur von 15 °C zusammen, unter 10 °C kommt es zur intermittierenden Vasodilatation.Nicht erfroren, aber stark verkühlt
- oberflächliche Hautläsion
- Blasen mit klarer Flüssigkeit und Ödem
- blutgefüllte Blasen, blau-grauen Verfärbungen der Haut
- Sehnen, Muskeln und Knochen sind betroffen, der Patient hat keine Schmerzen bei Wiedererwärmung
Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
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